1333 - Mordgelüste
tippte sich gegen seinen Kopf. Danach suchte er sich so schnell wie möglich einen Platz »Nicht mehr fragen!«, flüsterte er. »Bitte nicht mehr fragen. Ich… ich … kann keine Antworten geben. Ich weiß nicht mehr, was dann passierte. Alles ist weg.«
»Wirklich alles?«
Fulton zuckte die Achseln. »Ja, fast…«
»Und woran kannst du dich erinnern?«
»Nichts mehr…«
»Versuche bitte das herauszufinden, was dir als Letztes in den Sinn gekommen ist.«
»Schwer…«
»Bitte.«
Er gab sich Mühe. Er überlegte angestrengt. Er geriet ins Schwitzen, und Shao wollte schon einlenken, als Gregg Fulton doch noch seinen Mund öffnete.
Seine Hände zitterten. Die Stimme klang tonlos. Der Blick war nach vorn gerichtet. »Wir standen im Haus. Ich sah Saladin.«
»Er war da?«
»Der Kopf!«
»Bitte?«
»Der Kopf, der Kopf«, wiederholte Gregg Fulton flüsternd. »Ich habe ihn gesehen. Er stand dort. Er schaute und lächelte mich an, obwohl es kein normaler Kopf war. Aber er lächelte und das muss Sinclair auch gesehen haben.«
»Sehr gut«, lobte Shao ihn. »Und was geschah danach?«
»Nichts. Gar nichts, bitte…«
Die Chinesin gab nicht auf. »Aber du musst doch wissen, was danach passiert ist!«
»Nein, das weiß ich eben nicht. Das ist mir alles entfallen. Ich weiß nicht mal, ob es ein danach gegeben hat. Ich kam erst wieder zu mir, als ich mich im Freien befand. Da konnte ich dann gehen, und mein Kopf wurde wieder klar. Ich wollte nach Hause und nachdenken. Das habe ich auch geschafft. Unterwegs bin ich auf eine Tat angesprochen worden, an die ich mich nicht erinnern kann. Aber jetzt bin ich hier. Ich kann durchatmen. Ich bin wieder bei normalen Menschen und fühle mich auch normal. Ich glaube, dass ich das Richtige getan habe.«
»Das hast du«, erklärte Glenda Perkins. »Du hast genau das Richtige getan.«
»Wir sind wieder beisammen«, sagte Ellen.
Gregg lächelte ihr zu. »Das ist alles nur äußerlich. Jeder von uns weiß, dass es noch nicht vorbei ist. So einfach kann man das nicht sehen. Die andere Seite ist zu stark. Ich habe Angst davor, wenn die Gestalt plötzlich erscheint. Dann ist wieder alles anders. Da klappt es zusammen. Da bin ich kein Mensch mehr und…«
Shao legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du brauchst dich nicht zu fürchten. Wir werden die Dinge schon regeln.«
»Das kann ich nicht glauben.«
»Warum nicht?«
»Sie sind einfach zu stark. Alle sind stark, nur wir sind schwach.«
Gregg fing an zu lachen. Er nahm seine Brille ab und putzte die Gläser. Dann schaute er nach vorn, ohne jedoch etwas zu sehen.
Der Blick war mehr nach innen gerichtet.
Glenda gefiel es nicht. Sie sprach ihn darauf an. »Spürst du es wieder, Gregg? Ist der Druck da?«
»Nein, noch nicht.«
»Und ihr?«
Ellen und Dick verneinten ebenfalls. Aber die Furcht in ihren Augen war geblieben. Sie machten auch nicht den Eindruck, als wollten sie über ihr Schicksal sprechen. Sie wirkten eher wie Menschen, die in einem Wartezimmer hockten und darauf lauerten, dass in der nächsten Zeit etwas passierte.
Den Eindruck hatten auch Shao und Glenda. Um die beiden nicht in Verlegenheit zu bringen, sprachen sie sie darauf nicht an. Es war wichtig, dass die drei Studenten in Ruhe gelassen wurden. Keiner von ihnen glaubte, dass sich die andere Seite zurückgezogen hatte, aber trotz der gezielten Fragen hatten sie auch nicht erfahren, was mit John Sinclair genau geschehen war.
Das machte Shao und Glenda nervös. Ebenso wie die Stille, die eingetreten war. Sie wurde nur durch die Atemzüge unterbrochen, die sich manchmal wie ein schweres Stöhnen anhörten.
Waffen besaßen sie sichtbar keine. Sie wollten die Besucher auch nicht durchsuchen. Es war ihnen zunächst wichtig, dass sie unter Kontrolle gehalten wurden.
Gregg Fulton stand plötzlich auf.
Es war eine normale Bewegung. Niemand schöpfte Verdacht.
Fulton traf auch keine Vorbereitungen, die ihnen verdächtig vorkamen. Er schaute sich nur um, als wäre ihm erst jetzt klar geworden, wo er sich befand.
»Vorsicht!«, wisperte Shao Glenda zu.
»Schon begriffen.«
Gregg Fulton stöhnte auf. Er ging einen Schritt nach vorn und presste beide Hände gegen den Kopf. Dabei übersah er die Tischkante und wäre beinahe gefallen, hätte Shao nicht schnell zugegriffen. Sie hielt ihn fest und sah den glänzenden Schweiß auf seinem Gesicht.
»Was ist mit dir, Gregg?«
»Das Bild… das Bild.«
»Welches Bild?«
»Das schwarze Skelett!«
***
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