1316 - Vampirhölle
sich versteckte, nahmen mir die Sicht.
Suko nahm über eine Rufanlage Kontakt auf. Das Tor schob sich nicht auf. Dafür wurde es in seiner Umgebung hell. Seine Gestalt malte sich im Zentrum ab.
Ein Mann in Uniform verließ das Haus. Er näherte sich Suko voller Misstrauen. Ich ging davon aus, dass er bewaffnet war. In Zeiten heimtückischer Terroranschläge musste das einfach so sein.
Der Mann ließ sich Sukos Ausweis zeigen. Danach sprachen die beiden miteinander, während ich meinen Gedanken nachhing, die sich natürlich um Vanessa Drake drehten.
War sie noch zu retten? Kamen wir rechtzeitig genug, um sie vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren?
Ich wusste es nicht, und ich konnte auch nicht darauf setzen, denn das Leben ist kein Drehbuch. Was der Filmheld schaffte, das ist uns nicht immer vergönnt. Oft genug hatten wir uns eine bittere Niederlage eingestehen müssen, die mit dem Tod eines Menschen geendet hatte. Ich wünschte mir inständig, dass es in dieser verdammten Nacht anders laufen würde und die Vampirhölle keinen weiteren Nachschub erhielt.
Suko hatte sein Gespräch beendet. Er und der Wachtposten reichten sich durch die Lücke im Gitter die Hände, dann kehrte mein Partner wieder zum Rover zurück.
Er stieg ein.
»Erfolg gehabt?«
»Heiße ich John Sinclair?«
»Na, na, mal langsam. Und hör mit dem Grinsen auf.«
»Klar.«
»Wie weit ist es?«
»Kann ich schlecht sagen. Auf jeden Fall ist es nicht sehr weit. Das ist schon mal wichtig. Der Wächter hat mir sogar den Weg zur Kapelle erklärt. Wir müssen ihn nur finden und richtig in das Gelände hinein. Außerdem ist die Strecke nicht eben eben.«
»Führt dieser Feldweg direkt bis zum Ziel?«
»Nein, wir müssen uns noch durch das Gelände schlagen. Zwar hätten wir mit dem Wagen auch eine Chance, in die direkte Nähe zu gelangen, aber das wäre zu auffällig.«
»Gut. Dann los.« Ich stellte noch eine Frage. »Etwas Verdächtiges hat der Mann nicht gehört oder gesehen?«
»Beides nicht.«
Ich konnte nicht einordnen, ob dies positiv oder negativ war. Für mich war nur wichtig, dass wir Vanessa fanden, und zwar als Mensch und nicht als Blutsauger.
Man hatte Suko eine gute Beschreibung gegeben. Leider konnten wir nicht quer durchs Gelände fahren. So mussten wir wieder zurück zur normalen Straße, die um diese Zeit nicht frequentiert wurde und als leeres graues Band die Landschaft zerteilte, als wäre sie eine Startbahn für Raumschiffe zu den Sternen hin.
Die Wirkung der beiden Tabletten spürte ich auch und fühlte mich wieder fast fit.
Der Feldweg war durch das hohe Gras am Straßenrand nicht leicht zu finden, aber Suko besaß Augen wie ein Luchs, und so lenkte er den Wagen hinein.
Der Rover befand sich noch in der Kurve, als Suko das Licht der Scheinwerfer löschte. Das hätte ich an seiner Stelle auch getan. So rollten wir im Dunkeln hinein in die Wildnis.
Fast im Schritttempo fuhr der Rover weiter. Er gab uns jede Unebenheit des Bodens zurück. Es veränderte sich auch die Bepflanzung. Auch wenn der Weg parallel zur Straße geführt hätte, wir hätten ihn von dort aus nicht sehen können, weil das dicht wachsende Buschwerk uns die Sicht nahm.
Hier ging es nur geradeaus. An der rechten Seite wurden die Gewächse höher. Schon bald reckten erste Bäume die frisch begrünten Kronen in den Nachthimmel.
»Hat der Mann dir gesagt, wie weit wir ungefähr fahren müssen, um so nahe wie möglich zu sein?«
»Hat er nicht.«
»Auch nicht ungefähr?«
»In etwa schon. Er kennt die Kapelle zwar, ist aber noch nicht dort gewesen. Er hat keinen Bock auf Einsamkeit. Nach Feierabend geht es in die Stadt.«
»Kann ich verstehen.«
Mit dem Rover tasteten wir uns voran. Wir hielten beide die Augen weit offen. Ich schaute immer wieder nach rechts an Suko vorbei, um dort etwas zu sehen.
Der Wald schwieg.
Dann stoppte Suko den Rover.
Ich schaute dem Gurt zu, wie er hochflippte, denn Suko hatte sich losgeschnallt.
»Schon da?«
»Lass uns zu Fuß weitergehen.«
Ich nahm an, dass Suko seine Gründe hatte, und verließ den Wagen ebenfalls.
Uns umgab die nächtliche Stille. Selbst aus dem Wald hörten wir keine Geräusche. Aber Suko musste etwas entdeckt haben, sonst hätte er nicht seine Leuchte hervorgeholt. Er ging in die Hocke. Er schaltete die Lampe ein und deckte den Lichtstrahl etwas mit seiner Hand ab. Dabei ließ er noch genügend Licht durch, um damit den Boden abzuleuchten.
»Das hatte ich mir gedacht«, flüsterte
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