1332 - Hypnose-Horror
identifizieren konnte sie die Laute nicht. Irgendwie hörten sie sich wie ein schweres Stöhnen an, was aber auch nicht stimmen musste. Jedenfalls machte sie sich Sorgen um ihren neuen Bekannten.
Sie wollte nicht einfach in das Bad stürmen. Lieber hielt sie die Regeln der Höflichkeit ein und klopfte an.
Eine Reaktion erlebte sie nicht. Keiner bat sie ins Bad, und auch nach dem zweiten Versuch passierte nichts. Das verunsicherte sie noch mehr, und Sandra dachte auch nicht weiter nach. Sie legte ihre Hand auf die Klinke und zog die Tür auf.
Ein normal großes Bad lag vor ihr. Durch die hellen Kacheln mit den grünen Einschlüssen wirkte der Raum größer, als er es tatsächlich war. Dafür hatte sie allerdings keinen Blick.
Dick Summer saß auf dem Rand einer engen Wanne und stöhnte.
Dabei stierte er nach vorn, ohne sie überhaupt wahrzunehmen. Er sagte nichts, er stöhnte nur, und er quälte sich dabei, das war an seinem Gesichtsausdruck deutlich abzulesen.
»He, Dick…«
Er hatte Sandra gehört und schüttelte den Kopf.
»He, was ist denn?«
Sandra erhielt eine Antwort, doch die erschütterte sie bis ins Mark.
»Geh, geh – sonst bringe ich dich um!«
***
Beinahe hätte sie gelacht, aber nur beinahe. Sie dachte daran, dass er Humor hatte, nur konnte sie mit dieser Art von Humor beim besten Willen nichts anfangen. Ihr Gesicht rötete sich, und sie schüttelte heftig den Kopf.
»Was hast du gesagt?«
»Du sollst gehen!« Jedes Wort quälte er hervor. »Geh, sonst töte ich dich!«
»Das ist doch Quatsch. He, komm zu dir. Hast du was genommen?« Sie schaute sich blitzschnell um, aber sie sah keine Drogen.
»Hau ab!«
»Bist du auf dem Trip?«
Dick Summer holte pfeifend Luft. Über seine Gesichtshaut hinweg rann der Schweiß in Strömen. Sein unsteter Blick wieselte hin und her. Er war nicht in der Lage, sich auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren, denn sein Inneres musste in einem wahnsinnigen Aufruhr sein, und Sandra konnte sich nicht vorstellen, was ihn so verändert hatte.
Er wirkte so, als hätte er unter starken Schmerzen zu leiden, weil er so starr und nach vorn gebückt auf dem Wannenrand hockte.
»Bist du krank?«
Er gab keine Antwort auf die Frage und flüsterte nur: »Töten! Ich werde dich töten! Er ist da! Er ist zurück!«
»Wer denn?«
»Der Schwarze Tod!«
Mit dieser Antwort konnte Sandra überhaupt nichts anfangen.
Beinahe hätte sie sogar gelacht, doch ein Blick in das verzerrte Gesicht des jungen Mannes belehrte sie eines Besseren.
»Du musst zu einem Arzt, ehrlich. Du bist nicht mehr normal.«
Er stand auf.
Ein Ruck hatte ausgereicht, und er blieb breitbeinig vor ihr stehen und glotzte sie an.
Sandra sah diesen Blick. Zum ersten Mal stellte sie fest, dass dies hier kein Spaß mehr war. Sie hatte es nicht mehr mit einem Menschen zu tun, sondern mit einem verdammt gefährlichen Monster.
Die Augen hatten sich verändert. Sie waren verdreht, und der Atem strömte schnaufend aus dem offenen Mund.
Sandra wurde nicht angeschaut, sondern regelrecht fixiert, als wäre Dick dabei, eine bestimmte Stelle an ihrem Körper zu suchen, die für seine Absicht wichtig war.
Sie versuchte es ein letztes Mal. »Verdammt, komm endlich wieder zu dir! Das ist ja schrecklich!«
Dick Summer gab die Antwort auf seine Weise. Nichts warnte sie, als er auf sie zustürmte. Er gab dabei einen Schrei von sich, der fast wie das Röhren eines Hirsches klang. Die Augen blieben weiterhin verdreht, und er brauchte nur einen Sprung, um sie zu erreichen. Seine Krallenhände zielten nach ihrem Hals. Sandra wurde klar, dass er sie erwürgen wollte.
Sie kam nicht mal dazu, einen Schrei auszustoßen. Die Hände umklammerten ihre Kehle, wollten zudrücken, aber durch eine heftige Bewegung nach hinten, die Sandra schaffte, rutschten die Hände für einen winzigen Moment ab.
Sie schnappte nach Luft. Für einen winzigen Moment hatte sie freie Bahn. Instinktiv nutzte Sandra diese Möglichkeit aus und drehte sich schnell zur Seite.
Dick Summer blieb bei ihr. Er suchte den Hals, stieß die Hände wieder vor – und hatte sich geirrt, denn Sandra war nicht das kleine Mädchen, das vor Angst fast verging. Sie war es gewohnt, sich zu wehren, und das bewies sie in den nächsten Augenblicken. Ihre Bewegungsfreiheit reichte aus, um die gekrümmten Finger der rechten Hand durch das Gesicht des jungen Mannes zu ziehen.
Dick brüllte auf.
Er zuckte zurück.
Sandra trat zu, und sie hörte sich dabei aufschreien. Ihr
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