1332 - Hypnose-Horror
stehen. Er nahm wieder seinen Lieblingsplatz ein und setzte sich vor den Computer.
Sitzen, den Stuhl kippen und langsam die Dose leer schlürfen. Er schaute auch durch das Fenster in den Himmel, der dabei war, einzudunkeln. Die Dämmerung schob sich heran, die letzten Strahlen der Sonne waren schon tief im Westen abgetaucht, und nun begann die Zeit, in der auch er aufatmen konnte.
Fulton freute sich schon darauf, das Studium zu beenden und einen Job zu bekommen. Dann würde er nicht mehr in einer derartig stickigen Dachkammer wohnen.
Was tun mit dem angebrochenen Abend?
Er konnte Ellen oder Dick anrufen. Zu dritt würden sie dann einen draufmachen, aber richtige Lust hatte er dazu auch nicht.
Außerdem arbeiteten die beiden in ihren Nebenjobs. Vor allen Dingen Ellen hatte es schwer. Bei diesem Wetter waren die Außenplätze in den Lokalen überfüllt. Das wusste er aus eigener Erfahrung.
Was blieb ihm übrig?
Allein auf die Piste gehen. War nicht schlecht, dann kam er wenigstens aus der Bude raus.
Gedankenverloren schaute er auf den Bildschirm, auf dem noch immer sein blöder Text zu sehen war. Gregg wollte ihn löschen. Zuvor nahm er einen letzten Schluck Bier aus der Dose. Er wollte sie zusammendrücken und in den Papierkorb neben dem Schreibtisch werfen, als sich seine Augen weiteten.
Der Computer spielte verrückt. Auf dem Bildschirm begann das Geschriebene zu tanzen. Die Buchstaben flogen weg wie bei einer Explosion. Sie huschten zu verschiedenen Seiten hin, und er spürte zugleich einen Schlag wie mit einer elektrisch geladenen Schnur.
Seine Umgebung veränderte sich. Er sah nichts mehr auf dem Monitor. Überhaupt war der Bildschirm vor seinen Augen verschwunden und hatte Platz für etwas anderes geschaffen.
Vor ihm schwebte ein riesiges schwarzes Skelett mit glühenden Augen. Die Gestalt hatte sich mit einer mächtigen Sense bewaffnet, der wohl kein Mensch etwas entgegenzusetzen hatte.
Das Skelett schwang seine Sense hin und her. Aus dem Maul drang gelbweißer Qualm, und er hörte eine Stimme, die von allen Seiten her an seine Ohren drang.
»Ich brauche dich, Gregg. Es ist so weit…«
Der Student konnte nichts sagen. Die Vorgänge hatten ihm den Atem verschlagen. Er war zu einem Wesen geworden, das keinen eigenen Willen mehr hatte und ausschließlich den Druck einer gewaltigen Angst spürte, die der Dämon ihm brachte.
Die Sense bewegte sich.
Unwillkürlich duckte sich Gregg Fulton. Er glaubte, das Pfeifen zu hören und vernahm eine Stimme in seinem Kopf.
»Niemand hat dich vergessen, Gregg, niemand. Und deine Freunde auch nicht. Darauf kannst du dich verlassen…«
Er kannte die Stimme. Sie gehörte Saladin, dem Hypnotiseur, den er und seine Freunde aufgesucht hatten.
Der junge Mann riss seine Augen weit auf. Er fand sich nicht mehr zurecht. Er fühlte sich plötzlich wie in einem Gefängnis, aus dem er mit eigener Kraft nicht ausbrechen konnte.
Dann war der Spuk vorbei. Das merkte Gregg nicht sofort. Erst nach einer Weile kam er wieder zu sich. Er saß noch immer auf dem Stuhl und schaute auf den Bildschirm, der nicht in die Luft geflogen war, sondern so existierte wie zuvor auch.
Etwas trieb in seinem Kopf herum. Er konnte nicht herausfinden, was es war. Aber es bedrückte ihn, weil es wanderte, und so presste er beide Hände gegen die Stirn.
Durchatmen, ruhig sein und auch bleiben, dachte er. Es ist alles wie sonst. Nichts hat sich verändert.
Noch auf dem Stuhl sitzend, ließ er seine Blicke in die Runde schweifen. Ja, das Zimmer war und blieb, denn die Gestalt mit der mächtigen Sense erschien kein zweites Mal.
Es war der Schwarze Tod!
Plötzlich hatte er den Namen wieder. Gregg erinnerte sich auch an die erste Begegnung mit ihm. Sie lag ja nicht weit zurück. Da waren sie zu dritt bei diesem verdammten Hypnotiseur gewesen, der sie alle unter seine Kontrolle gebracht hatte, obwohl sie sich nicht von ihm hatten einseifen lassen wollen.
Er war stärker gewesen. Saladin, der Hypnotiseur. Kein Scharlatan. Jemand, der sein Handwerk verstand, der sie alle drei unter seine Kontrolle gebracht hatte.
Da war ihnen dann eine schreckliche Welt eröffnet worden. Finster und unheimlich. Aber bewohnt von diesem gewaltigen Skelett mit den glühenden Augen.
»Der Schwarze Tod!«, flüsterte er vor sich hin und bekam eine Gänsehaut. Zugleich beherrschte ihn der Wunsch, sich verkriechen zu müssen. Doch wo sollte er hin?
Er wusste es nicht. Alles lief irgendwie verkehrt, denn die Begegnung
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