1333 - Mordgelüste
blieb bewegungslos und ohne Leben.
Aber hatte er nicht gegrinst?
Suko blieb stehen, als ihm dieser Gedanke kam. Er war sich nicht sicher. Realitätsnah war es zudem auch nicht, da der Schädel aus Glas bestand. Aber Suko gehörte auch zu den Menschen, die erleben mussten, dass die Realität schon oft auf den Kopf gestellt worden war. So hatte das Unmögliche dann möglich werden können.
In Griffweite blieb er vor dem Kopf stehen. Er hatte ihn bisher nur von vorn betrachtet. Das sollte sich ändern, denn jetzt schritt er um den gläsernen Schädel herum und betrachtete ihn genau von allen Seiten. Nichts störte seinen Blick nach innen. Dort verteilten sich die dünnen Nervenbahnen, so sah er sie zumindest an. Er dachte zudem einen Schritt weiter und überlegte sich, ob diese Nervenbahnen vielleicht Kontaktstellen waren, über die der Kopf gelenkt werden konnte.
Als er vor dem Schädel stehen blieb und sich auf das Gesicht konzentrierte, dachte er darüber nach, ob er einem Abbild eines wahren Schädels gegenüber stand. Das konnte durchaus stimmen.
Der Hypnotiseur war ihm unbekannt, aber es gab nicht wenige Menschen, die sich schon zu Lebzeiten das eigene Denkmal hinstellten.
Das konnte durchaus der Fall sein. Wahrscheinlich sah Saladins Kopf ebenso aus wie dieser Glasschädel.
Bisher hatte ihn Suko noch nicht berührt. Das änderte sich. Er tippte mit der Spitze des rechten Zeigefingers dagegen – und zog sie sofort wieder zurück, denn er hatte etwas gespürt, was ihn schon leicht erstaunte.
Das Glas war nicht kalt.
Es gab eine leichte Wärme ab, die noch etwas stärker war als die von Sukos Haut.
Er schluckte. Er war nicht so frei, wie er sich gern gefühlt hätte.
Hinter seiner Stirn arbeitete es. Die Gedanken liefen bei ihm fast Amok. Er konzentrierte sich auf das Gesicht, er suchte Bewegung darin, aber es blieb starr.
Bei Suko baute sich eine Frage auf, für die er die Antwort leider nicht wusste. War dieser Schädel einfach nur durch einen Künstler hergestellt worden, oder musste er ihn als magisch beeinflusst oder sogar mit einer fremden Magie gefüllt ansehen?
Die Antwort fand er nicht heraus, wenn er den Glasschädel nur anschaute. Er brauchte schon einen Test.
Suko ging etwas nach hinten, weil er sich eine bestimmte Entfernung aussuchen wollte. Für ihn gab es nur eine Möglichkeit, dies zu testen. Er musste es mit der Dämonenpeitsche versuchen, die er sich in den Gürtel gesteckt hatte.
Mit einem routinierten Griff zog er sie hervor. Nichts störte ihn in seiner Umgebung. Dass dieses Haus mitten in London stand, war wirklich nicht zu merken. Es hätte auch auf einer einsamen Insel stehen können. Die Stille wäre gleich gewesen.
Der Inspektor schlug einmal den Kreis über den Boden. Da keine unmittelbare Gefahr für ihn bestand, brauchte er sich auch nicht zu beeilen. Er bewegte die Peitsche entsprechend langsam. Die Riemen rutschten mit leisem Geräusch nach draußen. Drei waren es, die aus der Öffnung rutschten. Ihre Enden erreichten den Boden nicht. Sie schwebten zitternd wie Schlangenkörper über dem Boden.
Suko schlug noch nicht zu. Etwas hielt ihn davon ab. Er war vorsichtig. Noch mal leuchtete er mit seiner Lampe in die Runde. Es konnte sein, dass sich jemand herangeschlichen hatte und ihn aus dem Dunkel beobachtete. Er hatte Glück. Das Licht traf nur die nackten Wände und auch mal den Ausschnitt einer Tür.
Okay…
Er hob die rechte Hand.
Suko brauchte nicht die Peitsche zu beobachten, wenn er schlug.
In ihrem Umgang war er ein Meister seines Fachs, aber er hielt dafür den Glaskopf unter Kontrolle.
Etwas irritierte ihn.
Er wusste nicht genau, ob es stimmte, aber er wurde das unbestimmte Gefühl nicht los, dass sich die Lippen bewegt hatten, so dass der Kopf ihn anlächelte oder angrinste.
Täuschung oder…
Suko schaute genauer hin.
Ja, in der Nähe des Mundes tat sich etwas. Da zuckten die Winkel, da lagen die blassen und nachgezeichneten Lippen nicht mehr so dicht aufeinander.
Suko fasste ihn wieder an.
Es hatte sich nichts verändert. Die gleiche Wärme der Haut. Kein kaltes Glas.
Lebte der Kopf?
Suko war ein recht sensibler Mensch, und auch jetzt erlebte er dies. Er stand nahe genug am Objekt, um zu spüren, dass von ihm etwas abstrahlte. Es konnte eine Botschaft sein. Fremde Gedanken, durch ihn transportiert und…
Wenn es denn fremde Gedanken sein sollte, dann lagen sie bestimmt nicht auf Sukos Schiene. Außerdem musste er an seinen Freund John Sinclair
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