1345 - Gruft der Erleuchtung
die Gruft darf?"
„Sie haben es ausprobiert", murmelte Dao-Lin unbehaglich. „Sie waren sich damals nicht sicher, ob die Voica auch wirklich tot war. Es hätte sich ja auch um irgendein Täuschungsmanöver handeln können. Also haben sie einen Paratauben hinterhergeschickt. Er kam nicht einmal bis zum anderen Tor."
Nikki Frickel schluckte, und auch Poerl Alcoun sah nicht sehr erfreut aus.
„Machen wir uns auf die Suche", sagte Nikki rauh.
Sie trennten sich und untersuchten die wenigen Seitengänge und die Räume, die davon abgingen. Es war Dao-Lin, die schließlich einen Weg entdeckte. Er war nicht sonderlich bequem: nicht mehr als ein enger Schacht mit schmalen Ritzen in den Wänden. Dao-Lin stieg schnell und geschickt hinab, aber für Nikki und die Tefroderin war der Weg sehr beschwerlich. Am unteren Ende des Schachtes gab es eine Tür, die in die Halle hinausführte.
Rechts von ihnen lag wieder die Wand mit den kleinen Öffnungen und dem Springbrunnen davor.
„Es muß etwas Unauffälliges sein", murmelte Nikki. „Und gleichzeitig muß es so angebracht sein, daß niemand aus Versehen den Auslöser betätigen kann."
„Vielleicht ist es in einem der Versorgungsschächte", überlegte Dao-Lin. „Da greift man normalerweise nicht tief hinein."
„Und wenn etwas im Schacht hängenbleibt?" fragte Poerl.
Nikki sah nach oben. Genau in der Mitte der Halle war das Tor, beziehungsweise die untere Hälfte davon, hoch oben unter der Decke zu erkennen. Der Springbrunnen lag genau darunter, ein rundes Becken, das die Wand an einer Stelle fast berührte. Fast, aber nicht ganz. Auch dort gab es einen Ausgabeschacht.
Sie lachte plötzlich laut auf.
„Das ist es!" rief sie aus. „Erinnert ihr euch an die komischen Bettgestelle? Die Wesen, die in dieser Halle gelebt haben, waren groß und korpulent und wahrscheinlich nicht sehr gelenkig. Der Schacht in der Mitte wurde von ihnen sicherlich niemals benutzt."
Dao-Lin lief bereits an der Wand entlang. Sie griff in den Schacht und tastete darin herum. Von oben her kam ein leises Klicken, dann öffnete sich das Tor. Nikki und Poerl hasteten zum Schacht und kletterten nach oben, so schnell sie konnten. Dao-Lin folgte ihnen mühelos.
„Und nun?" fragte sie.
„Springen wir hinab", meinte Nikki, und sie machte den Anfang.
„Wartet!" befahl sie, als sie zu dritt in der glatten Röhre standen.
Poerl Alcoun sah sich nervös um.
„Das Tor wird sich gleich schließen", bemerkte sie. „Was ist, wenn wir nicht wieder hinauskommen?"
„Ich bin froh, daß wir wenigstens erst mal drinnen sind", brummte Nikki Frickel. „Sei nicht so ungeduldig.
Vergiß nicht, daß das hier von Kartanin gebaut wurde. Sieh dir Dao-Lin an."
Die Kartanin schien großes Vertrauen zu Nikki zu haben, denn sie hatte sich einfach hingesetzt. Regungslos wartete sie.
Das äußere Tor schloß sich. Nervös schaltete Poerl Alcoun den Scheinwerfer ein.
„Mach ihn wieder aus!" befahl Nikki sofort. „Dao-Lin, sieh dir die Innenseite des ersten Tores an."
Die Kartanin drehte sich fast lautlos um.
„Da sind Zeichen", sagte sie leise. „Ich kann sie noch nicht deutlich erkennen."
„Du bist von dem hellen Licht geblendet", sagte Nikki beruhigend. „Laß dir Zeit."
Eine Minute verging.
„Jetzt sehe ich es", verkündete Dao-Lin endlich. „Wie hast du das herausgefunden?"
„Später", wehrte Nikki ab. „Wenn wir zu lange warten, nimmt man uns das womöglich auch wieder übel. Tu, was die Zeichen von dir verlangen."
Sie und Poerl Alcoun waren in der Dunkelheit völlig blind, aber sie spürten, daß sie plötzlich schwerelos wurden. Dann wurde die Polung des Antigravfelds deutlicher. Unter ihnen entstand eine gezackte Öffnung, durch die matte Helligkeit drang. Das Feld trug sie der Öffnung entgegen. Sie landeten auf festem, sicherem Boden. Über ihnen führte der Schacht in die Finsternis.
„Wir haben es geschafft!" rief Dao-Lin in einem für sie ganz ungewöhnlichen Gefühlsausbruch. „Wie bist du auf diesen Trick gekommen?"
„Ganz einfach", erklärte Nikki, während sie sich umsah. „Jeder Eindringling wird natürlich versuchen, so schnell wie möglich durch die Röhre zu kommen, und er wird sich auf das gegenüberliegende Tor konzentrieren - nicht aber auf das, durch das er gerade gekommen ist. Er wird außerdem darauf bedacht sein, daß er etwas sehen kann. Also macht er Licht. Aber Kartanin können auch im Dunkeln sehen, zumindest bis zu einem gewissen Grade, und sie sind
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