1340 - Lady Sarahs teuflische Tochter
Weste.
»Erfolg?«, fragte Bill.
Das Gesicht des Polizisten zeigte noch mehr Falten. »Nein, ich habe keinen Erfolg gehabt. Es sieht schlecht aus. Mein Assistent ist noch unterwegs, um weitere Zeugen aufzutreiben. Meiner Ansicht nach wird er es kaum schaffen.«
»Warum nicht?«
»Die Reinemachefrau hat ebenfalls nicht mehr gesehen. Sie sah einen abfahrenden Wagen. Es muss ein Kombi gewesen sein, aber nach der Marke darf man sie nicht fragen.«
»Das ist schlecht.«
»Du sagst es, Bill.«
»Und wie sieht es mit Spuren aus? Habt ihr Fingerabdrücke gefunden oder irgendeinen anderen Hinweis auf den Täter?«
»Prints schon. Wir müssen sie noch vergleichen. Nur glaube ich nicht daran, dass die Täter oder der Täter welche hinterlassen haben. Das sind Profis gewesen. Die haben genau gewusst, was sie taten, und sie haben dem Mordopfer und auch Jane Collins keine Chance gelassen. Wobei ein Raubmord für mich ausscheidet. Dann hätten sie auch Jane als eine Zeugin umbringen müssen.«
»Ja, da hast du Recht.«
»Deshalb bin ich zu einem bestimmten Ergebnis gekommen, Bill.«
»Und zu welchem?«
Tanner wollte noch nicht so recht mit der Sprache herausrücken.
Er schob zunächst seinen Hut zurück. Es war ein Zeichen dafür, dass er sich frustriert fühlte.
»Ich meine, dass es dem Täter nicht nur um William Hobson gegangen ist, sondern auch um Jane Collins. Ja, man hat wohl gewusst, dass Jane kommen würde.«
Die Conollys schauten sich an. Sheila war es, die nickte. »Ich denke, dass unser Freund Recht haben kann. William Hobson hat nur als Lockvogel gedient.«
»Das wäre fatal.«
»Wir müssen damit rechnen.«
Nach dieser Antwort entstand eine Schweigepause. Drei ratlose Menschen schauten sich an. Selbst ein nicht unbedingt sensibler Mensch hätte gespürt, dass zwischen ihnen ein unsichtbarer Gast weilte: Die Angst um einen geliebten Menschen.
Tanner kaute auf einem unsichtbaren Kaugummi. Er hob die Schultern. Man sah ihm an, dass ihm die nächste Antwort schwer fiel.
»Leider können wir nichts für Jane tun. Ich weiß, es klingt schlecht, aber uns sind im Moment die Hände gebunden. Wir müssen die Auswertung der Spuren abwarten.«
Bill lachte auf. »Wann wird das sein?«
»Wenn ich Druck mache, in einigen Stunden. Das hoffe ich zumindest.«
»Zu spät.«
»Eine Fahndung habe ich einleiten lassen«, erklärte Tanner. »Es kann sein, dass wir dabei Glück haben.«
»Glaubst du daran?«
»Nicht wirklich, wenn es Profis sind. Ich kann euch nur empfehlen, nach Hause zu fahren und zu hoffen. Zudem ist Jane Collins kein kleines Kind mehr. Sie wird sich wohl zu wehren wissen.«
»Ja, das wird sie«, sagte Bill leise. »Aber ob sie gegen diese Profis ankommt, ist die Frage. Ich meine, dass sie sich in einen Fall verbissen hat, der eine Nummer zu groß für sie geworden ist. Oder sie ist dort einfach hineingestolpert. Das kann auch sein.«
»Es bringt uns nicht weiter.«
Die Conollys mussten dem Chief Inspector leider zustimmen. Für sie gab es hier in der Kanzlei nichts zu holen. Sie verabschiedeten sich von Tanner und zogen sich zurück.
Draußen standen noch die Fahrzeuge der Mordkommission.
Neugierige hatten sich eingefunden. Sie standen allerdings außerhalb des Grundstücks und beobachteten von dort das Haus.
Sheila und Bill stiegen in den Porsche. Bevor Bill das Fahrzeug startete, flüsterte seine Frau: »Und nun fahren wir nach Hause und können nichts tun. Nur warten. Es wird eine verdammt schlimme Nacht werden, Bill, und meine Hoffnung sinkt weiter.«
Der Reporter sagte nichts, denn er wusste nicht, womit er seine Frau noch aufheitern konnte…
***
Nein, Jane Collins war nicht cool, auch wenn sie sich nicht bewegte, nachdem sie erfahren hatte, was mit ihr geschehen würde. Sie schaffte es nur, sich zusammenzureißen, aber ihr Blick blieb starr, was Claudine zu Gelächter veranlasste.
»Du sagst nichts.«
»Nein.«
»Dann steh auf.«
Jane blieb noch sitzen. »Was habt ihr vor?«
»Wir werden dich töten.«
»Das könnt ihr auch hier.«
»Nein, werden wir nicht. Du weißt nicht, wo du dich befindest, aber wir haben dich nicht grundlos an diesen Ort geschafft. Er liegt außerhalb von London. Ein wenig einsam. Verlassen, denn die Menschen fürchten sich davor, ihn zu betreten.«
»Sie fürchten sich?«, flüsterte Jane.
»Ja, sehr. Denn wer geht schon gern in einen Sumpf«, sagte Collins und konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Der Sumpf frisst alle. Er nimmt auf keinen
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