1340 - Lady Sarahs teuflische Tochter
getan haben?«, flüsterte Sheila. Sie hatte die Frage bereits zum wiederholten Male gestellt, doch eine Antwort bekam sie nicht. Da musste auch Bill passen.
Sheila gefiel das Schweigen nicht. »Bitte, Bill, sag doch was!«
Er blieb am Fenster stehen. Seine gesamte Haltung drückte Hilflosigkeit aus. »Ich weiß es nicht, Sheila. Ich habe auch keinen Verdacht.«
»Denkst du denn an einen normalen Fall oder gehst du davon aus, dass es irgendwie mit Johns Dingen zu tun hat?«
Er räusperte sich. »Jane ist Detektivin. Das sollten wir dabei nicht vergessen.«
»Also könnte sie bei einem Auftrag in dieses Wespennest gestochen haben – oder?«
»Ich würde es nicht von der Hand weisen, sage ich mal.«
»Ja, das denke ich auch. Aber ich will ein anderes Motiv auf keinen Fall ausschließen.«
»Klar. Aber welches? Hast du in der letzten Zeit mit Jane über einen entsprechenden Fall gesprochen?«
»Das wohl nicht.«
»Habt ihr überhaupt miteinander telefoniert?«
»Klar. Aber dabei ging es um ganz normale Dinge, die ich dir nicht mal gesagt habe.«
»Um welche denn?«
»Erbsachen, Bill. Keine Details. Jane war einfach zu aufgeregt oder auch ein wenig überfordert. Es kamen zu viele neue Dinge auf sie zu, und die konnte sie nicht richtig einordnen. Deshalb hat sie mich gefragt, wie ich dazu stehe, denn ich habe von meinem Vater auch einiges geerbt. Ob ich ihr wirklich helfen konnte, weiß ich nicht. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass es ihr lieber gewesen wäre, wenn sie diese recht große Erbschaft nicht gemacht hätte.«
»Sie allein?«
»Klar.«
Bill dachte nach. Er ging dabei im Kreis und strich ab und zu über sein Kinn. Dabei hatte er die Augenbrauen angehoben. Intensiv beschäftigte er sich mit seinen Gedanken, ohne sie allerdings richtig aussprechen zu können.
Sheila gefiel das Schweigen nicht. »Bitte, sag doch was.«
»Ja, sofort.« Der Reporter blieb stehen. »Ob es möglicherweise doch mit der Erbschaft zusammenhängt und dabei noch andere Personen mitmischen wollten?«
Sheila überlegte kurz. »Davon hat sie mir aber nichts gesagt. Und wenn schon, ist das ein Grund, den Notar zu ermorden?«
»Sicherlich nicht, wenn alles normal läuft. In diesem Fall bin ich plötzlich skeptisch.«
»Also doch die andere Seite?«, flüsterte Sheila.
Bill stieß die Luft aus. »Ja und nein. Ich weiß es nicht so genau, sorry.«
»Aber du würdest es auch nicht ausschließen?«
»Nein.«
»Eben, das meine ich.«
Bill musste lachen. »Sheila, bitte, was sollte das Erbe mit der anderen Seite zu tun haben? Das ist ein ganz normaler Vorgang, wenn man ein Testament geschrieben hat. Ich muss dich nicht erst an deine Eltern erinnern. Damals ist es auch bei dir so geschehen. Und es lief alles normal ab. Oder kannst du dich an irgendwelche Probleme erinnern?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Eben.«
Sheilas Blick wurde hart. »Da kannst du sagen, was du willst, Bill. Ich habe einfach das Gefühl, dass hier andere Kräfte mitmischen. Davon kannst du mich auch nicht abbringen, tut mir Leid. Da ist Jane in eine Falle gelaufen.«
Bill wartete mit seiner Antwort. Dann fragte er leise: »Wer könnte denn deiner Meinung nach dahinter stecken?«
»Das weiß ich nicht. Die Reihen der Gegnerschaft sind groß. Dir muss ich das nicht sagen.«
»Klar, das sind sie. Nur frage ich mich jetzt, wer könnte etwas dagegen haben, dass Jane dieses Haus übernimmt?«
Sheila schüttelte den Kopf. »Als ich mit ihr darüber sprach, hat sie nichts in dieser Richtung angedeutet. Sollten wir uns darauf versteifen, wird es problematisch sein, dies herauszufinden. Aber das müssen wir nun akzeptieren.«
»Wer waren ihre Entführer, Bill? Die Zeugin hat drei Personen gesehen. Zwei Frauen und ein Mann. Ich gehe davon aus, dass eine der Frauen Jane gewesen ist.«
»Ich ebenfalls.«
Sheila blickte ihrem Mann ins Gesicht. Die Frage, die sie stellte, stand auch in ihren Augen. »Und wer war dann das Paar? Hast du eine Erklärung?«
»Bestimmt nicht.«
»Auch keinen Verdacht?«
Bill zuckte mit den Schultern. »Wir drehen uns hier im Kreis. Immer wieder, und wir werden zu keinem Resultat kommen, das spüre ich.« Bill schwieg und wandte sich um, weil er trotz des dicken Teppichs die Schritte gehört hatte.
Chief Inspector Tanner verließ das Mordzimmer. Seinem Gesicht war nicht anzusehen, ob er einen Erfolg erzielt hatte. Er sah brummig aus wie immer. Und wie immer trug er seinen grauen Anzug und unter dem Jackett eine graue
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