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1318 - DORIFER

Titel: 1318 - DORIFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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umhergetollt war. Er erinnerte sich, wie Eirene ihn zum erstenmal überredet hatte, sie nach Panahan zu fliegen, damit sie sich dort mit den Weißfüchsen unterhalten konnte. Er hörte noch ihre ernsthafte Stimme, als sei es erst gestern gewesen, wie sie versucht hatte, ihm klarzumachen, daß die Füchse intelligent seien und jedes ihrer Worte verstünden, ja - ihr sogar antworteten. Er sah Eirene als Heranwachsende vor sich. Er erinnerte sich an die klugen Fragen, die sie gestellt hatte, wenn ihr irgend etwas in ihrem Lehrprogramm nicht klar war. Vor allen Dingen aber dachte er an das Verhältnis, das Eirene zu ihren Eltern hatte. Sie erwiderte die Liebe, die ihr geschenkt wurde. Sie eiferte dem Vater und der Mutter nach. Sie wollte eine Kombination von beiden sein: einfühlsam und intuitiv wie Gesil, geradeheraus und zielstrebig wie Perry.
    Und während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, verflog plötzlich die Trauer, und ein warmes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Worüber brauchte er sich Sorgen zu machen? Selbst wenn es wirklich das Wissen einer Kosmokratin war, das Eirene einst ererben würde, wenn es ihr gelang, die Tiefen ihres Bewußtseins zu erschließen - sie würde die richtige Entscheidung treffen. Der Gedanke, daß das Wissen zum Erwerb von Macht benützt werden könnte, würde ihr ohne Zweifel kommen. Sie war viel zu intelligent, um an solches nicht zu denken. Aber sie würde den Gedanken nicht reifen lassen. Sie würde ihn verwerfen.
    Plötzlich spürte er Eirenes Hand auf dem Arm.
    „Du denkst an Erfreuliches", sagte das Mädchen. „Das macht wiederum mich glücklich, denn in letzter Zeit warst du ein rechter Griesgram."
    Er nahm Zuflucht zu einer Notlüge. Er wollte sie nicht wissen lassen, daß er ein paar Sekunden lang Zweifel an ihrem Charakter gehabt hatte.
    „Ich denke an etwas Lustiges", antwortete er. „Nämlich daran, wie es dir gelungen ist, dich an Bord der Kapsel zu schleichen, ohne daß NARU etwas davon bemerkte."
    „Oh, das war gar nicht so lustig", sagte Eirene rasch. „Ich wußte, daß die Kapsel auf die Mentalstrahlung reagieren würde, die von meinem Bewußtsein ausgeht. Sie würde mich als Unbefugte erkennen und mir den Zutritt verweigern. Ich mußte die Strahlung also ausschalten. Am besten wäre es gewesen, ich hätte mich NARU als Bewußtlose genähert, aber das geht eben nicht. Ich mußte außerdem die Manuellbetätigung des äußeren Schleusenschotts finden, und das in einem Zustand, in dem ich nicht mehr geradeaus denken konnte. In Drogen kenne ich mich nicht aus.
    Ich mußte mir die Information erst mühsam beschaffen. Das Mittel, das ich schließlich verwendete, machte mich nahezu handlungsunfähig. An den eigentlichen Vorgang habe ich so gut wie keine Erinnerung mehr. Irgendwie ist es mir offenbar gelungen, die Handbetätigung zu finden, und ich muß es wohl auch geschafft haben.
    NARU über meine Anwesenheit zu täuschen. Auf jeden Fall: Plötzlich war ich drinnen. Ich kroch noch mit letzter Kraft hier herauf. Als ich auf die Liege fiel, war ich schon eingeschlafen."
    Sie sprach ohne einen Anflug von Schuldbewußtsein. Für sie war, was sie getan hatte, das Selbstverständlichste der Welt. Sie hatte Regeln gebrochen. Die Droge, die sie zur Einnebelung des Bewußtseins verwendet hatte, war vermutlich nicht ohne weiteres zu erhalten. Das Betreten der DORIFER-Kapsel eines anderen ohne ausdrückliche Einladung war unter den Gängern des Netzes verpönt. Die Gefahr, in die sie den Piloten der Kapsel durch ihr plötzliches Auftauchen brachte, mußte ihr bekannt gewesen sein. Das alles hatte sie nicht gestört. Sie war auf einer Mission unterwegs, so mußte es sich ihr dargestellt haben, und was an Hindernissen ihr im Weg stand, mußte beiseite geräumt werden.
    „Du warst also auf dein... Attentat schon vorbereitet", sagte Atlan, „als du mich besuchen kamst."
    „Ja, das war ich", bestätigte Eirene.
    Sie fragte ihn nicht, ob er ihr die Verhaltensweise übel nähme. Sie unternahm keinen Versuch, sich zu entschuldigen. Für sie war das, was sie getan hatte, recht.
    Atlan hätte gern gewußt, wie sie ihr Tun vor sich selbst verantwortete, aber die entsprechende Frage stellte er nicht. Es war ihm ein Gedanke gekommen. Es gab wahrscheinlich keine Droge, die das Bewußtsein eines organischen Wesens so nachhaltig lahm legte, daß es keine Mentalstrahlung mehr emittierte. Eirene hätte sich der Kapsel als Bewußtlose nähern können, wie sie sagte, und wäre

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