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1348 - Asche zu Asche

1348 - Asche zu Asche

Titel: 1348 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Regalen lagen, sondern nickte dem Mann zu, der mich anschaute und sich dabei reckte, weil er recht klein gewachsen war. Der Haarkranz auf seinem Kopf leuchtete in einem silbrigen Grau, und das Gesicht zeigte eine gesunde Röte.
    »Womit kann ich dienen, Sir?«
    »Ich möchte nichts kaufen, sondern habe einige Fragen an Sie, die Sie mir sicherlich beantworten können.«
    Die Bögen der Brauen bewegten sich aufeinander zu. Begeistert war der Bäcker von meinem Vorschlag nicht. »Ich wüsste nicht, was ich Ihnen erzählen könnte, Mister.«
    »Moment«, sagte ich nur und zeigte ihm dann meinen Ausweis.
    Auch seine Frau trat hinzu. Ihr Haar war ebenfalls grau, aber viel dichter. Sie reagierte auch auf meinen Ausweis. »He, Sie sind von der Polizei, Sir?«
    »Scotland Yard.«
    Die beiden Besitzer schauten sich an und schluckten. Sie hatten wohl noch nie Besuch von der Polizei bekommen und wurden ein wenig unsicher.
    Bevor ich etwas sagen konnte, übernahm die Bäckerin das Wort.
    »Ich weiß, dass es in dieser Straße oft nicht mit rechten Dingen zugeht, und wir haben uns auch schon über gewisse Vorgänge bei ihren Kollegen beschwert, aber wenn sie uns konkret und nach Namen fragen, können wir Ihnen wirklich keine Antworten geben.«
    Ich lächelte sie über die Theke hinweg beruhigend an. »Sie brauchen sich wirklich keine Gedanken darüber zu machen. Es ist schon alles in Ordnung, glauben Sie mir. Es geht mir auch nicht um irgendwelche Personen, nach denen ich Sie fragen möchte, sondern um das Kino nebenan.«
    Meine Worte schockten sie zwar nicht, aber sie wurden leicht aus der Ruhe gebracht.
    »Das Kino?«
    »Ja, Mister.«
    »Aber das gibt es doch nicht mehr«, sagte die Frau.
    »Es ist abgebrannt!«, bestätigte ihr Mann.
    Danach nickten beide und warteten darauf, dass ich etwas sagte oder erklärte.
    »Ich habe die Einfahrt gesehen. Sie reicht bis zu einer quer stehenden Mauer.«
    »Ja, so sieht es aus«, wurde mir geantwortet.
    Ich hob die Schultern. »Und Ihnen, die Sie direkt neben dem ausgebrannten Kino leben, ist nichts aufgefallen, was mit ihm noch in einem Zusammenhang stehen könnte?«
    »Nein, ist es nicht«, erklärte die Bäckerin.
    Ihr Mann war wohl anderer Meinung. Mit der hielt er sich allerdings zurück. Dafür schaute er zu Boden, und mir fiel dabei sein nachdenklicher Gesichtsausdruck auf.
    »Gibt es doch etwas, das Ihnen aufgefallen ist, Mister?«
    Der Bäcker zuckte die Achseln. »Nun ja, so direkt will ich das nicht sagen, aber die Menschen haben das Kino irgendwie nicht vergessen können. Ist doch so, Edna – oder?«
    Seine Frau wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob das den Herrn hier interessiert.«
    »Was war es denn?«, fragte ich schnell.
    Der Bäcker gab mir die Antwort. »Es ist nicht leicht, das nachzuvollziehen. Das alte Kino ist sehr beliebt gewesen. Als es ausbrannte, waren viele Menschen sehr traurig. Sie wollten einfach nicht wahrhaben, dass es ihr Kleinod nicht mehr gab. Und so ist dieses Kino quasi zu einer Pilgerstätte geworden.«
    Ich runzelte sie Stirn. »Wie äußerte sich das?«
    »Sie kamen an und versammelten sich vor dem Kino. Oder auch in der Einfahrt.«
    Die Frau des Bäckers nickte bei den Worten ihres Mannes heftig, um seine Aussage zu unterstützen.
    Mich überraschte das. »Ist das wirklich wahr?«, fragte ich.
    »Wenn wir es Ihnen doch sagen. Dreimal in der Woche mindestens. Manchmal auch öfter.«
    »Das ist seltsam«, sagte ich. »Können Sie mir auch sagen, was sie dann tun?«
    »Nein.«
    Ich schaute die Frau an. »Wirklich nicht? Haben Sie sich dafür nicht interessiert?«
    »Überhaupt nicht. Wir sind immer gegangen. Wir konnten da einfach nicht zuschauen. Wir wohnen nicht hier, sondem im Londoner Süden. Jeden Morgen fahren wir in unser Geschäft. Mein Mann sehr früh, weil er noch einige Dinge selbst backt. Um diese morgendliche Zeit steht natürlich niemand mehr vor der Einfahrt.«
    »Aber am Abend?«
    »Ja.«
    »Selbst im Winter.«
    »Und Sie haben nie erfahren, weshalb sich die Leute hier aufhalten? Gab es in der Einfahrt eine Fete? Hat man da getrunken, Musik gemacht, sich amüsiert und…«
    »Das wissen wir nicht«, erklärte der Bäcker. »So lange wir hier im Geschäft gewesen sind, ist dort nichts Ungewöhnliches passiert. Das hätten wir Ihnen sonst gesagt.«
    »Hm. Und gefragt haben Sie auch keinen?«
    Das Ehepaar schaute sich an. Der Mann verneinte, und seine Frau stimmte ihm zu.
    Ich war schon sprachlos geworden, obwohl ich dem Ehepaar jedes

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