Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1344 - Fluchtburg der Engel

1344 - Fluchtburg der Engel

Titel: 1344 - Fluchtburg der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
geheimnisvolle Engel lag.
    Wilma legte ihre Hand dorthin, wo das Herz klopfte und wartete vor der Tür.
    »Hast du Angst?«, fragte ihre Schwester.
    »Ja, die habe ich.«
    Linda lächelte. »Warum denn? Der Engel tut dir nichts.«
    »Es geht mir auch mehr um den Geruch. Er war so fremd. Man kann Angst vor ihm bekommen. Da ist etwas in das Zimmer eingedrungen, das nicht dorthin gehört.«
    »Wir werden sehen.« Linda ging forscher zu Werk. Sie schob ihre Schwester beiseite und öffnete die Tür, wobei sie sich Zeit ließ und erst einen schnellen Blick durch den Türspalt in das Zimmer hineinwarf. Das Bett war nicht zu sehen, da musste sie die Tür schon weiter öffnen, was sie auch tat und einen Schritt nach vorn ging.
    Jetzt war ihr Blick frei. Sie sah alles, auch das Bett. Und das war leer!
    ***
    Wilma Dorn war hinter ihrer Schwester stehen geblieben. Sie hatte sich praktisch hinter deren Rücken versteckt gehalten und schrak etwas zusammen, als sie Lindas Lachen hörte.
    »Was ist denn?«
    Das Lachen verstummte. »Das will ich dir sagen. Es ist nichts, einfach gar nichts.«
    »Wieso?«
    »Das Zimmer ist leer.«
    »Und das Bett?«
    »Ebenfalls.«
    Wilma hatte es die Sprache verschlagen. Sie wollte nicht glauben, was ihre Schwester da gesagt hatte. Endlich traute auch sie sich über die Schwelle. Der erste Blick galt dem Bett, und da musste sie Linda leider Recht geben. Es war leer. Nicht der Hauch einer feinstofflichen Gestalt war dort zu sehen.
    Linda sagte nichts. Von der Seite her schaute sie ihre Schwester an. Die stand dort wie festgewachsen, und es war ihr anzusehen, dass die Überraschung nicht gespielt war, sondern echt. Mit einer derartigen Entwicklung hatte sie nicht gerechnet.
    »Warum sagst du nichts?«, fragte Linda leise.
    Ihre Schwester zuckte mit den Schultern. »Weil ich… weil ich … es einfach nicht begreife.«
    »Das kann ich mir denken.«
    Wilma deutete auf das leere Bett. »Dort, genau dort hat der Engel gelegen. Ich schwöre es beim Andenken an unsere Muter. Er kam durch das offene Fenster, schien wohl erschöpft zu sein und legte sich auf das Bett. Einfach so. Wie jemand, der sich ausruhen will, komisch, nicht?«
    »Ja, sehr komisch.« Linda hatte sich wieder gefangen. »Ich denke, dass es nur eine Möglichkeit gibt, die eine Erklärung zulässt. Dein Engel hat sich eben ausgeruht und ist wieder weggeflogen.«
    »Soll das so einfach sein?«
    »Ja. Oder kennst du eine bessere Lösung?«
    »Nein, die kenne ich nicht. Da bin ich ehrlich. Ich glaube dir sogar, obwohl es sich nicht richtig erklären lässt. Der Engel hat sich aus dem Staub gemacht.«
    »Wenn das so einfach wäre«, murmelte Wilma nachdenklich.
    »Du machst es kompliziert!«, hielt Linda ihr vor.
    »Nein, das mache ich nicht. Auf keinen Fall. Da war nicht nur der eine Engel, Linda.«
    »Sondern?«
    »Ich habe dir doch von diesem ungewöhnlichen Geruch berichtet. Es roch so abartig und streng, wenn du verstehst, was ich meine. Wahrscheinlich nicht, und ich merke jetzt, dass der Geruch noch nicht völlig verschwunden ist, Linda.«
    »Sorry, aber ich rieche nichts.«
    Wilma fing an zu schnüffeln. Es hörte sich an, als würde ein Hund durch das Zimmer hecheln. Dabei hielt sie die Augen halb geschlossen, um sich besser konzentrieren zu können, und plötzlich nickte sie.
    »Ja, verdammt, ja, dieser Geruch ist noch vorhanden. Ich nehme ihn ganz deutlich wahr. Der andere Duft hat sich zurückgezogen. Das Vanille rieche ich nicht mehr. Aber so…«
    Auch Linda schnüffelte jetzt. Sie hatte dabei den Kopf etwas vorgebeugt, und ihre dichten Brauen zogen sich zusammen. Sehr langsam nickte sie.
    »Riechst du es jetzt auch?«
    »Ja.«
    »Danke.«
    »Es ist wirklich ein komischer Geruch. So klar, so scharf. Weißt du, wann ich ihn schon mal gerochen habe?«
    »Nein, weiß ich nicht.«
    »Früher als wir noch Kinder waren. Bei einem starken Gewitter, wenn die verdammten Blitze niederfuhren und sich entluden. Da ist dann dieser Geruch entstanden.«
    »Aber wir hatten kein Gewitter.«
    »Eben.«
    »Und wie kann es so riechen?«
    Linda hob die Schultern. »Meiner Ansicht nach muss es mit dem Engel zusammenhängen.«
    »Das glaube ich nicht. Nein, das will ich auch nicht glauben. So etwas stimmt nicht. Der Engel hat anders gerochen. Nach Vanille. Das habe ich dir gesagt.«
    »Ich habe es nicht vergessen, Wilma, aber jetzt ist er weg.« Linda zuckte die Achseln. Sie ging auf das offene Fenster zu, um einen Blick nach draußen zu werfen. Viel sah

Weitere Kostenlose Bücher