1348 - Asche zu Asche
Namen verwechselt hat?«
»Auch…«
Ich legte meine Handflächen gegen die Wangen. »Allmählich wird es problematisch. Ich glaube, wir müssen noch mal zu ihr und sie genauer danach fragen.«
»Das denke ich auch«, stand Glenda mir bei. »Vielleicht hat sie sich wirklich geirrt. Obwohl ich mir das nicht so recht vorstellen kann. Jeder Mensch weiß doch, welchen Film er in welchem Kino sieht. Das vergisst man einfach nicht.«
»Es ist aber so gewesen«, sagte Suko. »Und ich bin davon überzeugt, dass sie den Namen des Kinos nicht vergessen hat. Es steckt einfach mehr dahinter.«
»Und was?«, fragte Glenda.
»Das müssen wir herausfinden. Ich gehe davon aus, dass der Fall komplizierter ist, als er sich uns bisher zeigt. Da können Faktoren eine Rolle spielen, an die wir bisher noch gar nicht gedacht haben. John, wir beide kratzen im Moment noch an der Oberfläche. Was sich darunter befindet, das ist erst richtig interessant.«
Er konnte Recht haben. Es traf vermutlich auch zu, aber ich ärgerte mich darüber, dass uns Cindy so angelogen hatte. Dabei war sie mir nicht wie eine Schauspielerin vorgekommen. Auf mich hatte sie den Eindruck eines verzweifelten Menschen gemacht, dessen Leben durch einen bestimmte Vorgang völlig auf den Kopf gestellt worden war.
Auch Glenda beschäftigte sich mit der jungen Frau. »Man müsste versuchen, mehr über Cindy Mora herauszufinden.«
Ich nickte ihr zu.
»Hat sie euch denn viel von sich erzählt?«
»Nein. Nur dass sie allein lebt und ihre Eltern in Manchester wohnen. Das war alles.«
»Sag mal ihre Adresse, John.«
Ich musste einen Moment überlegen. Suko war schneller. Er hatte besser aufgepasst.
»Gut«, sagte Glenda und drehte sich um.
»Was willst du tun?«
Sie hob den rechten Arm an und schnickte mit den Fingern. »Ich überprüf mal, ob die Adresse stimmt, John. Dann werde ich euch sicherlich auch mit ihrer Telefonnummer beglücken können.«
Sie ließ uns wieder allein, und wir schauten uns an. Dabei verzogen sich Sukos Lippen, doch es war kein echtes Lächeln, das er mir schickte, eher ein verkrampftes.
»Noch ist nichts bewiesen«, sagte ich.
»Stimmt. Aber ich kann mich auch auf mein Bauchgefühl verlassen. Hier stimmt einiges nicht. Und es ist nicht nur das abgebrannte Kino, sondern noch mehr.«
»Cindy Mora.«
»Ja.«
»Aber sie war nicht allein im Kino. Der Saal war voll, das wissen wir. Ein bis auf den letzten Platz gefülltes Kino, das abgebrannt sein soll. Mir will das nicht in den Kopf. Ich tippe noch immer darauf, dass sich Cindy Mora mit dem Namen des Kinos vertan hat.«
Mein Freund und Kollege hob die Schultern. »Wir werden sehen, wie es weitergeht.«
Beruhigt war ich keinesfalls. Aus dem Nebenraum hörte ich Geräusche. Glenda sprach, aber sie redete mit sich selbst. Bis ich plötzlich ihr Lachen hörte.
Ich wollte schon aufstehen und zu ihr gehen, aber sie kehrte schneller zu uns zurück. In der Hand hielt sie ein Blatt Papier, auf dem sie sich etwas notiert hatte.
»Das ist die Telefonnummer eurer Cindy Mora.«
Mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen. »Okay, dann stimmt das zumindest.«
»Stimmte, John!«
Ich musste mich räuspern. Suko saß sehr gespannt mir gegenüber. Auch ihm war aufgefallen, dass Glenda Perkins in der Vergangenheit gesprochen hatte. Wusste sie wieder mehr?
»Stimmte?«, fragte ich überdeutlich.
»Ja. Ich habe bei dieser Nummer angerufen. Ich wollte einfach nur probieren, ob sie allein dort wohnt oder jemand bei ihr ist. Es wurde tatsächlich abgehoben.«
»Ein Freund, wie?«
»Nein, Mr. Geisterjäger, du irrst dich. Es ist kein Freund gewesen. Auch keine Freundin. Es meldete sich eine männliche Stimme. Als ich nach Cindy Mora fragte, hielt er mich fast für durchgedreht.«
»Warum?«
»Weil eine gewisse Cindy Mora bereits seit einem halben Jahr dort nicht mehr lebt. Sie ist umgezogen, Freunde, aber nicht normal, sondern in einen Sarg. Mit anderen Worten: Eure Cindy Mora ist tot. Und jetzt könnt ihr euch fragen, wer sich stattdessen als Cindy Mora ausgibt…«
***
»Tot«, murmelte ich und merkte, dass ich allmählich erbleichte. Mit allem hatte ich gerechnet, damit natürlich nicht. »Das wäre mir nicht mal in den Sinn gekommen.«
»Ja, John Sinclair, man hat es mir bestätigt.« Glenda ließ sich auf einen Stuhl fallen und streckte ihre Beine aus. »Das neue Jahr fängt wirklich mit tollen Überraschungen an.«
Da konnte ihr wirklich niemand widersprechen. Mit einer derartigen Wendung des
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