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1322 - Das Grauen von St. Severin

1322 - Das Grauen von St. Severin

Titel: 1322 - Das Grauen von St. Severin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seinen Sinn, dass wir hier vor dem Hotel zusammentreffen. Das Grauen ist zurückgekehrt, und wir werden uns ihm stellen müssen.«
    »Das hatte ich vor. Ich wollte zu Claas und mit ihm über gewisse Dinge sprechen.«
    »Er ist nicht da.«
    »Ach.« Sie runzelte die Stirn. »Und wo können wir ihn finden? Sie wollten ja wegfahren. Vielleicht…«
    »Ja«, sagte ich und nickte. »Wir haben einen Verdacht. Sogar eine Gewissheit. Es gibt nur einen Ort, an dem er sich unserer Meinung nach aufhalten könnte.«
    »St. Severin!«
    »Richtig, beim Mönch.«
    Silke von Weser zögerte keine Sekunde. »Es ist schon klar, dass ich Sie nicht allein fahren lasse.«
    »Das haben wir uns gedacht. Steigen Sie ein.«
    Andreas hielt ihr die Tür auf. Die Frau nahm auf dem Rücksitz Platz. Beim Einsteigen erwischte ich einen Blick in ihr Gesicht, das sich schon verändert hatte. Die natürliche Fröhlichkeit und Lockerheit war verschwunden. Ihre Brauen hatten sich zusammengezogen und die Stirn kam mir umwölkt vor.
    Wenig später startete ich. Wir rollten vom Parkplatz des Hotels weg und warfen noch einen Blick auf einen vorbeifahrenden Zug.
    Der Damm verlief nicht weit vom Hotel entfernt.
    Den Weg zur Kirche kannte ich im Schlaf. Über die Insel hatten sich die Schatten der Dämmerung gelegt. Drei Farben mischten sich darin. Grau, auch bläulich, und fern im Westen war das letzte Rot der untergehenden Sonne zu erkennen, das sich wie ein breiter Streifen abzeichnete und sehr bald verschwunden sein würde.
    Im Vergleich zum Tage waren nur wenige Fahrzeuge unterwegs.
    Aber es gab auch die vereinzelten Radfahrer, die den kühleren Abend genossen und sich bei der Fahrt den Wind um die Ohren wehen ließen, der wie ein sanfter Geselle mit dem Gras spielte und es kämmte.
    Selbst Andreas Brass, der gern sprach, war still geworden. Er saß neben mir und schaute auf seine Hände, die er auf die Knie gelegt hatte. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen. Seine Gedanken gehörten bestimmt nicht zu den positiven.
    Silke von Weser hatte diese Ruhe nicht. Sie musste einfach reden, um den Knoten zu lösen, den die Angst in ihr hatte hochkommen lassen. »Bitte«, flüsterte sie, »ich… ich … mache mir große Sorgen um Claas. Er hätte nicht allein losfahren sollen.«
    Ich stimmte ihr zu.
    »Rechnen Sie denn mit dem Schlimmsten, John?«
    »Das will ich nicht hoffen.«
    Silke schüttelte den Kopf. »Ausgerechnet St. Severin. Dieser von vielen Menschen geliebte Ort ist in dieses Grauen hineingezogen worden. Das kann ich noch immer nicht fassen.«
    »Unser Gegner will zeigen, wozu er fähig ist. Selbst von der Nähe eines Gotteshauses lässt er sich nicht stoppen. Das ist ein einziger Machtbeweis.«
    »Sind wir denn mächtiger, John?«
    »Wir haben es schon mal beweisen.«
    »Stimmt genau. Aber jetzt ist er wieder da. Und damit habe ich meine Probleme.«
    Die hatte ich ebenfalls. Ich dachte darüber nach – wieder einmal – ob es der echte Mönch war. Das konnte ich mir nicht vorstellen, denn ich hatte ihn zerstört.
    Aber was war schon endgütlig tot oder vernichtet? Ich wusste es nicht. Die Sicherheit gab es nicht mehr. Die schwarzmagische Welt war in Aufruhr, das hatten wir in den letzten Wochen erlebt. Es gab keine festen Regeln mehr.
    Dafür gab es die Kirche. Licht strahlte sie an. So war sie zu einer hellen Festung in der Dunkelheit der Nacht geworden. Doch um sie herum war es finster. Da gab es unzählige Möglichkeiten, sich zu verstecken.
    »Von uns beiden weiß keiner, wo der Mönch genau steht«, sagte Andreas Brass plötzlich.
    »Aber ich weiß Bescheid«, meldete sich Silke.
    »Gut. Wie sollen wir fahren?«
    »Erst mal langsamer, John. Ich würde auch vorschlagen, dass wir auf dem Gelände gegenüber der Kirche parken. Das fällt weniger auf, wenn überhaupt.«
    »Einverstanden.«
    Es war nicht mehr weit. Nach ein paar Metern hätten wir rechts einbiegen müssen. Dort gab es genügend Platz, um ein Fahrzeug abzustellen. Ich fuhr langsam vorbei.
    Zwei Autos sah ich dort stehen. Zum einen war es ein großer dunkler Mercedes, der Besitzer des anderen Autos war mir unbekannt, aber den Wagen des Hoteliers sah ich nicht.
    Trotzdem gingen wir davon aus, dass er seinen Weg zur Kirche gefunden hatte.
    Auf der gegenüberliegenden Seite ließ ich den Golf von der Straße rollen. Das Licht der Scheinwerfer war längst erloschen, als wir ausstiegen und in die frühnächtliche Stille hineintraten, die diese Insel umschlungen hielt.
    Silke von Weser

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