1337 - Krieg der Esper
erstenmal während des Einsatzes, daß sie mich bei meinem Namen und nicht „Parataubling" nannte. „Deine große Stunde hat geschlagen. Wir werden dich an Bord des PIG-Schiffes teleportieren. Dann bist du auf unbestimmte Zeit auf dich allein gestellt."
„Und was ist mit euch?" Lan-Soi-K'yon schüttelte den Kopf. „Wir können nicht an Bord der WA-GEIO gehen. Die Sayaaroner haben eine Esperin, die uns sofort entdecken würde. Du aber bist parataub, dich wird man auf diesem großen Schiff nicht finden, wenn du dich gut versteckst."
Mir wurde angst und bang. „Und was soll ich dort?"
„Dao-Lin-H'ay ist an Bord", antwortete Lan-Soi-K'yon. „Du wirst ihr unsichtbarer Beschützer sein und ihr Befreier, wenn die Zeit gekommen ist."
„Warum befreien wir sie nicht sofort?"
„Weil wir nicht stark genug sind. Halte dich bereit, Rob-Ert."
„Ich werde mein Bestes geben. Nur -was habe ich auf dem fremden Schiff zu tun?"
Lan-Soi überreichte mir einen relativ handlichen Computer mit aufklappbarem Monitor. Dazu sagte sie: „Man hat mir versichert, daß du sehr begabt bist, ein Universalgenie geradezu. In diesem Computer sind alle verfügbaren Unterlagen über die WAGEIO gespeichert, dazu Tips und Tricks, wie du dich tarnen uncl in das Kommunikations- und Versorgungssystem der Karracke einschalten kannst. Du findest auch noch weitere Details über deinen Auftrag. Zu mehr reicht die Zeit leider nicht. Halte dich bereit, Rob-Ert. Und viel Glück!"
„Danke, Lan-Soi." Das waren die letzten Worte, die wir miteinander gewechselt hatten, denn kurz darauf ergab sich für die Esper die Möglichkeit, mich an Bord des PIG-Schiffs zu teleportieren.
Ich behalte Lan-Soi als gute Kameradin im Gedächtnis, obwohl sie mich bis zuletzt von oben herab behandelte. Vielleicht haben auch nur die besonderen Umstände ihr Bild für mich verklärt, denn sie starb mit den anderen Espern auf dem Sonnensatelliten den Heldentod. Sie brachten den Stützpunkt durch spontane Deflagration des noch vorhandenen Parataus zur Explosion.
Und ich war allein an Bord eines Feindschiffs.
Das heißt, Dao-Lin-H'ay war auch noch da. Aber mit ihr konnte ich mich vorerst nicht in Verbindung setzen.
Ich versteckte mich erst einmal und informierte mich aus dem Speicher des Computers über die Örtlichkeiten und meine Aufgaben. Dann suchte ich mir ein besseres Versteck und wartete auf die Chance, mich Dao-Lin-H'ay zu erkennen zu geben.
Und dann kam der Tag, da ich zum erstenmal in Aktion trat.
Ich kannte den Dienstplan der rund fünfzigköpfigen Mannschaft auswendig und suchte die Kabine von Nikki Frickel während ihrer Schlafperiode auf.
Es gehörte nicht viel dazu, mir in die Unterkunft der Protektorin unbemerkt Zugang zu verschaffen. Als ich eintrat, schlief Nikki Frickel tief und fest. Ich hätte sie in diesem Augenblick töten können, ohne daß sie, etwas davon gemerkt hätte. Ein schmerzloser Tod wäre gegen das, was sie vielleicht noch am Ende ihrer Reise erwartete, eine Gnade gewesen.
Ich verstehe mich zwar aufs Töten, denn diese Disziplin war Teil meiner Ausbildung gewesen, aber es gehörte nicht zu meinem Auftrag, von dieser meiner Fähigkeit Gebrauch zu machen.
Eine ganze Weile stand ich nur da und betrachtete die Sayaaronerin, die ich während meines langen Aufenthalts an Bord über das Kommunikationssystem so gut kennengelernt hatte. Endlich riß ich mich von dem Anblick los. Einer plötzlichen Eingebung zufolge zupfte ich mir ein Barthaar aus und ließ es zu Boden fallen. Dann ließ ich aus einer Pipette einen Tropfen einer Flüssigkeit, die sich unter Körpertemperatur, also bei bloßer Berührung, selbst entzünden würde, darauf fallen und zog mich wieder zurück.
Kurz vor Beendigung der Schlafensperiode stellte ich eine Interkomverbindung zur Kabine der Kommandantin her.
Ich meldete mich mit lauter, unheilvoller Stimme und stellte mich mit Namen vor. Dann sprach ich eine Reihe von Drohungen aus und prophezeite ihr ein furchtbares Schicksal, das mit Psiphrenie enden würde, wenn sie nicht ... „Du kannst dich und die Deinen nur retten, wenn du Dao-Lin-H'ay freiläßt!" verkündete ich abschließend.
Nikki Frickel wälzte sich die ganze Zeit unruhig auf ihrem Lager. Erst als sie sich abrupt aufrichtete, unterbrach ich die einseitige Interkomverbindung.
Während der bald darauf einsetzenden Durchsuchung der WAGEIO amüsierte ich mich in meinem Versteck königlich. Es war die würdige Entschädigung für wochenlange Einsamkeit und
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