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1317 - Die Orphischen Labyrinthe

Titel: 1317 - Die Orphischen Labyrinthe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Lebenslust ausdrückten. Die Mlironer hatten auch Kampflieder, in denen ihr unbeugsamer Freiheitsdrang und ihr Lebenswille zum Ausdruck kamen.
    Kytomas Lied aber war melancholisch, sie sang von ungestillter Sehnsucht, der ewigen Suche nach Glück und Erfüllung und der Einsamkeit bei der Rückkehr in sich selbst. Als sie geendet hatte, wirkte sie heiter, während Alaska völlig in sich gekehrt war und mit seinen Gedanken weit, weit fort. Er hatte kaum ein Wort ihres Liedes verstanden, denn sie hatte es in ihrer Muttersprache gesungen, aber es vermittelte ihm eine eigenartige Assoziationsfolge von Bildern ... von Bildern aus einem Orphischen Labyrinth, das auf jener Existenzebene angesiedelt war, durch die sich ein hageres Mädchen in einem langen, weißen Kleid bewegte ... Kytoma.
    „Warum haben die Völker der ESTARTU keine Lieder, Kytoma?" murmelte Alaska. „Warum singen nicht einmal die Somer, die doch Ornithoiden sind?"
    „Als die Somer noch fliegen konnten, muß ihr Gesang den Himmel ihrer Welt erfüllt haben", sagte Kytoma.
    „Und warum singen die Gavvron nicht, die denselben Ursprung wie die Mlironer haben könnten?"
    „Der Kriegerkodex hat sie verhärtet. Der Permanente Konflikt ist eine so ernste Sache, daß er sich nicht besingen läßt."
    Es war bereits kurz vor Elenish, und Alaska mußte sich für die Angelobung fertigmachen.
    „Ich habe noch gar nichts über dich erfahren, Kytoma", sagte Alaska zum Abschied.
    „Und auch nicht, wie du wirklich heißt."
    „Wenn es recht ist, hole ich das nach deiner Rückkehr nach", sagte sie. „Mein Name ist..."
    Wie hieß die Mlironerin doch gleich? Alaska konnte sich einfach nicht daran erinnern.
    Das durch Mark und Bein gehende Geklingel, das die Kalydonischen Jäger beim Einmarsch in den Festsaal begleitete, machte es ihm unmöglich, sich darauf zu konzentrieren.
    Und wieder fragte er sich: Warum werden die Jäger nicht durch Fanfarenklänge angekündigt, warum wird ihr Aufmarsch nicht von passender Musik untermalt? Wer schlug diese seltsamen Glockeninstrumente so wider gegen jeglichen gesunden Gehörsinn? Ein Gehörloser? Der Tormeister Aldruin gar, der ein Nakk ohne Wahrnehmungssinne für die Realität war?
    Niemand außer Alaska schien die Geräuschkulisse zu stören. Lainish flüsterte Sijol Caraes etwas zu, dieser nickte mit ausdruckslosem Gesicht.
    War es Zufall, daß der Zeremonienmeister ausgerechnet in diesem Augenblick den „von Ijarkor geadelten Veth Leburian", einen privilegierten Mlironer, und dessen „ebenfalls mlironischen Paladin Srisphinx" aufrief?
    Veth und Srimavo betraten den Festsaal. Veth trug seine abgewetzte lederartige Kleidung und seinen unscheinbaren Rückentornister. Die um einen Kopf kleinere und neben ihm zerbrechlich wirkende Srimavo trug einen viel zu groß wirkenden Kampfhelm unter dem Arm, dazu einen breiten Leibriemen mit einem Dutzend Futteralen.
    Konnte ein Zusammenhang mit dem Auftauchen dieser beiden und dem Tuscheln Lainishs mit Sijol bestehen?
    Veth grüßte den Krieger Yarun, Sri hielt ihren Helm schweigend zur Ehrentribüne hoch, bevor sie sich, verfolgt von einem Schwärm von Kameraaugen, dem Jägerpodest zuwandten.
    Alaska hatte während des letzten Aldart noch einmal Kontakt mit den beiden aufgenommen. Sie hatten sich wie zufällig zum gleichen Zeitpunkt an drei verschiedenen Simulatoren eingefunden und diese gleichgeschaltet.
    Die Simulatoren boten nicht wirklich eine getreue Darstellung der Pararealität des Orphischen Labyrinths. Sie waren simple Spielautomaten für all jene, die nie in ein Orphisches Labyrinth gelangen würden und sich durch naive Kampfsimulation ein wenig Nervenkitzel verschaffen wollten.
    Für Veth, Sri und Alaska diente diese Spielebene jedoch zur Kontaktaufnahme. Scheinbar bekämpften sie einander in der syntronischen Illusionswelt, in Wirklichkeit tauschten sie durch einen Symbolkode Informationen aus.
    „Wir müssen unsere Isharas aufeinander abstimmen", teilte Veth Alaska durch eine komplizierte Angriffswelle aus Symbolen mit.
    Alaska baute einen Verteidigungswall aus Symbolen auf, der im Klartext soviel hieß wie: „Wozu das? Die Ishara dient doch dazu, daß die Jäger einander von den Jagdopfern unterscheiden können."
    „Wir brauchen persönliche Erkennungszeichen", teilte Sri ihm mit, als sie Alaskas Verteidigung durchbrach. Veth stieß nach und baute gleichzeitig seinen verschlüsselten Text auf: „Wir können über den Syntron des Spielautomaten unseren Isharas eine

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