Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1345 - Gruft der Erleuchtung

Titel: 1345 - Gruft der Erleuchtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Suche nach Informationen behilflich zu sein.
    In Wahrheit - so dachte Nikki Frickel, aber sie sprach es nicht aus - sollte Meihao-Vil wohl nur dafür sorgen, daß Dao-Lin-H'ay nicht etwa vorzeitig etwas ausplauderte. Vermutlich hatten die Wissenden diesen unbequemen Posten untereinander ausgelost, und Meihao-Vil-Voica hatte dabei den kürzeren gezogen. Sie war nicht sehr glücklich darüber.
    Diese Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit. Nikki vertraute keiner Voica, Dao-Lin, die sie ohnehin nicht wirklich dazurechnete, einmal ausgenommen. Die Wissenden erschienen ihr als unehrlich und taktierend. Sie waren unnahbar, stets auf Distanz bedacht. Meihao-Vil machte keine Ausnahme.
    „Wie steht es mit Waffen?" fragte Poerl leise. „Und mit Schutzanzügen?"
    Sie wandte sich mit ihrer Frage an Dao-Lin, aber Meihao-Vil schien für ihr Alter noch sehr gut zu hören.
    „Keine Waffen, keine Schutzanzüge", sagte sie sofort. „Wenn ihr so etwas in die Tabuzone mitnehmt, seid ihr tot, bevor ihr noch den Eingang hinter euch habt."
    „Woher weißt du das?" erkundigte sich Nikki Frickel.
    „Das tut nichts zur Sache", behauptete die Voica. „Es ist eben so."
    Nikki betrachtete Meihao-Vil voller Abneigung. Die Kartanin war uralt und fast haarlos. Sie ähnelte einer Mumie. Sie trug die bei den Kartanin übliche weiße Uniform, aber die Kleidung schlotterte um. ihren dürren Körper und erschien infolge der zahllosen Falten unsauber. Nikki Frickel hätte über all das mit einem Lächeln hinweggesehen, denn sie hatte keine Vorurteile alten Leuten gegenüber. Auch Meihao-Vils Fistelstimme hätte sie normalerweise nicht als besonders störend empfunden.
    Aber in den Augen der Voica war ein Ausdruck, der Nikki nicht gefiel. Sie hatte ständig das Gefühl, beobachtet zu werden, und es lag etwas Lauerndes in diesen Blicken.
    Nikki hätte zu gerne gewußt, was die Voica wirklich über Dao-Lins Plan dachten.
    Waren sie, überhaupt an einem Erfolg interessiert? Oder warteten sie nur darauf, daß Dao-Lin und ihre beiden Begleiterinnen in der Gruft der Erleuchtung verschwanden?
    Es hatte keinen Sinn, Meihao-Vil danach zu fragen. Offenheit war das letzte, was Nikki von einer der Voica erwartete.
    „Du hast uns alle nur denkbaren Gefahren angekündigt", sagte sie zu Meihao-Vil. „Und nun erwartest du, daß wir auf ein bloßes Gerücht hin darauf verzichten, uns zu bewaffnen oder wenigstens für unseren Schutz zu sorgen?"
    „Keine Waffen, keine Schutzanzüge", wiederholte Meihao-Vil eigensinnig. „Aber ihr könnt Tränen mitnehmen.
    Vielleicht nützt euch das etwas."
    „Paratau?" fragte Nikki überrascht. „Wozu? Ich kann damit nichts anfangen!"
    Meihao-Vil schwieg. Sie hielt Poerl Alcoun einen Behälter hin.
    „Nimm das!" drängte sie.
    Poerl zögerte, und Meihao-Vil-Voica starrte sie durchdringend an.
    „Hast du etwa Angst davor, auch nur den Behälter zu berühren?" fragte sie, und es klang fast höhnisch.
    „Nimm du das Zeug in Verwahrung", wandte sich Nikki Frickel an Dao-Lin. „Bei dir ist es am besten aufgehoben."
    „Das sind nicht die richtigen Begleiter für ein so gefährliches Unternehmen", sagte Meihao-Vil zu Dao-Lin, und sie sagte es laut und deutlich. „Auch wenn es um Lao-Sinh geht - du solltest dir das noch einmal überlegen!"
    „Ich dachte, ihr faßt eure Beschlüsse einstimmig", bemerkte Nikki Frickel. „Was wollt ihr eigentlich? Sollen wir diesen seltsamen Schläfer nun wecken oder nicht?"
    Meihao-Vil warf ihr einen undefinierbaren Blick zu und zog sich schweigend zurück.
    „Ich verstehe das nicht", murmelte Nikki kopfschüttelnd. „Was soll das alles?"
    „Sie haben Angst", erklärte Dao-Lin beschwichtigend.
    „Wovor?"
    „Vor einem Mißerfolg."
    „Dann sollten sie uns unterstützen, anstatt uns noch zusätzlich das Leben schwerzumachen."
    „Das werden wir tun", sagte eine Stimme vom Eingang her.
    Nikki drehte sich um und betrachtete die Gestalt, die dort aufgetaucht war. Es war eine Voica, aber sie konnte nicht erkennen, welche. Diese uralten Kartanin sahen für sie alle gleich aus.
    „Ich bin Trei-Ri", erklärte die Wissende. „Ihr müßt Meihao-Vils Verhalten entschuldigen. Sie wollte euch nicht kränken. Wir alle haben bis jetzt insgeheim gehofft, daß wir doch noch einen anderen Weg finden werden."
    „Diese Hoffnung ist euch nun vergangen", vermutete Nikki, als Trei-Ri eine längere Pause einlegte.
    Die Voica schien sie nicht zu hören. Sie lauschte auf irgend etwas - wahrscheinlich auf eine

Weitere Kostenlose Bücher