1316 - Vampirhölle
einer Sessellehne hochgezogen.
Dann ging er weiter.
Seine Wohnung war für ihn plötzlich interessant geworden. Ein Übungsplatz, über den er schritt. In jedes Zimmer ging er hinein und schaute sich dort um.
Die Wohnung war groß und zog sich über die gesamte Etage hin.
Er liebte jedes Zimmer. Für ihn waren die Räume so etwas wie Rückzugsorte gewesen. Nicht immer allein. Oft genug hatte er sich unter den weiblichen Gästen die Schönsten aussuchen können und hatte sie dann mit in sein Refugium genommen.
Das würde er auch weiterhin so halten. Nur würden die Spielchen jetzt anders sein. Da interessierte ihn nicht mehr so sehr die Schönheit des Körpers, sondern nur das, was sich unter der Haut verborgen hielt.
Blut!
Alles in ihm schrie danach, an frisches Blut zu kommen. Er stand im Flur, in dem nur ein schwaches Licht wie eine Notbeleuchtung brannte, reckte sich, hielt den Mund offen und das Gesicht so weit verzerrt, dass ihm die Augen aus den Höhlen traten.
Er brauchte es. Er würde es sich holen. Er würde alles vorbereiten. Ja, vorbereiten, denn trotz seiner Gier war er schlau genug, nicht direkt in das Lokal zu gehen, um sich wahllos ein Opfer zu suchen. Er würde sehr methodisch vorgehen.
Es gab ja nicht nur den großen Raum der Disco. Es existierte noch etwas anderes, und er dachte dabei an den Keller unterhalb des Lokals. Ihn hatte er den beiden Prinzen zur Verfügung gestellt. Dem Geschwisterpaar Mona und Mike, das er sehr bewunderte.
Da unten hatten sie ihre Spielchen mit den Willigen durchgezogen. Er war einige Male dabei gewesen.
Auch sie gehörten zu den Vampiren. Aber sie waren anders als er. Sie waren nicht echt, und das genau unterschied sie. Oder hatte sie unterschieden, denn der Sir erinnerte sich an das, was ihm die blonde Bestie gesagt hatte.
Beide würden zu Bestien werden, die so reagierten wie er. Sie würden das Blut als Nahrung nehmen, und die Familie würde immer mehr wachsen.
Jetzt war auch die letzte Anfangsschwäche bei ihm verschwunden. Seine Hand lag auf der Klinke der alten Tür, die er mit einer heftigen Bewegung aufzog und in den Flur trat.
Er sah die Treppe vor sich liegen. Alles in diesem Haus war alt.
Da machte auch die Treppe keine Ausnahme. Breite, ausgetretene Stufen. An der Seite ein wurmstichiges Holzgeländer. Schmutzige graue Wände. In der unteren Hälfte ein Sockel, der so gut wie nicht mehr zu sehen war, weil sich nichts von ihm abhob. Das alles kannte er. Und hätte er das Licht eingeschaltet, wäre es auch nicht viel heller geworden. Dieses Treppenhaus hatte sich der Düsternis in der Disco angepasst.
Mit etwas tappenden Schritten und leicht schwankenden Bewegungen ließ er die Stufen der Treppe hinter sich. Als er die Disco erreicht hatte, blieb er im Flur für eine Weile stehen. Die Tür schloss nicht fugendicht. So drang nicht nur ein schwacher Lichtschein nach außen, er hörte auch die Musik, die klagend gegen seine Ohren klang. Es waren genau die Melodien, die den Gästen so sehr gefielen. Sie wollten nichts anderes hören. Der Sir stellte auch fest, dass die Musik live gespielt wurde. Das hieß nichts anderes, dass Vanessa bereits erschienen war und ihrer Aufgabe nachging.
Der Gedanke an sie ließ seine Augen aufleuchten. Er mochte sie.
Er hatte sie letztendlich dazu animiert, hierzu spielen. Sie war meilenweit davon entfernt, ein Vollweib zu sein wie Justine Cavallo, doch er mochte sie trotzdem. Er war eben nicht nur auf einen Typ Frau festgelegt. Die Vorstellung, sie zu einer Blutsaugerin zu machen, die trotzdem noch Geige spielte, faszinierte ihn.
Später, aber nicht mehr lange…
Cecil Banks musste noch eine Treppe hinabgehen, um den Keller zu erreichen. Er war recht groß und nichts anderes als ein feuchtes Loch. Aber für bestimmte Spielchen eignete er sich besonders. Das hatten Mona und Mike bewiesen.
Beide würden kommen. Beide würden sein wie er. Und es war durchaus möglich, dass sie ihr Ziel bereits erreicht hatten und sich nur nicht in der Disco zeigten, sondern erst die Lage in den Kellerräumen sondierten.
Das wollte der frisch gebackene Vampir auch. Und so stieg er weiter in die Tiefe hinab.
Bis zu einem gewissen Punkt. Da stoppte er plötzlich mitten auf einer Treppenstufe.
Ein Geruch hatte ihn erreicht. Es schimmerte auch Licht. Der Geruch nach Menschen und Blut.
Da unten war jemand!
***
Niemand hatte uns auf dem Weg nach unten aufgehalten. Es war leicht gewesen, den Keller zu finden, und so waren wir eine
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