1333 - Mordgelüste
aufgenommen, und sie wurden tatsächlich zu anderen Menschen, obwohl sie äußerlich die gleichen blieben.
In ihrem Kopf änderte sich etwas radikal. Niemals in ihrem jungen Leben hatten sie bisher Mordgedanken gehabt. Das änderte sich allerdings nach dieser verdammten Kontaktaufnahme. Da hatten sie alles Menschliche von sich geworfen und waren darauf programmiert, zu töten.
Egal, wen! Sie wollten töten. Sie besorgten sich Waffen, um andere Menschen umzubringen.
Man hatte sie manipuliert. Und das war einzig und allein auf die Kraft eines gewissen Saladin zurückzuführen, der eben vom Schwarzen Tod geleitet wurde.
Die jungen Leute selbst konnten sich an die Veränderung ihres Verhaltens nicht erinnern. Sie waren nur völlig von der Rolle, weil sie reagiert hatten, und schämten sich schrecklich.
Glenda, Shao und Suko gingen davon aus, dass diese Manipulation kein Einzelfall gewesen war. Sie würde zurückkehren, nur konnte niemand voraussehen, wann. Genau davor fürchteten sie sich. Sie brauchten Hilfe. Sie brauchten Menschen um sich herum, die ihnen zur Seite standen, wenn die Veränderung eintrat. Deshalb fungierten die beiden Frauen und Suko auch als Leibwächter.
Der Inspektor hatte sich in John Sinclairs Küche zurückgezogen und sich ein Glas Wasser eingeschenkt. Er trank in langsamen Schlucken und drehte sich um, als er das leise Klopfen hinter seinem Rücken vernahm.
Shao trat ein. Sommerlich gekleidet. Eine strohgelbe Hose und ein dunkles Seidenshirt mit einer Sonne als Aufdruck. Nur in ihrem Gesicht war die Sonne nicht aufgegangen. Das zeigte einen sehr nachdenklichen Ausdruck.
Sie legte Suko die Hände auf die Schultern und schaute ihm in die Augen. »Du bist frustriert.«
»Stimmt.«
»Wegen John?«
»Nicht nur. Aber…«, er stellte das leere Glas zur Seite, »ich mache mir Gedanken um ihn. Ich sitze hier herum und weiß nicht, wie es ihm ergeht. Freude kann da nicht aufkommen.«
»Stimmt.«
»Und deshalb habe ich mich entschlossen, etwas zu unternehmen. Ich konnte mit ihm sprechen. Er hat mir gesagt, wo er hinwill. Das heißt, ich weiß, wo ich diesen Saladin finden kann.«
Shao nickte. »Du willst demnach zu ihm.«
»Ja, das will ich.«
Sie überlegte nicht lange, senkte nur etwas den Kopf und nagte an ihrer Unterlippe. »Das kann ich sogar verstehen und ich werde dich auch nicht aufhalten.«
Suko lächelte. »Das war mir klar. Nur denke ich auch an euch. Ellen und Dick sind ja keine normalen Besucher, wenn du verstehst, was ich damit meine.«
»Klar. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir werden schon auf sie Acht geben.«
»Vorbei ist es jedenfalls nicht.«
Shao stimmte zu. »Das weiß ich auch. Der Hypnotiseur hält sie weiterhin in seinem Bann.«
»Dann werde ich mal fahren.« Sukos Stimme klang nicht eben optimistisch. Er wusste selbst, welch schweren Weg er ging, wollte aber auch nicht versuchen, John Sinclair über Handy zu erreichen.
Wie oft kam ein Anruf ungelegen.
Ellen Bates und Dick Summer saßen noch immer wie angewurzelt auf ihren Plätzen.
Suko erklärte Glenda kurz, was er vorhatte. Glenda Perkins konnte ihn nicht aufhalten, sie bat ihn nur, sehr vorsichtig zu sein und sprach davon, dass Saladin und besonders der Schwarze Tod nicht unterschätzt werden durften.
»Du kannst dich darauf verlassen.«
»Und John?«
Suko zuckte die Achseln. »Ich gehe mal davon aus, dass ich ihn finde und wir die Dinge auch regeln können.«
»Das hoffe ich.«
Ellen und Dick sagte Suko nichts von seinem Vorhaben. Er wollte sie nicht durcheinander bringen.
Als die beiden Frauen allein waren, nickte Glenda ihrer Freundin zu. »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte sie.
»Ich kann es dir nicht sagen. Wir müssen das tun, was die meisten Menschen nicht mögen. Abwarten.«
»Worauf?«
Shao verzog die Lippen. Sie warf einen Blick auf Ellen und Dick.
»Okay sind sie nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es plötzlich wieder bei ihnen losgeht.«
»Mordgelüste.«
»So kann man es nennen.«
»Bist du bewaffnet?«
»Nein.«
Glenda presste für einen Moment die Lippen zusammen. »Es wäre aber nicht schlecht, wenn wir das wären. Wir brauchen ja nicht zu schießen. Vielleicht können wir sie uns mit Drohungen vom Leib halten. Ich denke schon, dass sie ansprechbar sind.«
Shao sah die Dinge gelassener. »Erst warten wir mal ab, ob überhaupt etwas passiert.«
Ellen und Dick hatten es sich bequemer gemacht. Sie saßen nicht mehr so steif und lehnten sich an.
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