1329 - Der Raub der Hybride
TEQEL UFARSIN.
Lainish befürchtete schon, daß dies eine neue Hysterie bei der Hybride auslösen würde, aber sie wiederholte den magischen Spruch nicht mehr.
Saedy fragte: „Und wer ist es, der zählt und wiegt und das Instrument zur Zerteilung schwingt?"
Es ist nicht einer mit Namen, der das Unheil heraufbeschwört. Es sind die Legionen aus allen Lagern, die auf dem Schlachtfeld Feinde sind, aber - ohne es zu wissen oder zu wollen - gemeinsam das Werk vollenden, das zur kosmischen Katastrophe führen muß. Darum sind die Ephemeriden von Absantha-Gom in Aufruhr. Sie künden vom Unheil, aber keiner schenkt ihnen Beachtung... Keiner bis auf zwei Körpersucher.
„Zwei Körpersucher?" erkundigte sich Saedy, und Lainish entging seine Erregung nicht, obwohl er sich gleichgültig zu geben bemühte - wie immer. „Hast du dich nicht verzählt, Hybride? Ist es nicht nur einer?"
Es sind zwei. Zwei ist die Zahl der Körperlosen.
Alaska stand eine Weile stumm da. Lainish hatte das unbestimmte Gefühl, daß die Hybride ihm eine Nachricht übermittelt hatte, die für Saedy von großer Wichtigkeit war.
„Was hat das zu bedeuten, Saedy?" fragte Lainish, um dem Terraner keine Gelegenheit zum Nachdenken zu geben. „Sprich schon, was hat die Hybride mit zwei Körperlosen gemeint?"
„Es muß eine Anspielung auf die beiden Organisatoren des Spiels des Lebens sein", antwortete Saedy. Er nickte bekräftigend. „Anders kann es nicht gemeint sein. Obwohl ich mir zwischen den beiden und den Ephemeriden von Absantha-Gom keinen Zusammenhang denken kann."
„Und warum hast du selbst an nur einen Körperlosen gedacht?" fragte Lainish mißtrauisch.
„Superintelligenzen sind körperlose Entitäten", sagte Saedy; er hatte sich wieder voll in der Gewalt. „Und in jeder Mächtigkeitsballung gibt es nur eine Superintelligenz. Ich dachte zuerst, daß ESTARTU zurückgekommen sein könnte und darum die Ephemeriden in Aufruhr gerieten."
„Eine plausibel klingende Schlußfolgerung", sagte Lainish mit falscher Anerkennung. „Aber warum sollte ESTARTUS Rückkehr zur Zerschlagung ihrer Mächtigkeitsballung führen?"
Saedy nickte zustimmend.
„Eben. Der Spruch, den du nicht deuten konntest, entstammt einer uralten Schrift, die lange vor unserer Zeitrechnung verfaßt wurde und auf die zu Ende gehende Herrschaft des babylonischen Königs Belsazar anspielt. Der Begriff Menetekel wurde davon abgeleitet, und dessen Bedeutung ist dir bekannt."
„Jedermann weiß, daß die Menetekelnden Ephemeriden von Absantha-Gom Unheilverkünder sind", sagte Lainish unwirsch; er hatte es nicht gern, wenn man ihn belehrte. „Aber mir will nicht einleuchten, daß Roi Danton und Ronald Tekener die Boten dieses Unheils sein sollen."
„Soll ich die Hybride befragen?" bot Saedy an.
„Das wirst du gefälligst mir überlassen", herrschte Lainish ihn an. „Du kannst gehen, Saedy!"
Lainish wartete, bis der großgewachsene, dürre Terraner gegangen war, dann wandte er sich wieder an die Hybride.
Er fragte sie, ob die beiden Gorims durch die Veranstaltung des Spiels des Lebens irgendeine negative Wirkung erzielen würden, bekam aber als Antwort nur den seltsamen Spruch in einer toten Gorim-Sprache zu hören.
Schließlich gab er es auf und formulierte seine Frage anders: „Was könnte man tun, um dieses Spiel des Lebens zu vereiteln?"
Der Möglichkeiten gibt es viele, nur stellt sich die Frage, was man dadurch erreichen möchte.
„In jedem Fall dürfte eine Sabotage der Spiele nicht den Aufruhr der Ephemeriden verstärken", sagte Lainish.
Auf das Verhalten der Ephemeriden hat es keinerlei Einfluß - egal ob die Spiele in dieser Form abgehalten werden oder überhaupt nicht.
„Das ist eine erfreuliche Antwort", sagte Lainish zufrieden. „Du kennst die Situation. Dir sind alle Daten bekannt. Du weißt aber eines nicht." Lainish machte eine Pause, bevor er sich dazu entschloß, sich eines Täuschungsmanövers zu bedienen - nur für den Fall, daß die in die Hybride integrierten Frauen von Emotionen geleitet werden könnten. Er sagte also: „Wenn Roi Danton und Ronald Tekener dieses Spiel des Lebens veranstalten, müssen sie scheitern. Damit würden sie neuerlich den Zorn Ijarkors auf sich laden. Ihnen würde zumindest das Schicksal von Toshins blühen. Etwas anderes wäre es, wenn man die Abhaltung der Spiele verhindern und dies so darstellen könnte, daß beide an diesem Mißgeschick unschuldig sind. Kannst du mir eine Möglichkeit nennen, wie dies zu
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