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133 - Die Letzte ihrer Art

133 - Die Letzte ihrer Art

Titel: 133 - Die Letzte ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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entfuhr es Matt. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    Plötzlich wirbelte Aruula abrupt herum und stierte in einen dunklen Bereich, der sich zwischen Aktenschränken und mit verrotteten Geräten voll gestellten Keramiktischen erstreckte.
    »Hier ist noch jemand«, knurrte sie warnend. »Wir sind nicht allein!«
    ***
    Gibraltar, 11. Februar 2012
    Sektionsalarm!
    Das Sirenengeheul erfüllte die Kasernengänge, doch die Wenigen, die hier noch Akten zusammen rafften oder vernichteten, scherte kein Warnton mehr. Seit dem Kometeneinschlag herrschte permanenter Ausnahmezustand. Nicht nur in Gibraltar, nein, auf der ganzen Welt.
    Sibirien existierte nicht mehr. Seine Landmasse war pulverisiert worden. Dort klaffte nun ein tiefer, von Magmafurchen durchzogener Krater, der langsam voll Wasser lief.
    Wenigstens sank dadurch der weltweit erhöhte Meeresspiegel.
    Nach dem Aufprall war zwar keine Flutwelle über Gibraltar herein gebrochen, aber auch hier hatte es Überschwemmungen gegeben. Die weit in die Bucht hinein reichende Landebahn stand noch immer unter Wasser.
    Wegen des weltumspannenden Radar- und Funkausfalls war der Flugverkehr jedoch ohnehin zusammengebrochen. Eine unbekannte, von dem Kometen ausgehende Strahlung störte jede elektronische Übertragung.
    Die Evakuierung lief vor allem über Schiffe, die wieder auf Sicht navigieren mussten. Die verfügbaren Plätze an Bord waren begrenzt, deshalb saß jedem die Angst im Nacken, zurück zu bleiben. Blanke Panik lastete über der Basis, bis hinauf in die höchsten Offiziersränge. Das Chaos in den zivilen Teilen der Stadt wütete zwar noch wesentlich schlimmer, trotzdem ließ die Disziplin zu wünschen übrig.
    Das An- und Abschwellen der Sirene stieß weiter auf taube Ohren. Einige mochten vielleicht glauben, dass es sich um eine elektronische Fehlschaltung handelte. Einen Fehlalarm. Davon hatte es in den vergangenen Tagen viele gegeben. Die meisten scherte aber schlicht nicht mehr, was um sie herum geschah.
    Nur noch die letzten Aufgaben erledigen, dann rasch an Bord.
    Zurück in die Heimat – falls sie noch existierte – oder irgendwo hin, wo die Sonne schien.
    Der von aufgewirbelten Schmutz- und Erdpartikeln verdunkelte Himmel, der die Temperaturen abstürzen ließ, machte Commander B.J. Kerry am meisten zu schaffen. Immer wieder sah er durch die Glasfront ins Freie, während er durch die Vorhalle eilte. Nach der draußen herrschenden Dämmerung zu urteilen, ging es bereits auf den Abend zu.
    In Wirklichkeit hatten sie noch Mittagszeit.
    Die Sirene erstarb mit einem abrupten Missklang, danach kehrte Ruhe ein. Commander Kerry beruhigte das nicht. Im Gegenteil. Sein Misstrauen wuchs weiter an. Jede Sektion des Gebäudes besaß ihren eigenen Warnton, und dieser hier gehörte zum gentechnischen Labor im Keller. Ein Bereich, der seit einem halben Jahren leer stand.
    Vergeblich sah er sich nach einem Wachposten um. Nicht mal der Haupteingang war besetzt. Zum Glück trug er eine geladene Dienstwaffe im Gürtelholster.
    Rot zuckende Lichtbahnen wiesen ihm den Weg. Die Alarmleuchte über der Fahrstuhltür drehte weiter still vor sich hin. Der Lift selbst reagierte nicht, so oft er den Rufknopf auch drückte. Defekt oder deaktiviert, er wusste es nicht.
    Kerry tastete nach seinem Schlüsselbund und rannte den Gang hinab zum Treppenhaus. Die schwere Stahltür, die den Kellerzugang sicherte, war nicht abgeschlossen. Irgendjemand trieb sich dort unten herum.
    Befugt oder unbefugt? Er öffnete die Pistolentasche und ließ den Sicherungsbügel der gespannten Waffe zurückschnappen.
    Danach stemmte er die schwere Tür auf und eilte in die Tiefe.
    Eine schwache, gelbstichige Notbeleuchtung wies ihm den Weg.
    Zwei Absätze tiefer stand er vor einem Zugang, der über den Sicherheitsbereich ins Labor führte. Auch hier protestierte ein rotes Rundlicht stumm vor sich hin. Die gesamte Kelleranlage war seinerzeit mit Presslufthämmern aus dem Kalkstein gehauen worden. Ein lang gezogener Gang, der von hier aus abzweigte, führte bis zu einem luftdicht verschließbaren Bunker, der eine komplette Leitzentrale beherbergte. Dort ließen sie all das Geheimmaterial zurück, das sich nicht in der gebotenen Eile zerstören ließ. So drastisch, wie sich die Welt gerade veränderte, besaßen die Unterlagen ohnehin keinen Wert mehr.
    Ein leises Klirren im Labortrakt erklang. Kerry hörte es, als er die Stahltür aufzog. Die Automatik wanderte wie von selbst in seine Hand. Seine Kehle wurde ihm

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