1336 - Die Dämonen-Bande
Vorteil, dass diese Frau allein lebte. Ich konnte nur hoffen, dass Saladin sie fallen gelassen hatte.
Er brauchte sie ja nicht mehr. Auf der anderen Seite kannte ich seine Pläne nicht. Allerdings hatte er ein Hindernis überwunden. Der Verfolger war abgeschüttelt. Jetzt hatte er freie Bahn für neue Pläne.
Der Gedanke daran verursachte bei mir eine Gänsehaut und einen verdammt schalen Geschmack im Mund. Für mich war er kein Einzelgänger mehr. Er hatte den Kontakt zum Schwarzen Tod bekommen, und den würde er intensivieren. Dagegen konnten wir leider nichts tun…
***
Saladin war zufrieden!
Er räkelte sich auf seiner Sitzbank und kicherte hin und wieder wie ein Teenager. Er hatte durch seine Dienerin John Sinclair noch mal gezeigt, wo es langging und hatte dem Geisterjäger Fragen und keine Antworten hinterlassen.
Der Bus fuhr weiter, und Saladin wollte jetzt nichts mehr anbrennen lassen. Der Treffpunkt war ausgemacht, und wie es schien, würde er pünktlich dort sein.
Das machte ihn zufrieden. Ebenso wie die Aussichten auf die Zukunft. Blendend sahen sie aus, denn es war von einer großen Machtfülle gesprochen worden, die man nur übernehmen musste.
Dann waren die Dinge gelaufen.
Machtfülle. Das bedeutete auch, Pläne zu haben, die noch in die Tat umgesetzt werden mussten. Wie sie genau abliefen, war ihm nicht bekannt, aber Saladin wusste, dass letztendlich über allem der Schwarze Tod schwebte wie der Produzent eines blutigen Horrorfilms.
Der Bus fuhr langsamer und rollte nahe an die linke Straßenseite heran, wo es eine Einbuchtung gab, an der auch ein kleines Wartehaus für die Fahrgäste stand.
Den Hypnotiseur interessierte nicht, wer einstieg. Er wurde fast gezwungen, hochzuschauen, als er die Stimmen vernahm, die seiner Meinung nach recht aggressiv klangen.
Zwei Fahrgäste waren nur ausgestiegen. Die doppelte Anzahl allerdings stieg ein. Diese Typen machten nicht eben den Eindruck ruhiger Fahrgäste. Drei junge Männer und eine junge Frau mit hellblonden, dünnen, langen Haaren, in denen grüne Streifen schimmerten.
Saladin nahm an, dass sie angetrunken waren. Zumindest bewegten sie sich so. Wenig später wehten ihm Alkoholfahnen entgegen, denn sie näherten sich der Rückbank.
Der Hypnotiseur blieb unbeweglich sitzen. Er deutete damit an, dass er ihnen keinen Platz schaffen wollte, was dem Anführer der Gruppe nicht gefiel. Er baute sich vor Saladin auf und hielt sich dabei an den Sitzen rechts und links fest. Sein dunkles Hemd stand offen. Es war länger als die Jacke, die er trug. Vor der Brust baumelten Ketten, die matt aussahen. Die anderen Typen waren ähnlich gekleidet. Nur die junge Frau trug eine knallenge rote Lederhose.
»Hau ab da!«
»Bitte?«
»Setz dich woanders hin, du Komiker!«
Saladin runzelte die Stirn.
Die Neueinsteiger bekamen einen Lachanfall. Sie schlugen sich gegenseitig auf die Schenkel und schüttelten die Köpfe.
»Der will nicht.«
»Schau doch mal, wie der aussieht!«, kreischte die Blonde, die recht dünn war und ausgemergelt aussah. Wahrscheinlich hatte sie zu viel in ihrem Leben gekifft.
»Der kommt aus dem Zirkus. Glatze und blöde Fresse. Kann dort als Buhmann auftreten.«
»Oder als Brechmittel in der Apotheke.«
Wieder lachten sie. Der Bus war mittlerweile angefahren. Ihre Körper schaukelten von einer Seite zur anderen. Sie mussten sich wirklich festhalten.
Schluss mit lustig. Der Anführer gab dies durch eine Handbewegung zu verstehen. »Hau jetzt ab hier, sonst ziehen wir dich hoch und schleudern dich in die Ecke, du Vogelscheuche. Das sind unsere Plätze. Hier haben wir schon immer gehockt.«
»Setzt euch woanders hin!«
Saladin hatte sehr leise gesprochen, aber war gehört worden, denn sein Widersacher gab die Antwort.
»Du willst uns verscheuchen?«
»Es sind genügend Plätze frei!«
»Wir wollen aber auf der Rückbank sitzen, verdammt! Hast du das nicht kapiert?«
»Es ist besser für euch, wenn ihr geht!«
Sie verstanden die Warnung nicht oder wollten sie nicht verstehen. Saladin, der eigentlich mit recht friedlichen Absichten im Bus saß, sah sich genötigt, einzugreifen. Er hätte den Platz wechseln können, doch er wusste, dass er vor ihnen keine Ruhe gehabt hätte.
Sie hätten ihn immer als Zielobjekt ihres Spotts ausgesucht. Deshalb war es besser, wenn er etwas unternahm.
Er tat so, als würde er aufstehen. Dem Anführer winkte er gleichzeitig zu. Dass er ihm dabei direkt in die Augen schaute, merkte nur der junge Mann
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