1345 - Vampirkiller Conolly
sie Bill los, dem sie noch einen letzten Stoß gab, sodass er zur Treppe taumelte und sich dort niederließ.
»Er hat Glück gehabt, John. Verdammtes Glück. Ich hätte es getan, und ich wäre auch legitimiert gewesen, denn er hat mich pfählen wollen, wie man es bei einem Vampir so gern macht.«
»Das war nicht der richtige Bill Conolly. Er stand unter einem anderen Einfluss. Deine eigentlichen Feinde haben ihn nur benutzt, Justine. Nicht mal wir steckten dahinter. Im Endeffekt kannst du dich beim Schwarzen Tod bedanken.«
»Na und?«
»Lass mich mal, John«, sagte Suko.
Ich ließ mich von ihm zur Seite schieben. Mein Freund blieb neben dem Holzpfahl stehen. Er hatte seine Dämonenpeitsche gezogen und den Kreis bereits geschlagen.
Die drei Riemen hingen dem Fußboden wie drei schlaffe Schlangenkörper entgegen.
Suko warf noch einen Blick auf den Pfahl.
Zielsicher schlug er zu.
Die drei Riemen erwischten das Holz. Für uns war es der magische Schlüssel zu dieser anderen Welt, aber wir wollten ihn nicht haben. Er hätte zu viel Unheil bringen können, und deshalb war es wichtig, dass mit ihm etwas geschah.
Es passierte auch etwas.
Wir hörten das Knistern des Holzes, als würde sich in seinem Innern etwas reiben. Es waren nur Geräusche und die Vorboten der kleinen Flammen, die urplötzlich aus dem Material schlugen. Suko hatte die Magie des Pfahls mit einer anderen und auch stärkeren besiegt.
Die für Vampire tödliche Waffe verbrannte auf dem Boden liegend zu grauer Asche.
Ich wurde durch die Bewegung an der Seite abgelenkt. Eine kurze Kopfdrehung. Da sah ich den Mann, den Bill mir beschrieben und der sich ihm gegenüber als Koonz vorgestellt hatte.
Ich sah ihn nur für einen Moment. Er winkte mir sogar zu. Dann trat er nach hinten und verschwand…
***
Wir kümmerten uns gemeinsam um Bill, der in Janes Zimmer auf einem Stuhl saß und auch schon mit seiner Frau telefoniert hatte, um sie zu beruhigen. Sheila wollte kommen und ihn abholen.
Justine Cavallo hatte sich nicht zu uns gesellt. Sie war einfach gegangen. Leider nicht für immer, und ich hoffte, dass sie alles begriffen hatte und nicht noch mal versuchte, das Blut unseres Freundes Bill zu trinken.
Der war noch ziemlich durcheinander. Er war Reporter und Autor, doch jetzt fiel es ihm schwer, sich an das zu erinnern, was ihm in der letzten Zeit widerfahren war.
Er hatte stets das Gefühl gehabt, eine Zeitlang aus der normalen Welt herausgerissen worden zu sein, um dann wieder zurückzukehren, wann immer die andere Seite es wollte.
»Aber jetzt ist es vorbei – oder?«
Er nickte, auch wenn er sein Gesicht verzog. »Ja, es ist vorbei, bis auf einige Blessuren, an denen ich noch etwas zu knacken habe. Da fühle ich mich wie ein Punchingball.« Er fasste nach meiner Hand.
»Verdammt, John, wenn du nicht gekommen wärst…«
»Rede nicht.«
»Doch. Ich schäme mich. Auch Jane gegenüber. Ich war wie von Sinnen. Ich wollte nur killen.«
»Andere haben dich geführt, Bill. Das bist nicht du selbst gewesen«, sagte ich.
Jane und Suko stimmten mir zu, und Bill Conolly fasste alles zusammen. »Da müssen wir uns in der Zukunft auf einiges gefasst machen, schätze ich. Wenn ich es richtig sehe, können unsere Feinde zwischen zwei Welten wandern. Und genau das wird unser Problem.«
Wir sagten nichts. Unser Schweigen war Zustimmung genug…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Hardcover »Die Rückkehr des Schwarzen Tods«
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