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1332 - Die Höhlen der Ewigkeit

Titel: 1332 - Die Höhlen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sie sind für die ganze Mächtigkeitsballung Estartus von Gewicht. Die Zeiten werden sich neuen Regeln unterordnen."
    Sie sprach wieder in diesen seltsamen Symbolen. Und diesmal hatte ich erhebliche Schwierigkeiten, sie zu verstehen. „Die Regeln der jungen Zukunft verheißen viel Gutes." Ihr blauer Blütenkopf schwankte leicht, als ob ein sanfter Wind ihren Körper liebkoste. „Sie versprechen aber auch Schreckliches.
    Vielleicht ist es gut, daß die Veränderung uns überrollt. Dich, Jeo, und mich."
    Es kam sehr selten vor, daß sie meinen Namen benutzte, und ich begann zu ahnen, daß sie mit ihren unbegreiflichen Sinnen wirklich bedeutenden Dingen auf der Spur war. „Die unwichtigste Veränderung der jungen Zukunft", fuhr sie fort, „besteht darin, daß ich gleich nicht mehr lebe. Für dich mag das bitter klingen, alter Pailliare. Ich habe mich längst damit abgefunden, daß ich Huakaggachua und Comanzatara nie mehr sehen werde."
    Ich wußte nicht genau, wer Huakaggachua und Comanzatara waren. Aber ich verstand, daß Kera-Hua-Zatara ihren eigenen Tod gesehen hatte. „Nicht gesehen", sagte sie. „Erlebt. Es geschieht übermorgen oder ein paar Nächte später. Das ist nicht wirklich wichtig, Jeo. Und wenn ich von Huakaggachua und Comanzatara spreche, dann rede ich von meinen Kindern."
    „Ich will nicht, daß du stirbst." Mehr brachte ich nicht hervor. Ein seltsamer Gedanke ergriff von mir Besitz. Kera-Hua-Zatara wußte etwas, aber sie verschwieg mir einen wesentlichen Teil ihrer Erkenntnisse! „Das Wollen entscheidet viel", entgegnete sie ruhig. „Das Geschehen wird vom Willen aller Beteiligten bestimmt. Was andere den Tod nennen, kann das Leben sein. Geburt und Tod sind gleich. Beide bilden den Rahmen des Daseins. Laß mich so gehen, wie ich kam. Mein Tod wird natürlicher sein als dein Leben, Jeo."
    Ihre Worte brannten tiefe Wunden in mein Herz. Ich mußte schweigen. Die Erinnerungen an unsere erste Begegnung flammten mit Vehemenz auf. Kera-Hua-Zataras erneutes Schweigen beflügelte diese Erinnerungen. Ihr dunkelblauer Blütenkopf ragte im Dämmerlicht der Höhlen der Ewigkeit auf, als wollte er damit beweisen, daß ihm nichts trotzen konnte.
    Und doch schien es ganz anders zu sein. Die Erinnerungen zerrten mich zurück in meine Vergangenheit. Sie nahmen Teile der Gegenwart mit. Und den bitteren Beigeschmack des Todes. Des Todes von Kera-Hua-Zatara.
    Die Erinnerung brach durch. Sie vermischte sich mit der Gegenwart. „Du träumst falsch", sagte Kera-Hua-Zatara. „Ich träume wahrhaftig."
    Es war vor vielen Jahren ...
    Ich haßte Ijarkor, der sich mit seinem Kriegergehabe und dem Gewäsch über den Dritten Weg und die angebliche Superintelligenz ESTARTU aufspielte. Ich war jung und dynamisch. Ich besaß eine eigene Meinung. Diese Meinung paßte nicht zu den Vorstellungen des Ewigen Kriegers. Mir war das egal. Ein Pailliare bleibt ein Pailliare.
    Oder nicht? Meine Brüder rannten der Kodex-Ideologie und dem Ewigen Krieger hinterher. Ich nicht. Das stempelte mich zum Außenseiter ab.
    Aber ich war stark, denn ich besaß die Innere Ruhe. Und daran würde Ijarkor noch zu knabbern haben!
    Da waren ein paar Freunde. Sie wählten mich zu ihrem Anführer. Ich fühlte mich verpflichtet - aber nicht geehrt. Eher überfordert.
    Dann kam Ijarkor. Er radierte meine Freunde vom Papier des Lebens. Mich aber nicht! „Dich brauche ich!" sagte der Krieger. „Ich brauche dich nicht!" antwortete ich.
    Er entgegnete nichts, aber er nahm mich zu seiner Dienerschaft. Es gab keine Möglichkeit für mich, das abzuwehren. Ich wußte, warum er mich wollte. Da war etwas, was ich besaß -und er nicht: die Innere Ruhe.
    Durch die Innere Ruhe habe ich Ijarkor einmal das Leberi gerettet. Das war mein Glück, denn diesem Ereignis verdanke ich wohl, daß ich noch lebe. Der Kodex verbot es dem Krieger, mich einfach von der Bühne des Lebens zu fegen. Aber an eine Rückkehr nach Pailliar war auch nicht zu denken.
    Der Krieger entließ mich in die Einsamkeit der Höhlen der Ewigkeit, in ein Labyrinth des Mondes Ijarkor, der den gleichen Namen trägt wie der Krieger. Ein Höhlenlabyrinth mit fahlen Pilzen, mit Dämmerlicht, mit feuchten Wänden und mit kümmerlichen Pfianzen. Pflanzen!
    Jede große Frucht war ein Genuß für mich. Auch ein pailliarischer Eremit muß etwas zu essen haben.
    Ich war ausgehungert. Mein Körper, von dem Kera-Hua-Zatara später einmal sagte, er stamme einem Insektenwesen namens Ameise ab, war leer. In einer

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