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1344 - Fluchtburg der Engel

1344 - Fluchtburg der Engel

Titel: 1344 - Fluchtburg der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschossen, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Hoho, das ist weit hergeholt. Nein, John, damit habe ich wirklich meine Probleme.«
    »Denk an das schnelle Verschwinden.«
    Mein Freund gab keinen Kommentar mehr. Dafür schlug er vor, die Fahrt fortzusetzen.
    Ich hatte nichts dagegen. Wir stiegen wieder in den Wagen und befanden uns wenig später wieder auf der Straße. Unser Ziel lag nicht mehr zu weit entfernt. Wir hatten uns vorgenommen, es am frühen Nachmittag zu erreichen und diesen Zeitpunkt würden wir auch einhalten können. Zuvor mussten wir durch einen kleinen Ort mit schmucken Häusern fahren, denen der Nebel jedoch ihre Individualität genommen hatte. Allerdings merkte man, dass die Weihnachtszeit bereits begonnen hatte. Manche Menschen konnten es eben nicht abwarten. Bereits in den letzten Novembertagen hatten sie ihre Bäume mit Lichtern geschmückt.
    Wir sahen nur wenige Menschen. Die Fassaden sahen trübe aus.
    Autos schlichen dahin. Als wir den Ort durchfahren hatten, lichtete sich der Nebel wieder.
    Bis Wimbledon brauchten wir nicht. Wir mussten nur darauf achten, die Abzweigung nicht zu verpassen, denn das Hotel lag abseits der Hauptstraße.
    Zumindest ich beschäftigte mich gedanklich auch weiterhin mit dieser Erscheinung, als wir wieder etwas erlebten, das dem ersten Erlebnis recht nahe kam.
    Die Gestalt stand an der linken Seite. Groß, hoch aufgerichtet. Ein graues unheimliches Wesen, von Nebelschwaden umflort. Lange Haare, Flügelenden, die über die Schulter hinwegragten. Sie wirkten wie grau gefärbtes Gras. Überhaupt war vieles grau an dieser Gestalt. Deshalb passte sie sich so gut dem Nebel an.
    »Er ist wieder da!«, flüsterte Bill Conolly scharf, bevor er etwas Gas gab, schneller fuhr und in der Nähe des unheimlichen Anhalters stoppte, der seinen Arm nicht mehr ausgestreckt hielt.
    Ich schnallte mich sofort los, stieg aus dem Wagen und lief dorthin, wo der Typ stand.
    Es war nur ein kurzer Weg. Aber auf dieser Strecke erlebte ich, wie stark die Gestalt war. Ich sah ihre Bewegungen der Arme, die in die Höhe gerissen wurden. Zugleich verloren auch die Flügel ihre Starre und einen Augenblick später stieg die Gestalt in die Luft.
    Ich war zu langsam. Das Huschen war noch zu hören, dann schoss sie förmlich in den grauen Nebel hinein, der sie verschwinden ließ. Aus dieser Suppe hallte mir noch ein hässliches Gelächter entgegen, das sehr schnell verklang.
    Ich blieb an der Stelle stehen, an der die Gestalt verschwunden war und fühlte mich wieder reingelegt. Ich atmete tief durch. Der besondere Geruch fiel mir sofort auf. Ihn hatte das Wesen hinterlassen. Es roch scharf. Auch wenn der Vergleich hinkte, ich ging davon aus, dass mir der Geruch nach Elektrizität oder nach einer elektrischen Ladung in die Nase stieg.
    Für einen Moment schloss ich die Augen und spürte auch einen leichten Schwindel. Lange brauchte ich nicht nachzudenken, wen ich hier gesehen hatte.
    Es war Belial gewesen!
    Ausgerechnet er. Belial – der Engel der Lügen. Ein grausames Wesen, das innerhalb des Engelreichs um eine große Macht und eine bedeutende Position kämpfte.
    Von nun an hatte der Fall für mich eine ganz neue Dimension bekommen, und ich konnte nicht eben behaupten, dass sie mir gefiel.
    Als ich Bills Schritte hörte, drehte ich mich langsam zu ihm um.
    Er warf einen Blick in mein Gesicht und wusste Bescheid.
    Schließlich kannte er mich lange genau.
    »Wer war es?«
    »Belial!«
    Bill war kein Laie. Er wusste genau, was meine Antwort bedeutete. Er schloss für eine Weile die Augen und bewegte nur seine Lippen, ohne allerdings etwas zu sagen. Wahrscheinlich fluchte er innerlich, aber er sprach auch und sagte: »Ausgerechnet er!«
    »Ja, er!«
    »Der Engel der Lügen«, murmelte Bill. »Welche Rolle spielt er? Was hat er vor? Was will er?«
    »Frag mich was Leichteres«, erwiderte ich. »Aber es hat etwas mit den Engeln zu tun, das weiß ich. Er und die Engel. Er benutzt sie. Er tötet sie, er spielt mit ihnen, wie auch immer. Aber sein letztes Ziel ist die Macht, die so groß sein muss wie die der Erzengel, die er hasst. Er will die Kontrolle haben. Er will diese Welt und damit die Menschen zum Lügen bringen. Alles soll auf den Kopf gestellt werden. Aus der Wahrheit wird Lüge, aus der Lüge Wahrheit, wie auch immer. Jedenfalls müssen wir uns auf ihn einstellen.«
    »Ob Manon Lacre auch von ihm gewusst hat?«, fragte Bill leise.
    »Ich könnte es mir vorstellen. Nur hätte sie etwas sagen sollen,

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