133 - Die Höllenmühle
fühlte die Schwedin, wie er ihren Arm faßte.
»Wie kommst denn hierher, Schwedenmaid? Als
der Zwischenfall begann, sind Iwan und ich sofort zu dir ins Zimmer gestürmt,
um dich zu wecken, weil wir deinen Bärenschlaf kennen. Aber du bist bereits
unterwegs gewesen. Gehe ich recht in der Annahme, blonde Fee, daß du ohne
unsere schützende Begleitung noch einen nächtlichen Spaziergang durch die
Altstadt von Amsterdam gemacht hast ?«
»Wenn’s so einfach wäre, Sohnemann, hätte ich
nichts dagegen einzuwenden«, keuchte Morna. Sie konnte sich kaum noch auf den
Beinen halten, versuchte aber, sich Schwäche und Erschöpfung nicht anmerken zu
lassen. »Du hast vorhin etwas von der Hölle gesagt. Ich glaube, du liegst
wieder mal vollkommen richtig mit deinen Vermutungen. Ich bin dem Teufel
begegnet, Larry !«
Während sie gemeinsam über die Brücke eilten
und auf der anderen Seite der Gracht aus sicherer Entfernung die Löscharbeiten
beobachteten, berichtete Morna Ulbrandson von ihrem Erlebnis.
Sie drückte X-RAY-3 die durch Zufall
erbeutete Gesichtsmaske in die Hand.
Larry betrachtete sie genau.
Seine Miene wurde ernst. »Es sieht gerade so
aus, als ob einer aus der Sekte der Teufelsanbeter etwas verloren hat, was er
gern behalten hätte«, murmelte er gedankenversunken. »Da hat einer sein Gesicht
verloren... Und das, Schwedenmaid, macht deinen Einsatz um so gefährlicher .«
»An was denkst du da ?«
»Der Überfall auf dich ist nur erfolgt, weil
du zufällig gesehen hast, was du besser nicht hättest sehen sollen«, fuhr Brent
nachdenklich fort. »Ich werde die Maske gleich morgen früh Kommissar Laasen
vorlegen. So viel mir bekannt ist, hat weder Laasen noch sonst jemand von der
Amsterdamer Kripo bisher das Glück gehabt, irgendeinen Gegenstand zu bekommen,
der die Vermißten- und Todesfälle erklärt. Der Mann, den du auf der Flucht über
die Dächer beobachtet hast, kennt dein Gesicht genau. Und er muß fürchten, auch
von dir gesehen worden zu sein .«
»Leider ist das nicht der Fall«, entgegnete
Morna. »Es ging erstens alles viel zu schnell, und zweitens war die Luft voll
Rauch, so daß man nichts erkennen konnte . . .«
»Das ist dir so gegangen, aber ob auch
derjenige, der dir das Leben schwer machte, es so gesehen hat, bleibt ungewiß.
Wir müssen davon ausgehen, daß er sich dein Gesicht genau eingeprägt hat. Das,
was ihm vorhin mißlungen ist, wird er mit Sicherheit noch mal versuchen. Ich
habe das komische Gef ü hl, da ß es bald sein wird, Morna . «
Er sah sie besorgt an und wußte, daß ihre
Mission viel schwerer geworden war. . .
*
Zwei volle Stunden mußten sie ausharren, ehe
die Aufforderung an sie erging, sich wieder ins Hotel zu begeben.
Das Feuer war unter Kontrolle. Es bestand
keine Gefahr mehr.
Am nächsten Morgen nahmen Morna Ulbrandson,
Larry Brent und Iwan Kunaritschew gemeinsam ihr Frühstück ein und besprachen
ihr Vorgehen für diesen Tag. Dann trennten sich ihre Wege.
Morna fuhr mit dem Taxi zu der Adresse, wo
sie sich als Hauslehrerin bewerben sollte, Iwan Kunaritschew begann mit seinem
Streifzug durch die Innenstadt Amsterdams, um dabei ganz zufällig den >
Roten Club< zu entdecken, und Larry Brents Wege führten direkt zu Lars
Laasen, der übernächtigt hinter seinem Schreibtisch saß. Vor ihm auf der
Tischplatte lagen mehrere Akten, die er beiseite schob, als Larry Brent
eintrat.
Die beiden Männer hatten sofort Kontakt
miteinander. Laasen berichtete von seinem nächtlichen Erlebnis.
»Mir scheint, als wären seit gestern abend
geheimnisvolle Dinge in Bewegung, die schon lange Zeit unter der Oberfläche
schlummern«, sagte er ernst.
Auch das Feuer in unmittelbarer Nachbarschaft
des Grachten-Hotels war inzwischen in seinen Zuständigkeitsbereich gefallen.
Die Untersuchungen der ausgebrannten Räume hatten an den Tag gebracht, daß es
im Haus zwei Tote gab.
»Doch nur einer ist wirklich verbrannt«,
erklärte Laasen. »Der andere, ein junger Mann namens Haan Bersebrink, wurde
vorher durch mehrere Messerstiche getötet. Und wieder scheint es eine
Querverbindung zu geben zu einem Fall, der uns letzte Nacht in Atem hielt .«
Lars Laasen berichtete von den Vorgängen in
der Diskothek >Super-Jet<, vom Verschwinden der Amsterdamer Sekretärin
Anja Radsuum.
Larry bekam alle Dinge zu Gesicht, die am
Tatort sichergestellt wurden. Teile von Anjas Kleidung und einige verkohlte
Zweige aus dem Heckenbusch. Dafür hatte bisher niemand eine vernünftige
Erklärung
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