1331 - Zu Ehren Ijarkors
diabolisch.
„Wer sagt denn, daß sie ihr Ziel erreichen, wenn sie durch die Tore gehen? Wir müssen eben dafür sorgen, daß die Tore noch einmal manipuliert werden. Die 300.000 Sänger müssen verschwinden."
„Du willst sie ... ins Nichts schicken?" sang Chyyk Traal entsetzt. „Du willst sie töten?"
Lainish lachte.
„Natürlich nicht. Aber ich kann sie zu einem Ort schicken, von dem sie ganz sicher nicht mehr rechtzeitig zum Beginn der Spiele zurückkehren können."
4.
„Das ist es also", sagte Toomoan Taan. „Zu Ehren Ijarkors! Du gehörst zum Orden."
„Und du auch", sang Köön Chaaer. „Ich wäre nie auf diesen Gedanken gekommen, wenn du nicht so eigenartig auf die Frage des Somers nach den Nakken reagiert hättest."
„Dabei liegt es doch so nahe."
„Was?"
„Daß eine so gestandene Persönlichkeit wie ich zum Orden gehört, während es doch bei so einem Fupsie wie bei dir recht verwunderlich ist."
„Du wirst beleidigend."
Toomoan Taan gab ihrem Weggefährten mit einer Reihe von glockenhellen Tönen zu verstehen, daß sie lediglich gescherzt hatte.
„Laß uns ernsthaft miteinander reden", schlug sie danach vor und legte einen ihrer sechs Tentakel um ihn. „Erstens müssen wir schneller aus dieser Gegend verschwinden, und zweitens sollten wir uns darüber klar sein, daß die Somer nicht ganz falsch lagen, als sie ausgerechnet uns aus der Menge herausholten. Wir können in der Tat etwas ausrichten, und genau das sollten wir tun."
Die beiden Ophaler flüchteten tiefer in den Wald hinein, wobei es ihnen nicht schwerfiel, die Richtung zum Heraldischen Tor einzuhalten. Dieses ragte schließlich so weit in den Himmel empor, daß es stets zu sehen war, wenn sich der Wald ein wenig lichtete.
Toomoan Taan und Köön Chaaer schwatzten lebhaft miteinander. Sie beide mußten erst mit der Tatsache fertig werden, daß sie beide dem Geheimorden der „Schwerelosen Sonne" angehörten, dessen Ziel es war, größeren Einfluß in dem von Ijarkor beherrschten Bereich des Universums zu nehmen und vor allem das Geheimnis der Nakken, für die man sehr viel Sympathie empfand, rückhaltlos aufzuklären. Gerade in letzter Zeit war der Orden besonders gefordert worden, weil der Einfluß der Ophaler durch die Einschaltung der beiden Terraner drastisch reduziert worden war, und weil Mitglieder des Ordens herausgefunden haben wollten, daß die Existenz der Nakken durch Krankheitsbefall gefährdet war.
Schon immer hatte es Orden und Geheimbünde bei den Ophalern gegeben. Sie waren oft genug das Mittel gewesen, mit denen die Regierung der ophalischen Völker ihre nach außen gerichtete Politik durchgesetzt hatte. Tatsächlich schien es auch augenblicklich so zu sein, daß keine der offiziellen Stellen dagegen zu protestieren wagte, daß den Ophalern die Organisation der Spiele aus den Händen genommen war, obwohl diese Entscheidung fraglos tiefe seelische Spuren bei den Ophalern hinterlassen hatte.
„Und für die Nakken interessiert sich auch keiner außer uns", sang Toomoan Taan. „Im Leben eines jeden Volkes, und sei es noch so groß, kommt es irgendwann zu einer Krise.
Und die Zahl der Nakken, die bei uns leben, ist gering. Wenn es bei ihnen zu einer gesundheitlichen Krise kommt, dann kann das verheerende Folgen haben."
„Du betonst dieses ,bei uns’ so eigenartig", entgegnete Köön Chaaer. „Warum?"
„Weil ich wie die meisten Mitglieder unseres Ordens der Ansicht bin, daß die Nakken aus einem für uns absolut fremden Teil des Kosmos kommen. Niemand kennt ihren Metabolismus. Niemand weiß wirklich etwas über sie. Wenn es bei ihnen tatsächlich zu einer psychischen oder körperlichen Krise kommt, beispielsweise durch eine Infektion mit Viren, die für uns absolut harmlos, für sie aber äußerst gefährlich sind, dann ist niemand da, der ihnen helfen könnte."
Köön Chaaer zog sie in den Deckungsschutz einiger Felsen. Er machte sie auf einige Gleiter aufmerksam, die sich ihnen näherten. Die beiden Ophaler harrten in der Deckung aus, bis die Maschinen vorbei waren.
„Scheint nicht so, daß sie uns suchen", stellte Toomoan Taan danach fest. „Sie setzen zumindest keine Individualtaster ein, sonst hätten sie uns längst erwischt."
Sie eilten weiter, obwohl es bereits dämmerte. Es wäre klüger gewesen, sich schon jetzt einen Unterschlupf für die Nacht zu suchen. Doch dessen wurden sie sich erst bewußt, als es schon zu spät war. Nahezu übergangslos brach die Dunkelheit herein, und
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