1348 - Asche zu Asche
vorn. Genau das war ein Fehler, denn er stieß mit dem Fuß gegen einen am Boden liegenden Körper, stolperte und stürzte zu Boden.
Suko schaute hin. Es durchfuhr ihn wie ein elektrischer Schlag, als er seinen Freund John erkannte. Er war über und über mit Staub bedeckt. Soko rollte sich jetzt über den Boden, wobei er die Lippen geschlossen hielt.
Es war nicht dunkel, und deshalb erkannte Suko trotz des Staubs etwas. Die Gestalt inmitten des Wirbels war bestimmt keine Halluzination. Leider war der Staub oder Sand so dicht, dass Suko nicht genau erkannte, wer die Person war. Ihr schien dieser wilde Ascheregen jedenfalls nichts auszumachen. Die Person stemmte sich gegen ihn. Sie brauchte möglicherweise auch nicht zu atmen. An ihr war alles anders, und sie tanzte sogar innerhalb des Wirbels.
Egal, wer diese Person auch war, zu Johns Freunden gehörte sie bestimmt nicht. Und so tat Suko das einzig Richtige. Er handelte, indem er vorwärts ging. Der Inspektor kämpfte sich in den Aschewirbel hinein und bekam erst jetzt richtig den Gegendruck zu spüren.
Dass hinter ihm im Kino Schreie aufgellten, hörte er wohl, nur konnte er sich darum nicht kümmern. Auch nicht um John, der schon allein zurechtkommen musste.
Suko beugte sich nach vorn. Er ging geduckt. Er hatte die Arme angewinkelt und angehoben, und er hielt sie dabei schützend vor sein Gesicht. Ab und zu schaute er nach vorn, immer nur für einen winzigen Moment, weil ihm keine Körner in die Augen dringen sollten.
Die Gestalt war noch da. Sie wartete sogar auf ihn. Innerhalb des Staubs und der Asche fühlte sie sich sauwohl. Sie winkte mit beiden Händen, als wollte sie Suko eine Nachricht übermitteln. Sie war wie ein Denkmal inmitten dieser Hölle, und Suko kam ihr Schritt für Schritt näher. Das Gehen war auch für ihn längst zu einer Qual geworden. Bei jedem festen Trittversuch rutschte er zur Seite. Dass er bisher noch das Gleichgewicht bewahrt hatte, kam schon einem kleinen Wunder gleich.
Und dann war er da!
Er hob den Kopf an.
Auch die Gestalt tat es. Bei normalen Sichtverhältnissen hätten sich beide anschauen können. So sah Suko das Gesicht des anderen nur sehr verschwommen.
Suko überlegte, ob er eine Waffe ziehen sollte oder nicht, als ihm die Entscheidung abgenommen wurde. Der andere tat etwas. Er duckte sich, dabei schnellten seine Arme in die Höhe, und einen Moment später schnellten sie nach vorn.
Nicht nur sie kamen, sondern auch er.
Zwar war der Staub dicht, doch nicht so dicht, als dass Suko ihn nicht erkannt hätte. Was er sah, machte ihn für einen Moment starr, weil die Überraschung so groß war.
Er kannte den Mann, der allerdings kein Mensch war, sondern ein Vampir.
Und der war zugleich auf der Leinwand zu sehen. Dort spielte er den Vampir.
Und hier?
Suko gelang es nicht mehr, die Wahrheit herauszufinden, denn der Angreifer rammte ihn so stark, dass er zu Boden geschleudert wurde…
***
Auch ich lag am Boden, und ich lebte noch, obwohl ich inzwischen das Gefühl gehabt hatte, zu ersticken, weil der verdammte Staub sich überall ausgebreitet hatte. Es gab praktisch keine Stelle mehr, wo er nicht zu finden war. Er hatte auf dem Boden einen Teppich gebildet, in den immer wieder mal Windstöße hineinjagten und ihn durcheinander wirbelten.
Es war eine Hölle aus feinem Sand, Staub und Asche, gegen die ich ankämpfte. Es gab keinen Flecken mehr an meinem Körper, den er nicht erreicht hatte. Er drang durch alle Kitzen. Er rieb und scheuerte auf meiner Haut, er hatte sich in den Haaren festgesetzt, und dieser verdammte Wind hörte noch immer nicht auf.
Wahre Mengen wurden mir entgegengeschleudert. Ich wusste nicht, wohin ich den Kopf drehen sollte, um mich zu schützen. Die Hölle um mich herum tobte weiter. Irgendwann würde ich ihr nicht mehr widerstehen können, dann musste ich elendig ersticken.
Aber es gab Hoffnung!
Ich hatte es nicht glasklar mitbekommen, aber ich hatte auch keine Einbildung erlebt. Jemand hatte von innen her die Tür wieder aufgerissen, war über mich gestolpert und mitten in diese wirbelnde Hölle hineingegangen.
Den Mann hatte ich nur von hinten gesehen, doch an der Statur hatte ich Suko erkannt.
Ich wollte gern seinen Namen rufen, um ihn zu warnen oder ihm etwas zu erklären. Es war nicht möglich. Ich hätte den Mund öffnen müssen, und das wäre fatal gewesen.
Aber Suko wusste, wo sich der Gegner aufhielt und wo er hinlaufen musste. Ich brauchte den Blutsauger also nicht mehr in mein
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