1333 - Mordgelüste
Sprechen konnten oder wollten sie noch immer nicht. Glenda und Shao waren ihnen eben so fremd wie die gesamte Wohnung. So mussten sie sich wie auf einer Insel fühlen, einfach ausgesetzt und allein gelassen.
»Können wir etwas für euch tun?«, erkundigte sich Glenda, die in ihrer Nähe auf einer Sessellehne Platz genommen hatte.
»Für mich nicht«, flüsterte Dick Summer, der dem Blick der Frau auswich. Er schämte sich noch immer.
»Es ist eben so schrecklich«, flüsterte Ellen Bates. »Wir wissen, dass man uns manipuliert hat. Wir wissen, dass etwas geschehen ist, aber wir bekommen die Kurve nicht. Und das ist es, was uns stört. Wir haben keine Ahnung, wie es weitergehen soll, und wir können uns nicht daran erinnern, was wir getan haben.«
»Ja, das ist ein verdammtes Gefühl. Ich kann es mir vorstellen, obwohl ich persönlich es noch nie erlebt habe. Nur denke ich, dass es aus allem einen Ausweg gibt.«
»Meinen Sie?«
Glenda lächelte. »Außerdem sollten wir uns duzen. Das schafft eine größere Vertrautheit zwischen uns.«
Damit waren Ellen und Dick einverstanden. Zum ersten Mal konnten sie wieder lächeln, auch wenn es nicht mehr als ein Zucken ihrer Mundwinkel war.
»Das Problem ist der Hypnotiseur«, erklärte Dick Summer mit leiser Stimme. »Er ist die große Sorge in unserem Leben. Wir haben den Fehler begangen und ihn besucht. Als Soziologen wollten wir alle Facetten des Lebens durchleuchten. Nur hätten wir nie gedacht, welch eine Macht er hat. Wir haben seinen Künsten nicht nur skeptisch gegenübergestanden, wir haben ihm erst gar nicht geglaubt. Im Nachhinein ist das unser großer Fehler gewesen.«
»Den man rückgängig machen kann«, erklärte Shao, die sich zu ihnen gesellte.
»Aber nicht ohne Saladin.«
»Das stimmt.«
»Und wie wollen Sie an ihn herankommen?«, fragte Ellen.
Shao wusste, dass ihre Antwort ausweichend klingen würde. Sie gab sie trotzdem. »Es werden sich immer wieder Möglichkeiten auftun, da braucht ihr keine Sorgen zu haben.«
Dick Summer wunderte sich. »Woher nimmst du deinen Optimismus?«
»Ach, das ist ganz leicht. Erstens bin ich ein optimistischer Mensch und zweitens habe ich bisher noch immer alles geschafft, was ich mir vornahm.«
»Das klingt gut.«
»Und es wird auch so bleiben«, sagte Shao.
Als sollte ihre Antwort unterstützt werden, meldete sich das Telefon mit seiner etwas schrill klingenden Melodie.
Da Glenda näher am Apparat stand, hob sie ab, sagte allerdings weder ihren Namen, noch erwähnte sie John Sinclair. Ein schlichtes »Bitte?« musste reichen.
Drei Augenpaare richteten sich auf sie, als Glenda telefonierte.
Sie sagte sehr wenig. Hin und wieder stimmte sie zu. Entweder durch eine hörbare Antwort oder durch ein Nicken. Ganze Sätze waren selten bei ihr zu hören, aber sie sagte dann einen Satz, der die Zuhörer aufhorchen ließ.
»Natürlich können Sie zu uns kommen. Das wäre sogar das Beste, was Sie tun können.« Eine kurze Pause. Danach sprach sie wieder. »Okay, die Adresse können Sie bekommen.« Glenda gab sie durch und sagte dann: »Bis bald. Und geben Sie auf sich Acht.«
Mit einem nachdenklichen Ausdruck im Gesicht drehte sie sich um. Die gespannten Blicke der anderen ignorierte sie, und sie ließ sich auch Zeit mit der Antwort.
»Es war Gregg Fulton, der anrief.«
Sofort wurden Ellen und Dick »wach«. Ihre Augen öffneten sich erschreckt und erstaunt. Beide saugten mit tiefen Atemzügen die Luft ein und waren nicht fähig, etwas zu sagen.
»Was wollte er?«, flüsterte Dick.
»Er wird herkommen.«
»Ach.«
»Ja, er hat sich erinnert, was passiert ist. Da fiel ihm der Name John Sinclair ein. Er rief beim Yard an und muss wohl dort so überzeugend gesprochen haben, dass man ihm die Telefonnummer gab. Jetzt ist er natürlich erleichtert.«
»Wann wird er denn hier sein?«, erkundigte sich Ellen.
»Er ist bereits auf dem Weg. Es kann nicht mehr lange dauern.«
Shao hob einen Arm. »Ich finde, dass es sehr gut ist, wenn wir alle zusammen sind.«
Glenda war auch dafür. Da hatte sie die Kontrolle über die drei Studenten. Dass sie geheilt worden waren, daran glaubte sie nicht.
Die fremde Macht konnte immer wieder zuschlagen, und das natürlich ohne Ankündigung. Das behielt sie jedoch für sich. Ellen und Dick brauchten ihre Gedankengänge nicht zu erfahren.
»Sieht doch gut aus«, sagte sie, »oder nicht?«
Ihren Optimismus teilten die anderen nicht ganz. Während Shao nickte, zuckten Ellen und Dick
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