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1322 - Das Grauen von St. Severin

1322 - Das Grauen von St. Severin

Titel: 1322 - Das Grauen von St. Severin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und Andreas Brass waren schon vorgegangen und am Rand der Straße stehen geblieben. Gegenüber malte sich der Bau der Kirche ab, an verschiedenen Stellen durch das Licht weniger Scheinwerfer angestrahlt, so dass die Kirche beinahe schon wie ein Leuchtturm wirkte.
    »Nichts zu sehen«, meldete Andreas mit leiser Stimme. »Die Dunkelheit scheint alles verschluckt zu haben.«
    »Außerdem gibt es da noch den Friedhof«, flüsterte Silke von Weser.
    »Da steht doch nicht der Mönch?«
    »Nein.« Sie streckte ihren rechten Arm aus. »Wir müssen dorthin. Gäbe es Licht, hätten wir ihn längst sehen können.«
    »Okay, dann los.«
    Gemeinsam überquerten wir die Straße. Kein Wagen näherte sich aus den beiden Richtungen, und so konnte man das Gefühl bekommen, über das Wasser eines stillen Kanals zu laufen. Wir selbst bemühten uns auch, leise zu gehen und blieben dann gemeinsam stehen, um uns zu erkundigen.
    Ich hatte bereits einen Plan gefasst. Ich wollte zunächst allein gehen, aber es kam anders, denn wir hörten leise Stimmen, die zu uns herüberklangen.
    Andreas Brass zuckte leicht zusammen und stieß einen zischenden Atemzug aus. »Wer spricht denn da?«
    Ich brauchte nicht lange nachzudenken. »Das können nur Claas Claasen und Hajo Becker sein.«
    Brass war skeptisch. »Meinen Sie?«
    »Wir werden es herausfinden.«
    Silke von Weser hielt mich fest oder zupfte mich am Ärmel. »Ich denke, Sie irren sich, John. Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich die Stimme einer Frau herausgehört.«
    Das überraschte Andreas und mich. Wir konzentrierten uns, aber wir fanden leider nicht heraus, ob Frau von Weser die Wahrheit gesprochen hatte oder nicht.
    »Wer könnte denn dort sein?«, flüsterte Andreas Brass. »Ich meine, welche Frau…«
    »Das weiß ich auch nicht.« Silke von Weser blickte über die Fahrbahn hinweg. »Normale Besucher werden es kaum sein. Sie schauen sich den Mönch nur bei Tageslicht an, wenn überhaupt. Möglicherweise sind mehr Personen involviert, als wir gedacht haben.«
    Ich wollte nicht mehr warten. Die Straße war leer. Nur in der Ferne, in Richtung Kampen, sahen wir einen schwachen Lichtschein, der durch die Kurven huschte.
    Zu dritt überquerten wir die Fahrbahn, ohne direkt dort hinzulaufen, wo sich der Mönch aufhielt. Wir warteten im Schutz einer Hecke und wurden auch von keinem Licht getroffen.
    Die Stimmen waren verklungen. Zumindest die in der Nähe des Mönchs. Trotzdem nahmen wir eine gewisse Unruhe wahr. Die erreichte uns von der anderen Seite der Kirche. Dort lag der Friedhof.
    Wenn ich mich nicht zu sehr irrte, raschelte es da verdächtig. Ich glaubte auch, Stimmen und Schritte zu vernehmen.
    Brass hatte mich beobachtet. »Stimmt was nicht?«, fragte er.
    Ich zuckte die Achseln.
    Damit gab er sich nicht zufrieden. »Sagen Sie doch was!«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und nahm die Bewegung der Frau wahr. Silke von Weser wies in Richtung Mönch. Wir hörten das Geräusch von Schritten, und einen Moment später erschien ein Mann, der stehen blieb, seine Hände in die Seiten stemmte und die Straße im Auge behielt. Er hatte uns noch nicht gesehen.
    »Kennen Sie den Mann?«, fragte ich flüsternd.
    Silke von Weser nickte. »Ja, den habe ich schon im Hotel gesehen. Er ist ebenfalls Gast.«
    »Und er interessiert sich für den Mönch«, fügte Andreas Brass leise hinzu. »Daran kann man fühlen.«
    Es brachte nichts, wenn wir noch weiter warteten. Wir mussten etwas unternehmen. Mit meinen Begleitern sprach ich mich nicht ab. Ich löste mich aus der Deckung und ging mit schnellen Schritten auf den Mann zu.
    Er hörte mich. Er drehte sich um und erschrak, als ich plötzlich vor ihm stand.
    »He, was soll das?«
    Ich zögerte nicht länger. »Kommen Sie mit!«
    »Wohin?«
    »Zum Mönch.«
    Der Mann war so überrascht, dass er sich nicht wehrte. Ich schob ihn vor, und dann standen wir gemeinsam vor der Gestalt. Ich sah noch eine blonde Frau, die mich etwas fragte, aber keine Antwort bekam, denn zum ersten Mal sah ich die Hauptperson in diesem Spiel.
    Es war dunkel – okay, aber ich sah den Mönch trotzdem sehr deutlich. Das lag an seiner türkisfarbenen Oberfläche, die auch im Dunkeln einen seltsamen Glanz abstrahlte. Um den Mönch herum war ein gewisses Leuchten vorhanden. Da konnte man durchaus von einer Aura sprechen.
    Und weil sie vorhanden war, wirkte das Innere der Figur noch düsterer. Schwärzer als die normale Dunkelheit. Mir war diese Farbe alles andere als unbekannt.

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