1340 - Lady Sarahs teuflische Tochter
Wort gesagt.
Erst als Jane den Wagen in die Parktasche zwischen den beiden Bäumen lenkte, übernahm Justine das Wort.
»Wir werden auf jeden Fall vorsichtig sein müssen. Denk immer daran, Jane.«
»Dann glaubst du, dass sie überlebt hat?«
»Ich schließe zumindest nichts aus. Ich weiß, dass in ihren Adern nicht das normale Blut eines Menschen fließt, und genau das macht mich verdammt misstrauisch.«
»Wie sollen wir vorgehen?«
»Alles muss normal bleiben.«
»Was heißt das?«
»Du betrittst dein Haus und lässt die Tür einen Spaltbreit offen. Ich werde dir folgen. Denk daran, dass ich immer in deiner Nähe bin. Dir kann also nicht viel passieren.«
»Meinst du, dass sie schon hier ist, wenn…«
»Ja, das meine ich. Ich kann mir sogar vorstellen, dass sie bereits einen Schlüssel zum Haus besitzt. Eine wie sie tut nichts, ohne sich gründlich vorbereitet zu haben.«
Da wollte Jane nicht widersprechen. Sie konnte nur hoffen, dass der Sumpf diese Person geschluckt hatte, denn ein normales Entkommen war so gut wie unmöglich.
Sie stieg aus und ärgerte sich darüber, dass ihre Knie zu zittern begannen.
Wie eine Fremde ging sie durch den Vorgarten auf das Haus zu.
Bis zum Erreichen der Tür passierte nichts. Auch da blieb sie stehen und bückte sich, um sich das Schloss anzusehen. Wenn jemand eingebrochen war, hatte er sich unter Umständen daran zu schaffen gemacht, um in das Haus zu gelangen.
Es war nichts zu sehen.
Jane schloss die Tür auf und drückte sie auf.
Empfangen wurde sie von der nächtlichen Stille eines leeren Hauses. Das kannte sie schon, doch heute war es anders. Da standen all ihre Sinne auf Alarm.
Es hatte sich nichts verändert. Es gab nichts, was ihr verdächtig vorgekommen wäre. Sie hielt sich an Justines Anweisung und lehnte die Tür nur an.
Dann ging sie in den Flur hinein. Sie wollte sich so normal wie möglich bewegen und schaltete auch das Licht an.
Das Haus erschien ihr jetzt doppelt so leer. Aber es war auch beruhigend. Sheila hatte ihr eine Jacke überlassen, die bis zu Janes Hüften reichte. Sie zog das Kleidungsstück aus und hängte es an einen Haken. Auch das war normal. Jeder, der sie beobachtet hätte, wäre beruhigt gewesen.
Anschließend schaute sie in der Küche nach, in Sarahs Wohnzimmer, auch im Schlafzimmer und im Bad.
Alle Räume waren leer, und Jane ließ, als sie aus dem letzten ging, das Licht brennen. Sie hatte es in keinem der Zimmer gelöscht. Nur die erste Etage lag noch im Dunkeln, und das Dachgeschoss darüber natürlich auch. Der Weg dorthin war nicht völlig finster. Die Stufen der Treppe malten sich noch ab, doch Jane wollte auch dort nicht im Dunkeln hochsteigen und machte Licht.
Auf der Treppe stand keine fremde Person, die auf sie gelauert hätte. Ihre Anspannung ließ etwas nach, und so nahm die Detektivin die Treppe in Angriff.
Auch bemühte sie sich, die Stufen normal hochzugehen. Nicht zu schnell und nicht zu langsam. Als sie die erste Etage erreichte und dort stehen blieb, atmete sie tief durch. Einen Grund zu lächeln gab es für sie nicht.
Hier oben wohnte Jane. Sie kam mit den recht kleinen Zimmern gut zurecht, und sie hatte sich dort auch immer wohl gefühlt. Nur jetzt rann ein Kribbeln ihren Rücken hinab, und sie schaute sich vorsichtig um.
Keiner wartete auf sie.
Und trotzdem war etwas anders als sonst. Jane konnte nicht sagen, was es war. Sie brauchte noch etwas Zeit, aber ihr war zu Bewusstsein gekommen, dass sich hier jemand aufgehalten hatte, der längst wieder verschwunden war.
Plötzlich fiel es ihr ein!
Es war der Geruch. Dieser verdammte Geruch, der nicht ins Haus hineinpasste, ihr aber auch nicht fremd war, denn es lag noch nicht lange zurück, da hatte sie ihn wahrgenommen.
Im Sumpf…
In ihrem Innern vereiste etwas. Sie spürte die kalte Klaue, die unsichtbar an ihrem Rücken entlangstrich. Das Gefühl der Hilflosigkeit war wieder vorhanden, und ihr fiel ein, dass sie nicht mal bewaffnet war. Sie hätte sich von Bill eine Ersatzwaffe mitnehmen können. Leider hatte sie das vergessen.
Der Geruch war nicht von allein gekommen. Jemand hatte ihn mitgebracht, und da kannte sie bereits einen Namen.
Aber wo steckte die Frau?
Sie drehte sich auf der Stelle. Ihr standen mehrere Türen zur Auswahl, und sie musste noch den Raum hinzuzählen, der unter dem Dach lag. Er beherbergte das Arbeitszimmer und zugleich das Archiv.
Der Geruch blieb. Egal, wohin sie auch in dieser ersten Etage ging. Noch waren die
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