1340 - Ephemeriden-Träume
Netzgänger zu hüten hatte. Auch der Hilferuf des Gefangenen war noch vorhanden. Er änderte seinen Wortlaut kaum, und Testare fragte sich, warum der andere seinen Namen nicht nannte.
Der Hilferuf wurde schwächer, ein Zeichen, daß die Ephemeriden ihrem Gefangenen zusetzten.
Testare lockte noch immer. Er ging ein Risiko ein und eilte den Psiqs entgegen. Es war, als würden sie von seinem psionischen Imprint magnetisch angezogen. Sie folgten ihm in die Abzweigung, und beim nächsten Knotenpunkt brauchte er sich gar nicht um sie zu kümmern. Sie verfolgten seine Spur wie ein Jäger die des Wildes.
Das, fand der Cappin, war ein durchaus passender Vergleich.
Am nächsten Knotenpunkt hatte er Glück. Der Netzknoten wies eine Gorim-Station auf, und damit besaß Testare die Möglichkeit, sein Ziel zu erreichen. „Gleich bist du frei", erklärte er mental. „Ich hole dich da heraus.
Bild 1 Kannst du nicht irgendwie zu erkennen geben, ob du mich verstehst?" Aber er erhielt keine Antwort.
Die Station erkannte umgehend seinen Abdruck des Einverständnisses, wie der psionische Imprint auch genannt wurde. Gleichzeitig empfing sie seinen Gedankenimpuls und aktivierte den Körperprojektor.
Testares Bewußtsein materialisierte, und der Cappin erkannte um sich herum die flirrenden Düsen des Projektors und die erlöschenden Projektionsstrahlen. Er trat hastig aus dem Projektionskreis heraus und eilte durch ein offenes Verbindungsschott in die eigentliche Zentrale der Netzgängerstation hinein. Er blieb kurz stehen und betrachtete sich in einer spiegelnden Metallverkleidung.
Er besaß die Gestalt eines jungen Mannes mit blonden Haaren und ei-1 nem 'kantigen Gesicht. Die Haut wirkte blaß, und der Körper, der sich unter der graugrünen Kombination abzeichnete, machte einen durchtrainierten Eindruck, wirkte jedoch eher schlank als muskulös. „Ja, das bin ich", sagte er mit voller Stimme, die ein wenig zu dunkel klang für sein jugendliches Alter. „So will ich sein."
Er hatte die Möglichkeit, den Projektionskörper nach seinen Vorstellungen zu gestalten, und er nahm sie jedesmal in derselben Weise wahr.
Er befand sich in einer von fünftausend Netzgängerstationen oder Gorim-Stationen, wie sie von den Völkern der zwölf Galaxien ESTARTUS genannt wurden. Er hatte bisher nur einen geringen Teil von innen kennengelernt. Die Stationen waren alle nach demselben Schema errichtet worden, ihre Anlagen waren nahezu identisch. „Willkommen, Testare!" erklärte die Station über die Lautsprecher. „Ich registriere die Ankunft von Ephemeriden. Ich werde meine Schutzschirme einschalten!"
„Tu das", beeilte der Netzgänger sich zu sagen. „Den Rest besorge ich!" Wenige Meter von ihm entfernt legte sich ein kaum sichtbares Flimmern über die technischen Einrichtungen, und Testare wußte, daß die Station auch ihre übrigen Bereiche absicherte. Sie brauchte dabei keine besonderen Rücksichten auf ihre planetare Umgebung zu nehmen, denn sie lag in tausend Meter Tiefe auf dem Grund eines Ozeans.
Testare steuerte den nächstbesten Sessel an und ließ sich hineinfallen. Was jetzt kam, hatte er schon einmal mitgemacht. Diesrnal jedoch bestand keine Gefahr für sein Bewußtsein oder seinen Körper.
Es begann. Er merkte es an dem leichten Ziehen, das plötzlich durch sein Bewußtsein eilte. Die Ephemeriden hatten die Station erreicht und verließen das Psinetz. Sie stürzten sich auf ihn, weil er das einzige Lebewesen war, der einzige Reflektor mit psionischer Komponente. Unsichtbar war er innerhalb weniger Sekunden von ihnen umgeben, und der Myriadenschwarm drang auf ihn ein und begann sich in seinem Bewußtsein festzusetzen. „Ja, kommt nur", flüsterte der Netzgänger. „Ihr wißt, daß ich einer von denen bin, die ihr fangen sollt.
Aber ihr könnt das nur im Psiraum des Netzes.
Ihr könnt einen Netzgänger umgarnen und einweben und mit ihm im Normalraum materialisieren, wo er von einem Schiff des Ewigen Kriegers eingefangen werden kann. Ihr habt nur vergessen, daß ihr euch in einer Station der Netzgänger befindet!"
Er lachte. Die Psiqs besaßen kein Bewußtsein in dem Sinn, daß sie seine Worte und Gedanken verstanden. Sie durchdrangen ihn, und das Ziehen nahm zu. Testare schloß die Augen und lehnte sich entspannt zurück. Erfahrungsgemäß dauerte es nicht lange, und es war auszuhalten. Auf alle Fälle gab es für ihn keine andere Möglichkeit, die Ephemeriden loszuwerden.
Er wartete darauf, daß sich in seinen
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