1333 - Mordgelüste
zusammenbleiben. Jeder konnte den anderen kontrollieren. Wenn es zu einer Veränderung kam, würden sie sich gegenseitig beistehen können.
Shao hatte noch etwas zu trinken geholt. Sie setzte dabei auf frisch zubereiteten Tee und lächelte in die Runde, um Mut zu machen.
»Wir werden es schaffen«, erklärte sie. »Bisher haben wir es immer geschafft. Die andere Seite darf nicht gewinnen. Ich bin sicher, dass ihr bald wieder ein normales Leben führen könnt.«
Ellen und Dick lächelten. Diese Höflichkeit zeigten sie, doch glauben konnten sie es nicht.
Dann klingelte es. Augenblicklich veränderte sich die Atmosphäre im Zimmer. Die Erwartung der Anwesenden war zu spüren.
Glenda, die sich hier als Hausherrin fühlte, stand auf. »Das wird Gregg Fulton sein.«
Sie war trotzdem vorsichtig, als sie zur Wohnungstür ging. Durch die Sprechanlage erkundigte sie sich nach dem Besucher, der noch unten stand und erst mit dem Lift hochfahren musste.
Es war tatsächlich Gregg Fulton. Er sprach mit flüsternder Stimme. »Kann ich hochkommen?«
»Ja.« Glenda sagte ihm noch, wo sie ihn erwartete. In der Zwischenzeit gab sie den anderen bekannt, dass es Fulton war. Erleichterung malte sich auf den Gesichtern der Freunde ab.
»Wie klang denn seine Stimme?«, fragte Ellen.
»Normal, denke ich.«
»Hoffentlich.«
Es hatte sich eine gewisse Spannung zwischen ihnen ausgebreitet. Ellen und Dick kannten ihr Schicksal, und natürlich fragten sie sich, ob Gregg sich ebenfalls wieder unter Kontrolle hatte.
Alles lief normal an. Er fuhr hoch. Er wurde von Glenda in der offenen Tür erwartet, die zwar lächelte, ihn aber leicht misstrauisch betrachtete, um zu erkennen, ob sich bei ihm etwas verändert hatte oder nicht.
Er war ihr fremd. Doch Glenda besaß einen Blick für Menschen.
So traute sie sich durchaus zu, herausfinden zu können, ob es einem Menschen gut ging und er normal war oder nicht.
Gregg lächelte ebenfalls. Er trug eine Brille und sah irgendwie wie ein zerstreuter Professor aus. Seine Haare standen wirr vom Kopf ab.
»Ich bin Glenda.« Sie reichte ihm die Hand.
»Gregg Fulton.« Sein Händedruck war zögernd. Sie spürte auch den Schweiß auf der Haut.
»Komm rein.«
Noch zögerte er. »Sind Ellen und…«
Glenda ließ ihn nicht ausreden. »Natürlich, Gregg, die beiden sind auch da.«
»Geht es ihnen gut?«
»Sicher. Und dir?«
»Das kann ich nicht so sagen. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll. Am liebsten möchte ich alles vergessen. Aber ich weiß auch, dass es vorangehen muss.«
»Wir schaffen es gemeinsam.«
Gregg Fulton gab keine Antwort. Er betrat die Wohnung und fand sich sehr schnell im Wohnzimmer wieder, wo er seine beiden Freunde sah, die sich ebenfalls freuten, ihn zu Gesicht zu bekommen. Sie lagen sich sehr bald in den Armen. Keiner wusste so recht, was er sagen sollte, aber die Emotionen waren nicht gespielt oder künstlich erzeugt.
Shao stellte sich ebenfalls vor und setzte die nächste Frage als Eisbrecher ein. »Was möchtest du trinken? Kaffee? Es gibt auch Tee oder Wasser…«
»Etwas Kaltes.«
»Gut, dann hole ich Wasser.«
Glenda hatte sich auch zu ihnen gesellt. Sie hatte ein Fenster geöffnet, um frische Luft hereinzulassen. Da blieb der Wunsch so gut wie unerfüllt. Kühlere Luft drang kaum ein. Sie war eher wie ein feuchter Lappen.
Gregg Fulton trank. Erst dann konnte er sprechen und erklärte, wie froh er war, den Weg hierher gefunden zu haben.
»Was ist denn mit dir passiert?«, stellte Glenda die entscheidende Frage. »Wie bist du überhaupt in diese Lage hineingeraten? Bitte, wir brauchen eine Antwort.«
»Aber das wisst ihr doch.« Er deutete auf seine beiden Freunde.
»Wie sie auch.«
»Ja, schon. Nur – was ist mit dir genau geschehen, bevor du dich entschlossen hast, beim Yard anzurufen? Von John Sinclair wissen wir, dass es dich überrascht hat. Er hatte angerufen. Er hat uns gesagt, dass er zu Saladin fahren würde.«
»Das stimmt. Ich habe ihm sogar den Weg gezeigt.« Fulton schüttelte sich. »Ihr glaubt nicht, welche Furcht ich hatte. Aber es ging nicht anders, wirklich nicht. Er wollte es so.«
»Hat es geklappt?«
»Ja, Glenda. Wir waren bei Saladin.«
Glenda und Shao hätten nicht gedacht, die Antworten so leicht und locker zu bekommen. Jetzt würden sie auch Näheres über John Sinclair erfahren und bereiteten sich auf die entsprechenden Fragen vor, als sie sahen, wie sich Fulton veränderte.
»Was ist mit dir?«, fragte Shao.
Er
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