1335 - Die Verlorenen Geschenke der Hesperiden
auf alle Planeten des Reiches übertrugen. Es hätte die feierliche Handlung entweiht.
Syl machte es ihm schwer, er unterzog ihn einem letzten Eignungstest. Er hatte alles Wichtige bereits gesagt, und nun erwarteten die Räte und alle Blues, daß er etwas Wichtiges sagte, etwas Neues, etwas, das deutlich war und die Richtung anzeigte, in der das Volk gehen sollte. Der Sonderbevollmächtigte herrschte nicht nur allein wie ein Diktator, er war auch das oberste Vorbild und Idol aller Blues, er durfte sich keine Blöße geben.
Er erinnerte sich an die Worte, die er den beiden Kollegen gesagt hatte, die ihn zu seinem Verthomobil gebracht hatten. Auch sie hatten für ihn gestimmt, da sie selbst nicht in Frage kamen. Sie hatten sich ihm gegenüber eine zu große Blöße gegeben.
Sie hatten etwas gesagt, was sie nicht wahrgemacht hatten. Er hatte sie beim Wort genommen, aber sie waren ihm ausgewichen.
Das war es, hier mußte er einhaken. Er mußte nicht nur versuchen, ESTARTUS Wissen für die Zwecke seines Volkes zu nutzen. Er mußte es ganz einfach tun. Er wußte inzwischen wesentlich mehr darüber als damals. Es konnte ihm nicht schwer fallen, sich ein paar Worte zurechtzulegen. Er konzentrierte sich, und während er angestrengt nachdachte, verging die Zeit wie im Flug. Plötzlich fühlte er, wie sich alle Augen erwartungsvoll auf ihn richteten. Syl stand auf und verneigte sich feierlich. Einer seiner Daumen zeigte unbemerkt und nur ganz kurz auf die Kamera, die den Sesseln am nächsten hing.
Raynit-Sit-Vornay erhob sich mit derselben Würde wie sein Amtskollege.
„Ich nehme die Wahl an!" verkündete er laut. Die Krisenräte klatschten und zirpten Beifall, und über die Lautsprecher wurde das Tosen und Toben aus mehreren Hallen der Hauptstadt übertragen, in denen die Blues den Vorgang an großen Wandschirmen verfolgten.
„Du wirst uns ein gerechter und weiser Mann sein", pfiff Tüfy-Hüi-Syl. „Du wirst allein das Wohl der bluesschen Völker im Sinn haben und dein Amt nicht dazu benutzen, dich persönlich zu bereichern. Du wirst deinem Volk in allem ein Vorbild sein und keine Schwächen zeigen."
Ein flüchtiges Lächeln huschte über die Kopfhaut Vornays.
„Ich habe keine Schwächen", warf er ein. Jetzt, da er gewählt war, konnte er sich das leisten.
„Du bist durch die Schule der Geschenke gegangen, du hast einen der größten Schätze besessen. Nonuorimuun läßt alle anderen Geschenke verblassen. Was wirst du damit tun?"
„Das Geschenk wird sich einen anderen Artgenossen suchen, der seiner würdig ist. Davon gibt es viele. Mit Ausnahme von ein paar Kranken sind eigentlich alle würdig!"
Ein unter der Kamera verborgener Monitor zeigte kurz den Schallpegel des aufbrandenden Beifalls an. Vornay wußte augenblicklich, daß er sich die Gunst des ganzen Reiches erworben hatte.
„Und was wirst du tun?" stellte Syl die schwere Frage.
„Ich werde alle bestrafen, die nicht würdig sind, Blues geheißen zu werden. Das Wissen ESTARTUS ist mit mir. Ich werden den Kodex erfüllen und dem Permanenten Konflikt dienen." Er dachte daran, daß die Übertragung auf die Blueswelten mit Sicherheit von Stygian und der GOI mitgehört wurden.
„Ich ordne Alarmbereitschaft für alle Flotten meines Volkes an!"
Das Sendelicht an der Aufnahmekamera erlosch. Die Übertragung war beendet. Vornay wandte sich zu den Krisenräten um.
„Schafft mir vor allem diesen Nichtsnutz herbei, diesen Galaktischen Rat Pryit!"
*
Tarnak benötigte Stunden, um einen klaren Gedanken zu fassen. Er blieb vor dem Eingang sitzen, und erst als er Geräusche hörte, eilte er weg und verbarg sich und die Plattform hinter einer Säule. Mehrere der Blueskinder kamen, um nach Trüliit zu sehen. Sie riefen nach ihm, und als er sich nicht meldete, kehrten sie in den Palast zurück.
Der junge Paddler kämpfte mit dem Schock, den er erlitten hatte. Sie hatten seinen Vater abgeholt. Nicht gerade rücksichtsvoll hatten sie ihn aus dem Haus gezerrt und weggebracht. Als der Abend kam und die Dämmerung über Yrtüfy-Nord hereinbrach, war, Trüliit noch nicht zurückgekehrt, und Tarnak verließ den Schutz der Säulen und streckte die Fernsteuerung von sich. Die kleine Werftplattform stieg an der Fassade des Palasts empor und flog in geringer Höhe über das Dach. Die Kameras arbeiteten, und auf dem kleinen Monitor der Fernsteuerung konnte der Junge erkennen, daß sich die anderen Kinder im Park um Yetüfi und Falü geschart hatten. Sie berieten
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