1342 - Tod aus der Unendlichkeit
daß etwas geschah. Mit wachsender Unruhe dachte der Kartanin an seinen Paratau, der allmählich zusammenschmolz. Er wußte, daß er sich nicht mehr allzulange auf seinem Beobachtungsposten halten konnte. „Ach Lavoree", sagte der Kommandant, „wie sieht es auf der Weltraumstation aus?"
„Im >Tränennetz<, Stronker?" Sie gab einige akustische Anweisungen, und plötzlich erschien die Weltraumstation in einer Projektion. Wiederum war Han-Doaq verblüfft über die ungemein plastische Darstellung. Er sah, daß kleinere Einheiten zwischen der Station und dem Planeten Hubei hin- und herpendelten. „Dort ist der Teufel los", erklärte sie. „Es scheint alles durcheinandergeraten zu sein."
Mia-San-K'yon wirkte unsicher und nervös, als Teres-Trie erneut zu ihr vorgelassen wurde. Fahrig bearbeitete sie einige Papiere, die vor ihr lagen. „Es ist das >Tränennetz<, das mir Sorgen macht", eröffnete ihr die Protektorin. „Sieh dir diese Meldungen an. Da oben ist das Chaos ausgebrochen. Dieser Stronker Keen braucht uns gar nicht mehr zu drohen, daß er das >Tränennetz< vernichten wird, denn so, wie es aussieht, können wir es sowieso nicht halten."
Teres-Trie blickte die Protektorin bestürzt an. Sie wollte nicht glauben, was sie gehört hatte, und sie konnte sich nicht vorstellen, daß sich die Situation in der Weltraumstation derart verschlechtert hatte, obwohl alle schützenden Maßnahmen ergriffen worden waren.
Mia-San-K'yon schob die Papiere zur Seite. „Nicht nur das >Tränennetz< ist gefährdet", fuhr sie fort, „sondern das ganze Tarkanium."
„Das ganze Tarkanium?" stammelte Teres-Trie. Sie hatte das Gefühl, daß der Boden unter ihr wankte.
Das Tarkanium umfaßte die vier Lao-Sinh-Kolonien - das Shant-System mit dem Planeten Bansej, das Argom-System mit Shallej, das Branderk-System mit dem Planeten Kumai und das Oogh-System mit Hubei. Im „Tränennetz" von Hubei lagerten die meisten Paratau-Tropfen. Die anderen drei Lager bestanden aus jeweils 500 Millionen Tropfen. Und das alles sollte gefährdet sein? Sie konnte es sich nicht vorstellen. Damit stand auch das ganze Lao-Sinh-Projekt auf dem Spiel. „Die Esper sterben", erklärte Mia-San-K'yon. „Einige verändern sich nur, aber sie erleiden derartige Zellveränderungen, daß es vermutlich besser für sie wäre, wenn sie nicht mehr leben würden. Und die Gefahr wächst. Die Entwicklung wird schlimmer. Immer mehr Esper werden von diesen unheimlichen Veränderungen ihrer Zellen erfaßt. Wenn das so weitergeht, werden alle Esper sterben. Dann sind die Paratauvorräte ungeschützt und werden spontan deflagrieren."
„Die Folgen einer solchen Zündung wären unabsehbar", sagte Teres-Trie. „Genau das. Und wir haben noch nicht einmal die Spur einer Ahnung, weshalb die Esper so reagieren. Das heißt, daß wir nichts dagegen tun können. Wir sind hilflos. Und dazu kommt das Ultimatum der EXPLORER. Ich frage mich, ob unsere Gefangenen unter diesen Umständen überhaupt noch unsere Feinde sind oder ob wir nicht gemeinsame Interessen haben."
Teres-Trie schwieg. Sie wußte nicht, was sie dazu sagen sollte. Urplötzlich wendete sich die Sachlage und stellte sich buchstäblich auf den Kopf. „Die Gefahr kommt aus der Unendlichkeit", sagte Mia-San-K'yon. „Der Tod kommt aus der Unendlichkeit, und es scheint keinen Feind zu geben, dem wir uns entgegenstellen können."
„Stronker!" rief Lavoree nervös. „Die CHLOE kehrt zurück."
Sie deutete auf eine der Projektionsflächen. „Hoffentlich erfahren wir jetzt, was los ist."
Stronker Keen blickte auf das Chronometer. „Und das Ultimatum läuft ab. Nur noch wenige Minuten. Verdammt! Wir müssen uns entscheiden."
„Was wirst du tun, wenn die Protektorin Rhodan, Bully und die anderen nicht freiläßt?"
Han-Doaq horchte auf. Es wurde allerhöchste Zeit, daß Keen sich äußerte, denn er spürte, daß der Paratau sich dem Ende zuneigte. Er konnte sich nicht mehr lange halten. „Wirst du das >Tränennetz< zerstören?" drängte sie. „Stronker, wir müssen uns darüber klar sein."
Er schüttelte den Kopf. „Nein", erwiderte er. „Das können wir nicht riskieren. Wenn wir den Paratau vernichten, bringen sie Perry und die anderen um."
„Also lassen wir das Ultimatum verstreichen?"
„Ja. Es war wohl nicht besonders klug, es zu stellen. Wir müssen einen anderen Weg finden, sie rauszuholen. Verlaß dich drauf, wir werden einen finden."
Erleichtert zog sich Han-Doaq zurück.
Als er auf seine sich öffnende
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