133 - Die Letzte ihrer Art
aus. Dort fanden keine derartig schnellen Transformationen statt.
Missmutig trat Veda’hal’fraagar näher.
Wenn die schwarzen Kerne noch weiter anwuchsen, verlor die Substanz ihre Leuchtkraft – und damit jeden Nutzen.
Ob sich der Prozess noch aufhalten ließ? Ein Zittern durchlief die Gallertmasse, als er vor ihr stand. Sie pulsierte tatsächlich, nicht nur im Lichtspektrum, auch auf physischer Ebene. Bebend zog sie sich auf der Wand, an der sie klebte, zu einer vorgewölbten Kuppe zusammen. Die in ihr gefangenen Zellhaufen zeichneten entsprechende Schatten an die Wände.
(Anwachsende Lebensformen…) Veda’hal’fraagar beugte sich weiter vor, um Beweise für seine Theorie zu finden. (…
natürlich, das muss es sein!)
Interessiert fixierte er die bebende Oberfläche, die nun deutlich sichtbar aus Tausenden kleiner Gallertkugeln bestand, von der jede einzelne einen wimmelnden, sich windenden schwarzen Kern besaß. Die angewachsenen Punkte waren keineswegs massiv, sondern enthielten etwas Filigranes, Durchscheinendes, das seiner zusammengrollten Position entfliehen wollte.
Die genauen Umrisse ließen sich nur erahnen, trotzdem erinnerten sie Veda’hal’fraagar an etwas, das Veda’hal’fraagar schon einmal gesehen hatte. Leicht verstimmt, weil sich die entsprechende Erinnerung nicht sofort abrufen ließ, ging er noch näher heran, ohne zunächst zu bemerken, dass ihm die Gallertmasse längst entgegen wuchs.
Als er es endlich bemerkte, war es zu spät.
Im gleichen Moment, da er in den umherwirbelnden Schlieren die Konturen der Fishmanta’kan erkannte, platzte die Gallertkuppel auseinander und schleuderte ihm Hunderte von Tropfen entgegen.
Geblendet taumelte Veda’hal’fraagar zurück. Brennender, beißender Schmerz tauchte sein Gesicht in Feuer. Beide Hände davor geschlagen, spürte er, wie sich seine Wangen zersetzten.
Instinktiv ließ er Körpermasse nachströmen, um ein Eindringen der hungrigen Brut zu verhindern, doch auf seinen Netzhäuten fraß sie sich schneller voran, als er abblocken konnte.
Ein gepeinigter Laut entsprang Veda’hal’fraagars Kehle.
Ein Hilfeschrei, der von Verzweiflung, Schmerz und Niederlage kündete.
***
Nach einigem Stochern fanden die Spitzen des
Chroom
endlich Halt. Sie verkeilten sich zwischen Stahlsperre und Wand, an einer Stelle, an der beide Teile nur ungenügend miteinander verschmolzen waren.
Aus der Tiefe drang ein Schrei empor, doch Urza war viel zu beschäftigt, um dem wirklich Beachtung zu schenken. Mit aller Kraft trieb sie ihre Waffe tiefer in die Schwachstelle und setzte den langen Schaft als Hebel ein. Dem gleichmäßig ansteigenden Wasserdruck hatte die Schmelznaht zwar bisher standgehalten, diese gezielt angesetzte Attacke war jedoch etwas ganz anderes. Knarrend und knackend gab die Verbindung nach. Zuerst spritzte nur ein dünner Strahl zwischen den aneinander stoßenden Elementen hervor, doch der entstandene Riss erweiterte sich weiter, bis die Naht vollends platzte.
Unter dem Druck der angestauten Fluten bog sich das quer stehende Stahlstück zur Seite. Der dabei entstehende Durchschlupf reichte für eine ausgewachsene Fishmanta’kan bequem aus. Urza musste sich nicht einmal bewegen.
Die hervorbrechende Springflut riss sie einfach mit, hinab in die Tiefe, über den Treppenabsatz hinweg und in den Raum mit dem Spaan hinein. Blitzschnell füllte sich der Platz mit den eindringenden Wassermassen. Die wirbelnde Strömung trug Urza geradewegs durch die runde Stahlöffnung in die dahinter liegende Grotte, in der sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt sah. Der Böse, der sich hier aufhielt, nutzte tatsächlich den heiligen, kostbaren Spaan zur Beleuchtung!
Ihren Chroom fest umklammert, sann sie auf Rache.
Gedeckt von schäumenden Gischtkronen jagte sie heran.
Der Böse bemerkte sie nicht einmal. Er sah nur eine sprudelnde, wallende Wasserwand auf sich zu walzen. Ein Anblick, der ihn wohl in Panik versetzte, denn statt hinter einem schweren Gegenstand, der die anstürmende Flut brach, in Deckung zu gehen, tanzte der Echsenhafte umher, beide Hände vors Gesicht geschlagen.
Warum auch immer er das tat, dieses unsinnige Verhalten kostete ihn das Leben. Urza beschleunigte ihren Wellenritt durch kurze, harte Flossenschläge und hielt genau auf den Gegner zu. Den Schaft des Chroom wie eine Lanze an den Körper gepresst, trat sie aus der doppelt mannshohen Wasserwand hervor.
Erst jetzt sah sie den pulsierenden Spaan, der sich in das
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