1335 - Die Verlorenen Geschenke der Hesperiden
sich, aber Tarnak verstand kein Wort. Die Mikrofone der Plattform waren zu schwach, und er durfte das Spielzeug nicht bis in den Park schicken. Sie hätten dann gewußt, wo sie ihn suchen mußten.
Er holte die Plattform zurück und wartete in der Dunkelheit bis kurz vor Mitternacht.
Noch immer fehlte Trüliit, und Tarnak machte sich auf und eilte zu einer der Informationsnischen entlang der Straße. Er tippte den Sensor „Auskunft" und erkundigte sich, ob etwas über den Verbleib seines Vaters bekannt war.
„Der Blue Trüliit wurde verhaftet", gab eine robotische Stimme die Antwort. „Weitere Einzelheiten sind nicht bekannt!"
„Wo hat man ihn hingebracht, wo kann ich ihn finden?" fragte der Junge trotzdem.
Kurzes Schweigen herrschte, dann meldete sich die Maschine erneut.
„Wer spricht da und von wo aus? Bitte Meldung!"
Tarnak zog es vor, sich von der Nische zurückzuziehen. Er kehrte zum Palast zurück. In seinem Innern brannte Licht, aber es erlosch nach und nach, und als der Junge annehmen mußte, daß alle Kinder zu Bett gegangen waren, faßte er Mut und schlich zur Eingangstür. Sie öffnete sich lautlos, denn sein Wärmeabdruck war im Computer gespeichert. Er trat in die Halle, parkte die Plattform auf einem Sockel, auf dem gewöhnlich Blumenvasen standen, und betrachtete die Scherben, die verstreut herumlagen. Im dämmerigen Licht der Nachtbeleuchtung sahen sie aus wie unförmige Würmer, die über den Boden krochen.
Tarnak eilte hinüber in die Küche. Er hatte Hunger und Durst, und er gab dem Automaten die nötigen Anweisungen. Kurz darauf stand das für ihn verträgliche Essen vor ihm, und er stopfte es in sich hinein und trank dazu. Anschließend gab er das Geschirr in den Reiniger, der es selbständig in den Schrank zurückbeförderte, sobald es gesäubert war.
Tarnak legte sich unter einen der Tische und schlief kurz darauf ein. In seinem Innern jedoch blieb er aufmerksam. Als er erwachte, war es draußen noch dunkel. Er aß erneut und steckte sich etwas ein. Er nahm einen Beutel mit einem Getränk an sich und ging lautlos hinaus in die Halle.
Im Haus war alles still. Er verließ den Palast, steuerte seine Spielzeugwerft vor sich her und verschwand in einer der Nebenstraßen. Er näherte sich auf einem Umweg dem See, und als er das Ufer erreicht hatte und die Fernoptik der Plattform einschaltete, sah er, wie die ersten Kinder hinaus in den Park kamen.
Und er machte eine zweite Entdeckung. Ein Blue tauchte auf. Er trug die rote Uniform der Kinderbehörde. Er spielte mit den Kindern und beaufsichtigte sie. Er blieb den ganzen Tag, und abends brachte er sie zu Bett und entfernte sich dann.
Tarnak verbrachte den gesamten Tag in einem Gebüsch. Er döste vor sich hin, und in der Nacht kehrte er in das Haus zurück und versorgte sich mit Lebensmitteln. Diesmal schlief er nicht in der Küche, sondern in einem Kellerraum, aber das war gefährlich, denn er erwachte viel zu spät, und als er sich aus dem Haus schlich, hörte er oben die älteren Kinder rumoren.
Diesmal suchte der junge Paddler nicht den Binnensee auf. Er ging in die Stadt. Traf er besonders vertrauenerweckende Erwachsene, fragte er sie unverbindlich nach einem Mann in einem grünen Overall. Er erntete mitleidige Blicke, jedoch keine nützliche Auskunft. Er mußte es anders anstellen.
In der dritten Nacht suchte er das Arbeitszimmer seines Vaters auf. Es lag im Halbgeschoß, und er mußte die steinerne Treppe hinauf. Er zuckte zusammen, als er den Schatten des Kindes sah. Es war Afryü. Der Junge hielt am ersten Stockwerk Nachtwache, aber er war auf seinem Posten eingeschlafen. Sein Kopf lag auf der Brust, die hinteren Augen stierten glanzlos gegen die Decke.
Die Tür zum Arbeitszimmer war offen. Trüliit vertraute seinen Kindern so, daß er sie nie verschloß. Wie gerechtfertigt das Vertrauen war, sah Tarnak, als er die Tür schloß und Licht machte. Alle Schubfächer waren herausgezogen, der Inhalt durchwühlt. Die Lampen waren beschädigt, es lagen Steine von der Sorte herum, mit denen die Kinder nach ihm geworfen hatten.
Der Paddler suchte nur eines. Nach längerem Wühlen fand er endlich die Mikrospule und legte sie in das Lesegerät. Sie enthielt den Stadtplan von Yrtüfy-Nord, und er suchte sich die öffentlichen Gebäude heraus und fand endlich das, wonach er suchte, nämlich das Gefängnis.
Er prägte sich die Lage ein, dann schaltete er das Gerät aus, ließ die Mikrospule verschwinden und löschte das Licht. Leise
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