1331 - Hochzeitskleid und Leichenhemd
senkte den Kopf. »Ich weiß. Ich schäme mich auch dafür. Aber es ist nun mal passiert.«
»Haben Sie denn einen Tipp für mich, wo ich mit meiner Suche anfangen könnte?«
Jetzt steckte sie wirklich in einer Zwickmühle. Sie wusste auch nicht so recht, wohin sie schauen sollte, zuckte die Achseln und meinte schließlich: »Nein, eine konkrete Antwort kann ich Ihnen nicht geben, Mr. Sinclair. Aber ich könnte mir vorstellen, dass dieses Kleid wieder seiner Bestimmung zugeführt wird.«
»Also von einer Braut getragen wird.«
»Genau das.«
»Und was würde dann passieren?«
Die Schneiderin runzelte die Stirn. »Das kann ich Ihnen in allen Einzelheiten nicht sagen. Sie sollten nur nicht vergessen, dass es nicht nur ein Hochzeitskleid ist, sondern auch ein Leichenhemd. Wenn die Braut über alles informiert ist, muss sie auch darin begraben werden. Das ist meine Meinung.«
Was sollte ich dazu sagen? Bisher war nichts passiert. Ich hoffte auch, dass es so blieb, aber so richtig daran glauben konnte ich noch nicht. Das war mir persönlich alles zu vage.
Der Teufel sollte es für eine Hexe genäht haben. Möglich war alles. Nur hatte ich meine Probleme damit, es zu glauben. Ich suchte zudem noch nach dem Sinn, der dahinter steckte.
»Haben Sie ein Foto von diesem Kleid?«
Margot Kiddy zögerte mit ihrer Antwort. »Ja und nein«, erklärte sie dann.
»Wieso?«
Sie legte ihre Hände flach auf die Tischplatte und betrachtete ihre Finger. »Ich habe es versucht«, erklärte sie, »aber ich bin gescheitert. Es war irgendwie nicht möglich. Ich hatte es auf einen Ständer gehängt und es von allen Seiten einige Male fotografiert. Als die Bilder entwickelt waren, sah ich die Bescherung. Auf dem Foto war zwar etwas zu sehen, aber nicht das Kleid, wie es wirklich war. Es sah verschwommen aus. Es glich mehr einem Schatten. Einem hellen Schatten mit dunklen Umrissen. Das ist komisch, aber es entspricht der Wahrheit.«
»Haben Sie die Aufnahmen greifbar?«
Jetzt lächelte sie. »Ich wusste, dass wir auf dieses Thema zu sprechen kommen würden. Ja, ich habe die Aufnahmen greifbar.« Sie zog an ihrer Seite eine Schublade im Tisch auf. Ihre linke Hand verschwand darin. Sie tastete herum und fand die Fotos.
Zuerst schaute Margot Kiddy sie sich an. Legte drei zur Seite und schob mir zwei rüber.
»Das sind die besten Aufnahmen«, erklärte sie, als ich die Bilder in die Hand nahm.
»Okay, dann schauen wir mal.«
Ich musste keinen zweiten Blick auf die Fotos werfen, der erste reichte mir. Die Schneiderin hatte mich nicht angelogen. Das waren wirklich keine scharfen Fotos, sondern verwackelte Aufnahmen, die eigentlich nur Schatten zeigten, wobei sie die Form eines Körpers hatten. Margot Kiddy hatte mir ja erzählt, dass das Kleid über einen Kunstkörper gestreift worden war. Deshalb hatte es auch die Form eines Menschen gehabt.
Ich gab ihr die Fotos zurück.
»Was sagen Sie, Mr. Sinclair?«
»Damit kann man wirklich nicht viel anfangen. Es ist schade. Ich dachte, dass ich ein Foto in die Medien hätte geben können. So wäre es dann leichter zu finden gewesen.«
»Man kann im Leben nicht nur Glück haben.«
»Sie sagen es.«
Margot Kiddy räusperte sich. Ich sah es ihrem Gesicht an, dass sie mir etwas Wichtiges sagen wollte. »Bitte, Mr. Sinclair, ich habe große Hoffnungen auf Sie gesetzt. Und ich wäre sehr enttäuscht, wenn Sie mich enttäuschen würden. Sie sind Polizist und kein Privatdetektiv. Würden Sie sich trotzdem hinter diesen Fall klemmen, auch wenn er Ihnen noch so unwahrscheinlich erscheint?«
Ich runzelte die Stirn.
Sie nahm es als negative Reaktion hin.
»Bitte, Mr. Sinclair. Natürlich nur, wenn Sie auch die nötige Zeit haben.«
Im Moment hatten wir eine kurze Ruhepause. Der Fall der Kopfgeldjägerin war abgeschlossen, und auch Justine Cavallo ließ sich zum Glück nicht blicken. Wir konnten uns also um andere Dinge kümmern, aber ein teuflisches Hochzeitskleid zu finden, das bereitete schon Mühe und eine riesige Recherchenarbeit.
»Ich müsste wirklich mehr über das Kleid wissen, Mrs. Kiddy.«
Die Hände, deren Finger nervös mit den Enden des Maßbandes gespielt hatten, sanken wieder nach unten. »Das verstehe ich, aber ich kann Ihnen leider keinen weiteren Hinweis mehr geben.«
So leicht gab ich nicht auf. »Und was ist mit der Person, für die das Kleid genäht wurde?«
»Ja, Corinna Moncour. Sie ist praktisch die Frau, die alles in Bewegung gebracht hat.«
»Und die tot
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