1333 - Mordgelüste
mir gehorchen, nein, es gibt noch eine andere Person, die dich unter ihrer Kontrolle hält. Ich bin nur vorgeschoben, aber den anderen siehst du unter der Decke, wenn du deinen Kopf in den Nacken legst.«
Auch das wollte ich nicht tun, aber ich sah den Schwarzen Tod, der sich dort abmalte.
Wieder »grinste« er auf mich nieder. Dieses verdammte Maul, diese glühenden Augen, diese schwarzen und leicht glänzenden Knochen, als wären sie mit Öl beschmiert worden – all das war für mich einfach nur furchtbar. Abstoßend, ich hätte es hassen müssen – und musste trotzdem gehorchen, weil Saladin es wollte.
Da hatte sich der Schwarze Tod wirklich den perfekten Verbündeten ausgesucht, und ich würde nichts dagegen unternehmen können, wenn er mich zu ihm schickte und direkt in den Tod hinein.
Das alles war mir klar. Trotzdem war es mir nicht möglich, etwas dagegen zu unternehmen.
»Knie dich hin!«
Nie! Nie und nimmer! Ich wollte lachen, und dann spürte ich den Druck an meinen Knien.
Ich kniete tatsächlich!
Er hatte es wieder geschafft. Ich war nicht in der Lage, etwas zu unternehmen. Ich hätte schreien können und tat es nicht. Ich konnte mich nicht wehren, und als eine kurze Zeitspanne vergangen war, öffnete sich plötzlich die Schublade meines Erinnerungsvermögens, denn ich erinnerte mich daran, dass es noch nicht lange zurücklag, als ich ebenfalls gekniet hatte. Damals auf einem Grab. Das Grab einer leider ermordeten Freundin. In der Erde lag Lady Sarah Goldwyn. Ich kniete auf ihrer letzten Ruhestätte, und spürte dabei den Druck einer Waffe in meinem Nacken, die von einer Kopfgeldjägerin gehalten wurde. Man hatte sie ausgeschickt, um mich zu töten. Es war ihr nicht gelungen, weil mich die blonde Bestie Justine Cavallo vor dem Tod bewahrt hatte. [2]
Hier gab es keinen, der mir zur Seite stehen konnte. Das drang tief in mein Bewusstsein hinein.
»Es tut mir gut, dich so zu sehen, Sinclair. Es ist einfach etwas Wunderbares. Du kniest vor mir und kannst dich nicht wehren, obwohl die Kraft in deinem Innern vorhanden ist. Aber die löst sich nicht. Sie setzt fest, weil ich stärker bin.«
Ich hörte ihn und schaute nach vorn. Diese verdammte Demütigung fraß in mir wie eine scharfe Säure. Nur gab es keine Lauge, mit der ich die Säure hätte neutralisieren können. Ich musste mich dem verdammten Schicksal einfach fügen.
Saladin umging mich. Er blieb auch nicht ruhig und musste seinen Gefühlen freien Lauf lassen.
»Es ist wie ein Traum, Sinclair, aber es ist kein Traum. Unser Plan ging auf, er war wirklich perfekt. Selbst ich habe Mühe, zu begreifen, dich unter meiner Kontrolle zu wissen. Ich könnte dir deine Waffe in die Hand drücken und dir befehlen, dass du dir eine Kugel durch den Kopf schießt. Es wäre kein Problem. Hätte ich dir Greggs Messer gelassen, dann hätte ich dir sogar den Befehl geben können, dir selbst die Kehle durchzuschneiden.« Er musste lachen.
»Das wäre wirklich perfekt gewesen, Sinclair. Aber ich möchte es nicht zu weit wegschieben. Es kann durchaus sein, dass ich mich dafür oder für etwas Ähnliches entscheide. Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln.«
Jedes Wort hatte ich gehört. Es war mir in diesen Augenblicken egal. Er hätte noch eine Stunde so weiterreden können, ich hatte mich darauf eingestellt, nicht zu reagieren.
Das Gegenteil schaffte ich auch nicht. Ich wurde gezwungen, etwas zu tun. Sehr dicht trat Saladin an mich heran. Dann gab er mir den Befehl, in die Höhe zu schauen, was ich auch tat, obwohl ich es wieder nicht hatte tun wollen.
Mich erwischte sein Blick.
Diese hellen Augen. Diese kalten Kugeln als Pupillen, die trotzdem seinen Willen transportierten, gegen den ich nicht ankam.
Wieder bewegte der Hypnotiseur seinen Mund. Diesmal spitzte er die Lippen, und ich sah die Geste einfach nur als widerlich an.
Sie ekelte mich an. Er schien mich küssen zu wollen, doch dann hörte ich sein hartes Lachen.
»Ich kann deine Gedanken lesen, Geisterjäger. Du bist für mich ein offenes Buch. Ich würde es sogar als perfekt bezeichnen, und genau das gefällt mir gut.«
»Was willst du von mir?«
»Etwas ganz Bestimmtes«, flüsterte er mir zu. »Und ich bin sicher, dass du es mir geben wirst.«
Hätte ich normal denken können, ich hätte es vielleicht erraten, so aber fragte ich nur: »Was ist es?«
»Dein Kreuz!«
***
Ja, das hatte noch gefehlt. Es war die Spitze. Es war das Ende. Es war genau das, was er wollte. Mein Kreuz.
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