1345 - Gruft der Erleuchtung
mißmutig.
„Aber man kann das Tor öffnen!" bemerkte Dao-Lin.
„Das erste Tor, ja. Das, das am leichtesten zu erreichen ist. Wer auf einen so simplen Trick hereinfällt, ist selbst dran schuld."
„Und wird umgebracht?" fragte Dao-Lin ungläubig. „Das ist nicht fair!"
„Nein, aber logisch", sagte Nikki kalt. „Außerdem war es ursprünglich wahrscheinlich entschieden schwieriger, das erste Tor zu öffnen. Es ist beschädigt worden. Jemand ist dort gewaltsam eingedrungen."
„Die Voica waren es nicht!"
„Habe ich das behauptet? Aber das ist auch völlig unwichtig. Tatsache ist, daß wir das erste Tor nicht mehr benutzen können. Durch die Beschädigung wurde die Falle aktiviert, und wir haben keine Ahnung, wie wir das rückgängig machen sollen. Bleiben uns nur noch die anderen drei Tore. Wissen die Voica eigentlich, ob die Kartanin schon in ferner Vergangenheit Psi-Kräfte hatten?"
Dao-Lin lauschte für einen Augenblick in sich hinein.
„Sie wissen es nicht", sagte sie dann.
„Selbst wenn sie welche hatten, konnten sich die Erbauer der Gruft nicht darauf verlassen, daß es dabei bleiben würde", murmelte Nikki Frickel nachdenklich. „Die Kartanin haben sich verändert, sie sind degeneriert, und niemand wußte, wie weit diese Veränderung reichen würde. Das müssen die Erbauer dieser verdammten Falle berücksichtigt haben. Ich hoffe wenigstens, daß sie es getan haben."
Dao-Lin tastete zögernd nach dem Paratau-Vorrat, den die Voica ihnen mit auf den Weg gegeben hatten.
„Wir könnten auf diese Weise in die Tabuzone hineingelangen", sagte sie unsicher. „Aber ich weiß nicht, ob es auch für den Rückweg reichen würde."
Nikki Frickel schnippte plötzlich mit den Fingern.
„Das ist es!" sagte sie. „Theoretisch könnten wir hinein und auch wieder hinaus, das wäre nur eine Frage der Menge von Paratau, und an dem Zeug scheint es euch ja nicht zu mangeln. Aber dieser Weg war nicht vorgesehen - weder für euch noch für den, der da drinnen schläft. Sonst gäbe es überhaupt keine Türen. Teleporter brauchen so etwas nicht. Die Tore erfüllen also eine echte Funktion. Folglich muß man sie auch öffnen können."
„Und wenn es nur von drinnen geht?" fragte Poerl.
„Das wäre unlogisch", behauptete Nikki. „Kein vernünftig denkendes Wesen baut so eine Gruft und nimmt sich selbst jede Möglichkeit, im Notfall drinnen nach dem Rechten zu sehen. Das hier ist ja schließlich keine Grabkammer. Da drinnen schläft jemand, und dieser Jemand könnte gelegentlich Hilfe brauchen. Wer immer diese Anlage gebaut hat, der hat in langen Zeiträumen gerechnet. Darum ist der Mechanismus wahrscheinlich auch relativ einfach und so robust, daß er auch heute noch funktioniert. Es hat nichts mit Funk und Elektronik zu tun, sondern es muß sich um eine mechanische Vorrichtung gehandelt haben."
„Die Zeitverzögerung", sagte Dao-Lin plötzlich.
Nikki Frickel sah sie fragend an.
„Ich meine, die selbstschließende Tür", erklärte die Kartanin. „Man kann das Tor öffnen, und nach einer bestimmten Zeitspanne schließt es sich wieder. Der Mechanismus muß sich also nicht in der Nähe des Tores befinden."
„Du meinst, man kann es von irgendwo aus öffnen? Ich weiß nicht, aber das wäre ziemlich riskant. Bis man am Tor ist, könnten alle möglichen Leute in die Gruft spazieren!"
„Nur wenn sie wissen, wie man das gegenüberliegende Tor öffnet, ohne auf der Stelle getötet zu werden."
Nikki Frickel sah die Kartanin überrascht an.
„Das stimmt", murmelte sie. „Wahrscheinlich ist das gegenüberliegende Tor der Schlüssel zu dem ganzen Geheimnis. Aber zuerst müssen wir den Mechanismus finden. Ich kann mir auch denken, wo wir zu suchen haben."
„Unten in der Halle", vermutete Poerl, und die Terranerin nickte.
„Also müssen wir noch einmal den ganzen Weg zurück."
„Nein", widersprach Nikki. „Das Tor schließt sich schon nach knapp zwanzig Minuten. Wir würden es in dieser kurzen Zeit niemals schaffen. Es muß einen kürzeren Weg geben."
„Die Voica wissen nichts davon", erklärte Dao-Lin und betrachtete abermals den Behälter mit den Tränen N'jalas. „Vielleicht sollten wir es doch auf die andere Weise versuchen ..."
„Auf gar keinen Fall!" sagte Nikki Frickel energisch. „Wir müssen den Weg nehmen, den die Erbauer der Gruft sich ausgedacht haben. Wenn wir einen Fehler machen, sind wir tot. Übrigens - warum glauben die Voica, daß man nicht mit Schutzanzügen und modernen Waffen in
Weitere Kostenlose Bücher