1345 - Gruft der Erleuchtung
Gruft?" fragte Dao-Lin. „Wo befindet sie sich? Und warum glaubt das Scotaming, daß wir genau dort Hilfe finden können?"
„Das ist nicht wichtig", wehrte Lei-Mama ärgerlich ab. „Die Gruft ist voller Fallen. Niemand kommt dort lebend wieder heraus. Also schlage dir diese Idee ganz aus dem Kopf."
„Wozu ist die Gruft dann da? Wenn man sie nicht betreten kann ..."
„Wir werden sie bald betreten können - wenn der Zeitpunkt gekommen ist."
„Welcher Zeitpunkt?"
„Du bist schon fast so schlimm wie diese Galaktiker", murmelte Lei-Mama. „Warum kannst du dich nicht einfach mit dem abfinden, was wir dir sagen?"
„Weil es um Lao-Sinh geht", erwiderte Dao-Lin nüchtern. „Um das Tarkanium. Ich habe bis jetzt geglaubt, daß euch das sehr wichtig ist. Aber wahrscheinlich habe ich mich geirrt, und es ist euch im Grunde genommen völlig egal, was mit Lao-Sinh geschieht."
„Das ist es nicht", mischte sich Nana-Bea unerwartet heftig ein. „Wenn es irgendeine Chance gäbe, dann würden wir sie nutzen. Aber keiner von uns kann die Gruft erreichen - auch du nicht!"
„Und wenn ich nicht alleine dorthin ginge?"
„Wir sind zu alt für solche Unternehmungen", sagte Nana-Bea abweisend. „Keine von uns könnte dir helfen.
Wir würden deinen Untergang nur noch beschleunigen."
„Ich habe auch gar nicht daran gedacht, eine von euch mitzunehmen", erwiderte Dao-Lin trocken.
„Wen denn sonst?" fragte Li-Xeing verwundert. „Außer uns ist niemand in NARGA SANT."
„Du vergißt die beiden Galaktiker!"
Für einen Augenblick blieb es still.
„Nein!" rief Uina-Sre dann entsetzt, und die anderen stimmten ein. „Die Fremden in der Gruft ...!"
„Unvorstellbar!"
„Das wird niemals geschehen!"
„Auf gar keinen Fall!"
Dao-Lin wartete geduldig.
„Also gut", sagte Nana-Bea schließlich. „Du hast es gehört. Die Idee ist völlig abwegig."
„Warum?" fragte Dao-Lin ruhig.
„Weil Fremde dort nichts zu suchen haben."
„Kartanin aber auch nicht, oder?" fragte Dao-Lin. „Ich verstehe euch nicht! Lao-Sinh ist in größter Gefahr.
Das Scotaming sagt uns, was wir tun können, und ihr lehnt einfach alles ab. Was wollt ihr denn nun eigentlich?
Lao-Sinh helfen? Es sieht nicht danach aus!"
Wieder trat eine kurze Pause ein. Die Voica wechselten Blicke untereinander. Da sie alle unter dem Einfluß von Paratau standen, war anzunehmen, daß sie stumme Beratungen führten.
„Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß wir dir die Wahrheit sagen müssen", erklärte Tia-Mei schließlich.
„Dann wirst du diesen unsinnigen Plan ganz von selbst aufgeben und uns nicht länger mit überflüssigen Fragen belästigen."
Dao-Lin hatte nichts dagegen einzuwenden, daß man ihr endlich reinen Wein einschenkte. Alles andere würde sich finden.
„Die Gruft der Erleuchtung befindet sich hier in NARGA SANT, aber außerhalb des Scotaming", erklärte Tia-Mei. „Auf den Übersichtsgraphiken ist sie als schwarzer Fleck zu erkennen. Das Scotaming hat keine Daten über diese Tabuzone. Alles, was wir darüber wissen, ist folgendes: Im Innern der Tabuzone befindet sich ein Lebenserhaltungssystem, und darin liegt ein Kartanin im Kälteschlaf. Dieser Kartanin ist uralt - wahrscheinlich glaubt das Scotaming deshalb, daß der Schläfer uns helfen könnte. Es mag sein, daß dieser uralte Kartanin die Sendeanlage in NARGA SANT benutzen könnte und auch die Empfangsstation in Lao-Sinh kennt. Theoretisch brauchen wir also nur diesen Schläfer zu wecken und ihn zu bitten, daß er das Problem für uns löst."
„Warum beeilen wir uns dann nicht?" fragte Dao-Lin.
„Weil sich das alles sehr viel einfacher anhört, als es in Wirklichkeit ist", sagte Tia-Mei. „Wir wissen, daß sich die Gruft eines Tages von selbst aktivieren wird. Dann wird der Schläfer erwachen. Bis es soweit ist, kann nichts und niemand zu ihm vordringen, denn er darf nicht gefährdet werden."
„Ich habe nicht die Absicht, ihn zu gefährden!"
„Das ist der Gruft völlig egal. Sie reagiert nicht auf Botschaften, die wir an sie absenden."
„Ihr habt es also zumindest schon mal versucht!"
„Selbstverständlich. Wir hatten nicht die Absicht, den Schläfer zu wecken oder andere unvernünftige Dinge zu tun - wir wollen lediglich wissen, wann und unter welchen Umständen er erwachen wird."
„Und ihr habt nicht einmal das herausbekommen?"
„So ist es."
„Das bedeutet doch, daß es theoretisch jeden Augenblick soweit sein könnte."
„Ja."
„Und nun hofft ihr, daß es soweit
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