1340 - Lady Sarahs teuflische Tochter
Lächeln auf Justines Lippen, sodass er sich fragte, wie viel von diesem Gespräch sie mitbekommen hatte.
Bill trat wieder an die Sitzgruppe heran. »Okay, ich mache mit. Aber ich möchte gern wissen, wie es weitergeht.«
»Wir haben noch ein Problem«, erklärte die Cavallo, als wäre sie die Chefin im Ring.
»Und welches?«
»Claudine Parker. Die Tochter eurer verstorbenen Freundin Lady Sarah Goldwyn.«
»Hast du sie nicht in den Sumpf geworfen?«, höhnte Bill.
»Das habe ich. Nur kann man ihr nicht trauen. Bevor ich nicht sicher bin, dass sie eingesunken ist, gehe ich davon aus, dass sie es noch mal versuchen könnte«
Bill schüttelte den Kopf. »Sich aus dem Sumpf zu befreien? Verdammt, dann müsste sie schon übermenschliche Kräfte haben.«
»Kann sein, dass sie die hat«, sagte Jane. »Ich habe euch doch erzählt, dass Justine ihr Blut verabscheut hat. Jetzt können wir fragen, wer hinter dieser Person steckt.«
»Niemals die Tochter!«, rief Sheila. »Das glaube ich einfach nicht. Das ist unmöglich.«
Jane sprach sie an. »Unmöglich ist nichts in dieser Welt. Nicht mehr für mich.«
»Lady Sarah ist doch… ich meine … du … du … kennst sie über Jahre hinweg.«
»Ja, das stimmt. Aber hat nicht jeder Mensch ein Geheimnis?«
Da konnte niemand widersprechen, und auch Bill hielt sich diesmal zurück. Aber er hörte, wie die Cavallo einen Vorschlag machte.
»Ich denke, dass wir euch jetzt allein lassen. Ich bringe unsere Freundin Jane nach Hause. Es ist besser, wenn jemand in ihrer Nähe ist, denn man kann nie wissen.«
Beinahe hätte Bill vor Lachen aufgeschrien. Er hielt sich im letzten Augenblick zurück, weil er wieder an die neuen Veränderungen dachte. Allerdings würde es noch verdammt lange dauern, bis er sich damit abgefunden hatte, wenn überhaupt.
Jane Collins stand gehorsam auf. Sie hielt den Kopf gesenkt. Die vergangenen Stunden hatten die Detektivin verändert. Sie war nicht mehr die Person, die die Conollys kannten. Auf sie wirkte sie mehr wie eine Marionette, die an den Fäden einer Blutsaugerin hing.
Nur Justine lächelte. Und dieses Lächeln sah aus wie das einer Siegerin, was sie letztendlich auch war. Erneut befand sich ein Mitglied des Sinclair-Teams in ihrer Schuld.
Darüber dachte auch Bill nach. Er knirschte vor Wut mit den Zähnen, und er fühlte sich irgendwie hilflos. Dass sich die Dinge in ihrem Leben einmal so ändern würden, hätte er nie und nimmer gedacht. Aber er musste es hinnehmen. Zusammen mit Sheila ging er hinter den beiden Frauen her und brachte sie zur Haustür.
Dort drehte sich Jane um.
Bevor sie etwas sagen konnte, nahm Sheila sie in die Arme. »Egal, was auch passiert, du kannst auf uns zählen. Und denk daran, dass sich alles wieder richten wird.«
»Das hoffe ich auch, Sheila.«
Jane musste schlucken. Sie löste sich aus der Umarmung. Bill stand schräg vor ihr wie ein begossener Pudel, während Justine bereits die Haustür geöffnet hatte.
»Willst du wirklich?«, fragte er leise.
»Das ist keine Frage des Wollens«, vernahm er die ebenfalls leise Antwort. »Es bleibt mir nichts anderes übrig, Bill. Tut mir wirklich Leid. Ich hätte es anders auch lieber.«
»Ja, das kann ich verstehen.«
Als die beiden das Haus verließen und durch den Vorgarten gingen, hatte Bill das Gefühl, aus einem Teil seiner Welt gerissen worden zu sein. Ob er es wollte oder nicht, er musste sich einfach damit abfinden, aber er hatte schwer daran zu schlucken.
Beide stiegen in Janes Wagen. Sie fuhren den Weg hinunter bis zum offenen Tor, und dort verschwand auch allmählich das Licht der Heckleuchten.
Bill zog sich zurück. Er hörte, dass ihm seine Frau folgte. Erst im Wohnzimmer fand er seine Sprache wieder.
»Wo soll das noch alles enden? Ich komme mir vor, als hätte man mich aus meiner eigenen Welt gerissen. Es ist einfach verrückt, und es ist auch verrückt, dass John nicht hier in London ist, sondern sich in Südfrankreich herumtreibt.« Er ballte die Hand zur Faust und schlug mit dem Arm von oben nach unten. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er alles so akzeptiert hat, wie es ist.«
»Bleibt ihm denn etwas übrig?«
»Darauf möchte ich lieber keine Antwort geben.«
»Jedenfalls wird die Zukunft spannend werden, Bill.«
»Ja, aber darauf kann ich gut und gern verzichten…«
***
Die Fahrt zum Haus, in dem Jane Collins jetzt allein wohnte, war problemlos verlaufen und auch schweigend, denn keiner von ihnen hatte auch nur ein
Weitere Kostenlose Bücher