133 - Die Höllenmühle
rollt das Gefährt der Hölle .«
Blitzschnell war Larry am Fenster neben dem
Kommissar.
*
»Verdammt noch mal«, knurrte Gerd Berger und
trat fester in die Pedale. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Wenn das Wetter so
miserabel bleibt, kommen wir heute auf keinen Fall mehr nach Amsterdam .«
Berger und sein Freund Clausen waren mit den
Fahrrädern unterwegs.
Seit vierzehn Tagen radelten die beiden
Studenten durch die Niederlande.
Der heftige Regen und der steife Wind, der
ihnen ins Gesicht wehte, machten die Fahrt zur Strapaze.
Sie hatten beide Regenschutz umgelegt, um sich vor dem schlimmsten Naßwerden zu schützen.
»Wenn wir etwas zum Unterstellen finden, dann
nichts wie hin«, rief Berger rückwärts, indem er den Kopf wandte und sich fest
gegen den Wind stemmte. »Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn wir hier nicht
ein altes Bauernhaus fänden .«
Der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet, und
der Regen spritzte von der Straße empor. Eine braune Brühe wurde von den
Feldern auf die Straße gespült.
Der schmale Straßengraben zu ihrer rechten
Seite war im Nu gefüllt, und das Wasser gurgelte am Feldrand entlang.
Hans Clausen, der nicht so kräftig war wie
Gerd Berger, kam nur noch voran, weil er sich aufrecht stellte und seine Körperkraft
einsetzte, um die Pedale durchzutreten.
Weit und breit gab es keinen Baum und keinen
Strauch, der ihnen hätte Schutz bieten können.
Clausen und Berger hielten verzweifelt
Ausschau nach einem solchen Unterstellplatz, nach einer Hütte, einem nahen
Gehöft.
Plötzlich sahen sie in der Ferne durch den
dichten Regenschleier die schemenhaften Umrisse eines langgestreckten Gebäudes
und einer in den düsteren Himmel ragenden Mühle.
»Na also«, sagte Gerd Berger dumpf. »Bis
dahin schaffen wir es ja noch .«
»Was das jedoch für einen sittlichen Nährwert
haben soll«, brüllte Clausen von hinten lautstark, um sich verständlich zu
machen, »bleibt mir allerdings rätselhaft. Wir sind jetzt schon naß, und wenn
wir dort sind, können wir gar nicht nasser sein. Ebenso gut können wir bei
diesem Wetter versuchen, bis nach Amsterdam weiterzufahren .«
Das Wasser im Straßengraben gurgelte, die
braune Brühe schwappte über die Fahrbahn, Laub und Zweige wurden
hinweggeschwemmt.
Plötzlich stutzte Berger. Er bremste so
unerwartet, daß Clausen zu spät reagierte und ihm fast ins Hinterrad fuhr.
»Was ist denn jetzt passiert ?« maulte Hans Clausen und bremste neben seinem Freund. »Ich
denke, wir haben es eilig . . .«
»Habe ich bis vor drei Sekunden auch noch
gedacht .« Etwas Seltsames lag in Bergers Stimme, das Clausen aufhorchen ließ.
»Ist dir nicht gut ?« fragte er besorgt.
»Zumindest bin ich erschrocken«, erwiderte
der Reisegenosse. »Ich habe etwas gesehen, Hans ...«
Er wischte sich mit der flachen Hand über die
Augen und das vor Nässe triefende Gesicht. Dabei blickte er seinen Begleiter
aufmerksam an, als erwarte er von ihm eine bestimmte Reaktion.
»Na und?« Clausen zuckte die Achseln. »Ich
habe auch was gesehen. Dort vorn die Mühle. Und dahin wollten wir ja schließlich . ..«
»Das ist es nicht, Hans. Es war etwas
anderes. Du hast es also nicht gesehen ?«
»Was sollte ich gesehen haben? Verdammt noch
mal! Warum machst du es so spannend? Ich will endlich weg hier. Noch ein paar
hundert Meter, und wir sind im Trockenen. Dann bereiten wir uns eine Tasse
heißen Kaffee und machen es uns in der alten Mühle gemütlich .«
Berger wendete, noch während Clausen sprach,
sein Rad auf offener Straße und lief einige Meter den Weg zurück, den sie
gekommen waren. Murrend stiefelte Clausen hinter ihm her.
»Was ist denn nun eigentlich los ?«
»Ich kann mich auch getäuscht haben«, sagte
Berger mit belegter Stimme. »Und deshalb gehe ich noch mal zurück. Bevor ich
was sage, schaue ich mich erst noch mal um. Ich habe keine Lust, mich zu
blamieren .«
Er ging zehn Schritte zurück und blieb
stehen.
»Da ist es. Tatsächlich, Hans! Schaue dir das
an«, kam es mit Grabesstimme über seine Lippen.
Gerd Berger starrte in den flachen
Straßengraben, wo von dem heftigen Regen weiter braune Erde vom Feldrain
eingespült wurde.
»Hast du den Schatz entdeckt ?« preßte Clausen hervor. »Ich verstehe einfach nicht, daß .
. .« Er unterbrach sich mit einem erschreckten
Zusammenzucken. »O mein Gott, das gibt es doch nicht !«
»Jetzt siehst du es also auch. Vorhin habe
ich noch geglaubt, ich hätte mich getäuscht. Es ist also
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