133 - Die Höllenmühle
Vorderausgang, sondern die weit offen stehende Hintertür, durch die
sich ebenfalls Rauchschwaden schlängelten.
Der ganze Hinterhof war getaucht in den
roten, flammenden Widerschein des Feuers.
Die oberste Etage des angrenzenden Hauses war
eine einzige prasselnde Flammenhölle.
Noch immer heulten Sirenen. Noch immer trafen
Wehren ein. Viel Wasser wurde auf das gefährdete Nachbarhaus gespritzt, in
dessen Gebälk es bedrohlich knisterte.
Im Innenhof war die Luft stickig, kaum ein
Atmen möglich.
Mornas Puls jagte, und der Schweiß brach ihr
aus allen Poren.
Wie Hornissen wirbelten große Funken durch
die Luft und sanken auf die Nachbarhäuser. Auch auf die Haare der Schwedin, die
sich dem Brandherd auf derart bedrohliche Weise genähert hatte, daß sie Gefahr
lief, in der Hitze und Rauchentwicklung ohnmächtig zu werden.
Morna konnte kaum noch etwas sehen.
Es hatte keinen Sinn, sich länger
aufzuhalten. Die Gestalt, die sie verfolgen wollte, war wie vom Erdboden
verschluckt.
X-GIRL-C rannte zur niederen Zwischenmauer,
die diesen Hof von einem anderen trennte. Die Agentin wollte sich vergewissern,
ob der andere nicht eventuell doch den Fluchtweg hier angetreten hatte.
Morna übersprang die Mauer und sah durch den
Rauch vor ihren Augen die beleuchteten Fenster eines weiter zurückstehenden
Hauses. Aus dem flohen ebenfalls Menschen und auf seiner Rückwand spiegelte
sich der flackernde Schein des Feuers.
Morna lief zur Hintertür dieses Hauses, um
von dort auf die Straße und endlich in Sicherheit zu gelangen.
Sie taumelte nach vorn, hustete und merkte,
wie die Luft ihr knapp wurde. Vor ihren Augen begann es zu kreisen.
Und da stand er vor ihr! Aus einer dunklen
Nische zwischen zwei Häusern warf er sich der PSA-Agentin entgegen.
X-GIRL-C war zu benommen, um schnell genug zu
reagieren.
Die Hände stießen nach vorn und legten sich
wie Schraubenzieher um ihren Hals. Sie drückten zu.
Die an sich schon knappe Luft wurde ihr
blitzartig abgestellt.
Morna war erregt, Todesangst ergriff sie.
Sie riß die Augen auf. Vor ihr tanzten
unwirkliche Lichter und das Gesicht des Satans, der sie haßerfüllt anstarrte.
Er hatte der Schwedin aufgelauert, und sie
war ihm glatt in die Falle gelaufen.
X-GIRL-C war darauf trainiert, als
PSA-Agentin auch in außergewöhnlichen Situationen noch zu reagieren, wenn sich
nur der Zipfel einer Chance bot.
Morna riß ihre ganze Kraft zusammen. Sie
mobilisierte alles im Augenblick höchster Todesangst.
Sie versuchte ihre Finger unter die Hände
ihres Gegners zu schieben, die ihren Hals preßten. Sie tat es mechanisch, aber
ihre Kräfte reichten nicht aus, den Druck auf ihre Kehle zu lockern.
Sie riß ihr rechtes Bein empor und rammte ihr
Knie in den Unterleib des Würgers.
Der brüllte entsetzlich auf, sein Griff ließ
nach.
Benommen und halb ohnmächtig vor
Sauerstoffmangel taumelte Morna nach vorn. Sie riß ihre Arme hoch und zog die
Finger blitzartig durch das Gesicht des Gegners.
Auf eine unerwartete Weise hielt sie ihn
fest.
Etwas in seinem Gesicht löste sich wie eine
dünne, elastische Haut.
Der Angreifer drehte seitlich weg und lief
gebückt davon, während Morna noch immer mit dem Rücken gegen die Hauswand stand
und sich über ihre Hände wunderte.
Sie hielt eine hauchdünne, rote Teufelsmaske,
die sich wie eine zweite Haut vom Gesicht des unheimlichen Angreifers gelöst
hatte, zwischen den Fingern.
Morna wußte später nicht mehr wie sie auf die
Straße kam, wo viele Menschen versammelt waren und die Polizei Absperrmaßnahmen
ergriff und die umliegenden Häuser evakuierte.
Die Feuerwehr hatte den Brand noch immer
nicht unter Kontrolle. Vieles wies darauf hin, daß er sich noch ausweiten
konnte.
Halb blind torkelte Morna durch die rauchgeschwängerte
Gasse. Es war in der Zwischenzeit ebenfalls untersagt worden, sich noch in das
Hotel zu begeben. Auch von dort wurden die Menschen ausquartiert, weil man
fürchtete, auf das Grachten-Hotel könnten die Flammen übergreifen.
Die meisten Menschen flohen über die Brücken
auf die andere Seite der Gracht, um von dort aus die Löscharbeiten der
Feuerwehren zu beobachten.
Viele Bewohner waren rauchvergiftet und
mußten an Ort und Stelle von den Sanitätern behandelt werden.
Die Straße war taghell erleuchtet.
»Man kommt sich hier vor wie in der Hölle«,
vernahm Morna Ulbrandson wie aus weiter Ferne plötzlich eine vertraute,
sympathische Stimme.
Larry Brent! Wie ein Schatten tauchte X-RAY-3
neben ihr auf, dann
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