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1324 - Der Große Bruder

Titel: 1324 - Der Große Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Instinkt die Ausstrahlung eines fremden Bewußtseins wahr. Es war keine mutantische Fähigkeit, die er besaß. Er war kein Telepath. Er konnte die Gedanken des Fremden nicht erkennen, der sich da irgendwo - vermutlich in der Halle - in der Nähe befand. Aber er spürte, daß er da war. Die Gabe, die Anwesenheit eines denkenden und empfindenden Wesens zu fühlen, erwuchs ihm aus dem Ki, das nach dem Glauben seiner Vorfahren das Zentrum der Dualität Körper/Seele darstellte. Das Ki war gleichzeitig Organ, wenn auch immaterielles, und Kraft. Jede freie Minute seines ansonsten von Arbeit erfüllten Tages benützte der Pararealist, um das Ki durch geistige und körperliche Übungen zu stärken. Dem Ki verdankte er nach seiner Ansicht die großen Erfolge auf dem Gebiet der Pararealistik.
    Einmal hatte er mit Peregrin über das Ki gesprochen, weil der doch so gut wie alles wußte. Aber dabei hatte er sich nichts als Verdruß eingehandelt. Peregrin hatte ihn verspottet und erklärt: „Was du Ki nennst, ist weiter nichts als ein psiempfindliches Organ, das alle intelligenten Wesen besitzen. Wegen ständiger Nichtbenutzung unterliegt es der Atrophie und ist in vielen Geschöpfen fast kaum mehr nachzuweisen."
    Damit hatte Sato Ambush nichts zu tun haben wollen. Das Ki war eine Sache, an die seine Ahnen schon vor Jahrtausenden mit religiösem Eifer geglaubt hatten. Sie auf sachliche, wissenschaftliche Weise erklären zu wollen, hieß, sie in den Schmutz ziehen.
    Er hatte seitdem Peregrin gegenüber das Thema Ki nie wieder zur Sprache gebracht.
    Er hatte Geduld. Er wollte seiner Sache ganz sicher sein. Er ließ das fremde Bewußtsein auf sich einwirken, bis er wußte, daß es nur dieses eine in der Nähe gab. Wo waren die übrigen Jäger? Hielten sie sich an Bord ihres Schiffes auf?
    Er machte sich auf den Weg. In raschem Flug überquerte er die Lichtung und landete an der Südseite der Halle. Die große Tür stand offen. Im Innern des Gebäudes war niemand zu sehen, aber aus dem großen Verschlag, der im Zentrum der Halle stand, kamen vielfältige Geräusche. Sato Ambush kannte sich hier aus. Er hatte am Entwurf der Anlage mitgearbeitet. Im Verschlag befand sich der Striktor samt Steuergerät. Dort hielt sich der Jäger auf. Er schien sich sicher zu fühlen.
    Der Pararealist betrat die Halle. Das Gravo-Pak hatte er deaktiviert. Mit raschen Schritten bewegte er sich zwischen den Aggregatereihen hindurch. Aus dem Verschlag war ein Summen zu hören. Der Jäger nahm den Striktor in Betrieb. Die Tür zum Verschlag war angelehnt - dem Schicksal sei Dank für die Primitivität der Anlage!
    Sato Ambush hörte eine Stimme. Sie klang hell und sprach mit Zischlauten durchsetztes Sothalk, die Sprache der Sotho-Anhänger.
    „Ich habe die Polarisierung anders gewählt", sagte die Stimme. „Was siehst du auf deinen Instrumenten?"
    Etwas weniger deutlich kam die Antwort: „Kein Effekt. Das Herumexperimentieren bringt uns nicht weiter. Ich höre soeben, daß die Gorims wieder bei Bewußtsein sind. Man wird sie vernehmen; dann sehen wir weiter."
    Der Sprecher im Innern des Verschlags schien damit einverstanden.
    „Das ist mir recht so", sagte er. „Ich warte hier, bis ich von euch höre."
    „Einverstanden", wurde ihm geantwortet. „Wenn sich die Notwendigkeit ergibt, bringen wir einen sachverständigen Gorim zu dir."
    Sato Ambush trat vor. Eine günstigere Gelegenheit hätte sich ihm nicht bieten können.
    Vorerst würde es keinen weiteren Wortwechsel zwischen dem Jäger hier im Verschlag und seinen Genossen an Bord des Raumschiffs geben. Er hatte Zeit, sein Vorhaben durchzuführen.
    Er gab sich keine Mühe mehr, das Geräusch seiner Schritte zu dämpfen. Die schmächtige Gestalt des Jägers stand vor der großen, altmodischen Kontrollkonsole. Der Jäger trug einen Shant, die Kampfkombination des Absolventen einer Upanishad. Er wandte sich um, als er die Schritte des Pararealisten hörte. Sato Ambush blickte in das Gesicht eines Pterus. Die weit nach vorne geschobene Mundpartie, die dreieckigen Augenhöhlen, die fliehende Stirn kennzeichneten den Echsenabkömmling.
    Der Jäger hatte sich vollkommen in der Gewalt. Er zeigte keine Überraschung.
    „Ich bin Sato Ambush", sagte der Pararealist. „Ich komme, um dir mitzuteilen, daß du dich am Eigentum eines ändern vergreifst und dafür zur Rechenschaft gezogen wirst."
    Er sprach Sothalk. Er wußte nicht, wie es um die Sprachkenntnisse des Pterus bestellt war, und wollte sicher sein, daß

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