1316 - Vampirhölle
einer Blutsaugerin mit schönen, aber auch kalten Augen, die ihn auf eine bestimmte Art und Weise musterten, als wäre ein Fleischer dabei, ein Filetstück zu begutachten.
Das gefiel ihm nicht…
Ein ungutes Gefühl stieg in ihm hoch, und er selbst bezeichnete es als Angst. Über seinen Rücken kroch schon jetzt eine Gänsehaut hinweg, und auch die Schweißdrüsen sonderten eine gewisse Feuchtigkeit ab.
Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, sich in eine Situation hineinmanövriert zu haben, der er nicht ganz Herr werden konnte. Er kam sich jetzt vor wie ein Besucher in der eigenen Wohnung, denn hier hatte eine andere das Kommando übernommen.
Was wollte sie?
Wirklich nur mit ihm schlafen? Wollte sie alles so durchziehen, wie sie es ihm versprochen hatte? Den Himmel auf Erden. Er, der Mensch, der schon vieles an düsteren Orten durchgezogen hatte, wollte nun auch etwas ausprobieren, das einmalig war. Das keiner vor ihm bisher erlebt hatte. Eine Blutsaugerin und ein Mensch, das war…
In seinem Gehirn befand sich plötzlich eine Sperre. Er schluckte.
In seinem Kopf bewegten sich die Gedanken, ohne dass sie ein Ziel fanden, und das etwas heisere Lachen störte ihn plötzlich.
»Was ist denn mit dir?«, fragte sie und ließ dabei eine Lockung in ihrer Stimme mitschwingen.
»Ähm…«
»Es war doch so abgesprochen – oder?«
Der Sir nickte.
Justine zeigte sich zufrieden. Sie bewegte die Hände und ließ sie an ihren Hüften abwärts gleiten, bis hin zu den Schenkeln, wobei zwei Fingerkuppen auch über das kleine Stück Stoff strichen und es etwas nach innen drückten.
Justine hatte dem Sir nichts getan. Trotzdem steckte er voller Furcht und bewegte sich nicht, als sie einen Schritt auf ihn zutrat.
Wie festgeklebt saß er in seinem Sessel und schaute Justine Cavallo zu, die immer näher auf ihn zukam und sich dann dicht vor ihm auf den Boden kniete.
Es war eine Geste, die ihn zu anderer Zeit erfreut hätte. Er kannte sie, er liebte sie, aber jetzt nahm er die Hände mit den Nägeln, die hoch über seinen Oberkörper glitten, als gefährliche Krallen wahr, die plötzlich zustoßen konnten.
Cecil Banks verkrampfte sich noch mehr. Seine Finger wurden zu Stahlklammern, die er um die beiden schmalen Lehnen des Sessels drückte. Die Augen bewegten sich, obwohl er es nicht wollte. Die Angst zu zeigen, war einfach schimm, aber er konnte nichts dagegen unternehmen. In seinem Kopf rauschte es. Er bemühte sich um einen klaren Gedanken. Als er das wieder geschafft hatte, war Justine schon einen Schritt weiter gekommen und begann sein Hemd aufzuknöpfen.
Es war weit geschnitten. Es besaß sogar Rüschen, für die sich Justine jedoch nicht interessierte. Als es offen war, packte sie die beiden Hälften und fegte sie zu verschiedenen Seiten hinweg.
Der Stoff riss. Das machte ihr nichts aus. Auch der Sir protestierte nicht. Er wusste, dass er sich voll und ganz in die Hände dieser Person begeben hatte.
Nicht nur die Hände hatte sie in die Höhe geschoben. Mit ihrem Oberkörper tat sie das gleiche. Ihre nackte Haut glitt über seine hinweg, doch Erregung wollte sich bei ihm nicht einstellen.
Die Rückenlehne des Sessels kippte etwas nach hinten, aber das Möbelstück selbst fiel nicht.
Ihre Hände durchwühlten sein Haar. Er hörte die flüsternde Stimme, er sah ihren offenen Mund dicht vor sich, und er nahm das wahr, was aus ihm herausströmte.
Es war kein Atem. Es war ein Geruch, der im krassen Gegensatz zu diesem perfekten nackten Körper stand. Die blonde Bestie sah blühend aus, der Geruch aus ihrem Mund erinnerte den Sir an Moder und alte Friedhöfe.
Sie küsste ihn.
Der Kuss raubte ihm die Luft, so hart presste sie ihre Lippen auf seinen Mund. Er spürte auch die Zähne als einen gewissen Widerstand, aber sie biss nicht zu.
Justine lachte. Sie fühlte sich perfekt und als absolute Herrin der Lage. Es war ihr Spiel, das sie bis zum Finale ausreizen wollte.
Dann berührten die Lippen sein linkes Ohr. Sie bewegte sich auch, und er hörte ihre Stimme.
»So hast du es doch gewollt, nicht wahr? Du hast mich gesehen und bist geil auf mich gewesen.«
Der Sir wollte etwas sagen, brachte es jedoch nicht fertig. Etwas streikte bei ihm. Zusammen mit Justine Cavallo hatte er sich als Sieger gefühlt. Hinzu kamen noch Mike und Mona. Da hätten sie ein Quartett gebildet, um die Welt aus den Angeln zu heben.
Was war stattdessen geschehen. Justine ging ihren Weg allein.
Eine Person, die anders war als das
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