1337 - Krieg der Esper
Monotonie. „Bis zum nächstenmal, PIGS", versprach ich, nachdem die Suche nach mir, dem „Gespenst der WAGEIO", erfolglos abgebrochen wurde.
Als nächstes wollte ich Kontakt mit Dao-Lin-H'ay aufnehmen. Das erwies sich aber schon in der Theorie viel schwerer als ursprünglich vermutet, denn Nikki Frickel hatte die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt und die Protektorin, die im Rang noch höher als eine Hohe Frau stehen sollte, mit einem jener undurchdringlichen Schutzschirme abgesichert, die nicht einmal Esper durchdringen können.
Doch das schreckte mich nicht ab.
Ich war erfinderisch genug und kannte mich inzwischen auch sehr gut mit den Gegebenheiten des Schiffes und den Gewohnheiten der Mannschaft aus, um einen Weg zu Dao-Lin-H'ay zu finden.
Außerdem sah meine Planung auch vor, zwischendurch als Gespenst in Erscheinung zu treten. Ich brauchte keine Langeweile zu befürchten, und irgendwann würde es ja auch mal ernst werden ..
6.
Das Verhältnis zwischen Nikki und ihrer Gefangenen konnte man als kühl und distanziert bezeichnen, andererseits jedoch auch von gegenseitigem Respekt geprägt.
Nikki machte Dao-Lin-H'ay nicht dafür verantwortlich, daß man ihr die WAGEIO „unter dem Hintern" zusammengeschossen hatte, wie sie es auszudrücken pflegte. Und Dao-Lin ließ an Nikki nicht ihren Zorn über ihr Schicksal aus, sie war eine angenehme Gefangene.
Nikki suchte Dao-Lin immer öfter auf, manchmal allein, zumeist aber bot sie mir an, sie zu begleiten. „Und du nimmst es so einfach hin, daß ich Dao-Lin mit Paratau versorgt habe?" wunderte ich mich zuerst. „Wir Frauen müssen zusammenhalten", meinte Nikki darauf nur augenzwinkernd, und ihr war klar, wie wenig das auf sie zutraf, als sie schmunzelnd hinzufügte: „Es ist schwer genug für unser schwaches Geschlecht, sich im Patriarchat zu behaupten. Ich beneide Dao-Lin geradezu um die Gesellschaftsordnung, in der sie leben darf."
Als ich mal mit Dao-Lin allein war -jedoch nicht hundertprozentig sicher war, daß Nikki unser Gespräch nicht abhörte -, fragte ich sie: „Sagt dir der Name Rob-Ert-K'uzelj etwas?"
„Ja", antwortete sie. Als ich sie nur fragend ansah, fügte sie erklärend hinzu: „Du weißt, daß die anderen Wissenden in ständigem Kontakt mit mir stehen. Das geht natürlich nicht, wenn der Paratronschirm eingeschaltet ist. Aber seit Protektorin Nikki Energieprobleme hat, kann sie mich nicht dauernd derart isolieren. Die Wissenden nannten mir diesen Namen."
„In welchem Zusammenhang?"
„Hm", machte Dao-Lin überlegend. „Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen soll, Poerl. Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, wo wir wieder zu Feinden werden. Laß dich nicht von meiner augenblicklichen Passivität täuschen. Und verlasse dich nicht zu sehr auf meine Dankbarkeit.
Wenn ich die Chance für die Freiheit bekomme, werde ich sie kompromißlos nützen."
„Ich sehe die Lage schon richtig", versicherte ich, obwohl mir ihre Worte doch einen leichten Stich versetzten. „Wenn du es als zu vertraulich ansiehst, um mir zu antworten, dann brauchst du es nicht."
„So verhält es sich keineswegs, ich will nur verhindern, daß du dich irgendwelchen Illusionen hingibst", sagte Dao-Lin. „Was Rob-Ert-K'uzelj betrifft, so ließen mich die Wissenden wissen, daß sie ihn als meinen Beschützer auserkoren haben. Er ist männlichen Geschlechts. Mehr weiß ich selbst nicht - ehrlich."
„Hast du dich bei den Wissenden nicht nach ihm erkundigt?"
„Ich bin immer noch passiv", sagte Dao-Lin-H'ay nur. Damit meinte sie, daß sie zwar die Botschaften der Wissenden empfing, aber selbst noch immer nicht sendete. Es war ihre Art des Protests dafür, was die Wissenden ihren Doppelgängerinnen auf Nyrello angetan hatten. „Ich empfange gerade wieder", sagte Dao-Lin unvermittelt.
Ich spannte mich an, blickte ihr erwartungsvoll in die Augen. „Es ist nichts weiter", sagte sie. „Es paßt den Wissenden nur nicht, daß die WAGEIO im Hoheitsgebiet der Maakar kreuzt. Sie befürchten, daß Protektor in Nikki sich mit den Methanatmern verbünden könnte."
„Du könntest diese Befürchtung leicht zerstreuen", erwiderte ich. „Du weißt, daß Nikki einen solchen Pakt nie eingehen würde, weil das nur Komplikationen mit sich brächte."
Dao-Lin winkte ab, um zu bedeuten, daß sie nicht daran dachte, deswegen ihre Passivität aufzugeben. „Laß dich nur nicht täuschen, Poerl", warnte sie daraufhin wieder. „Ich verrate dir nicht alles."
„Aber du lügst
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