1348 - Asche zu Asche
Kalkül einzubeziehen und konnte mich jetzt endlich um mich selbst kümmern. Wie lange ich die Tortur schon durchlitt, wusste ich nicht. Wichtig war, dass ich wegkam, und das ging nur in eine Richtung.
Wieder raffte ich mich auf und drehte mich dabei. Da die Tür offen stand, war es für mich kein zu großes Problem.
Ich kroch vor. Der feine Sand peitschte in meinen Rücken, er war wie ein Motor, der mich vorantrieb. Das bedeutete auch, dass er nicht auf das Foyer begrenzt blieb. Er würde in den Saal hineinwehen und dort wahrscheinlich alles überschwemmen.
Ich robbte weiter.
Ich bekam Luft, auch wenn sie nicht so klar war und ich das raue Zeug auf der Zunge schmeckte.
Um die Zuschauer kümmerte ich mich erst später, als ich mich wieder aufraffte und an der Wand stehen blieb, die eine gute Stütze war. Wer mich sah, der musste mich für einen Menschen halten, den ein anderer ausgeknockt hatte.
Ich konnte nicht mehr viel zulegen. Ich atmete keuchend die frische Luft ein. Ich scherte mich nicht um die feinen Staubkörner, die noch immer um mein Gesicht umherschwirrten, wischte die Augen frei, auch über die Haut hinweg und sah die Zuschauer.
Der Film lief weiter. Die gellenden Schreie gehörten zur Handlung und nicht zu den Besuchern, die nicht mehr auf ihren Plätzen saßen. Sie hatten sich alle erhoben, aber auch in dieser Lage reagierten sie seltsam.
Sie blieben stumm. Sie starrten auf die Staubwolken, die durch die Tür hineinwehten, aber sie unternahmen nichts. Die Menschen waren zu Figuren geworden oder zu Spielbällen einer anderen Macht, die sich in dieser fremden Dimension ausgebreitet hatte.
Keiner war mehr er selbst. Sie standen unter einer Kontrolle, aber darüber machte ich mir keine Gedanken mehr. Es gab jetzt wichtigere Dinge.
Ich fühlte mich wieder einigermaßen bei Kräften. Das Luftholen hatte mir gut getan. Ich wollte mitmischen und zog meine Beretta hervor. Hoffentlich funktionierte sie noch, denn die feinen Körner waren schließlich überall hingedrungen.
Die Waffe in meiner Hand gab mir wieder etwas Sicherheit.
Wenn der Blutsauger jetzt erschien, dann konnte er in meine Kugel laufen. Was danach passierte und wie wir hier wieder rauskommen konnten, war mir noch ein Rätsel.
Er kam nicht.
Aber ich sah ihn, und ich sah Suko, der plötzlich von ihm angesprungen wurde…
***
Selbst Suko hatte es trotz seiner Schnelligkeit nicht geschafft, dem Angreifer zu entkommen. Dass der Vampir stärkere Kräfte als ein Mensch besaß, erlebte Suko in den folgenden Sekunden.
Er konnte den harten Aufprall nicht mehr ausgleichen. Zudem rutschte er auf dem Boden weg und prallte auf den Rücken. Das war für Jack Arnold ideal. Er schrie seine Lust hinaus und krallte sich in Sukos Kleidung fest. Seine Hände lagen dabei auf den Schultern des Inspektors. Suko wurde hart zu Boden gepresst, und er bekam auch den Druck von oben zu spüren. Er sah die Fratze des Blutsaugers über seinem Gesicht schweben wie ein mörderisches Omen. Er sah genau das Gesicht, das er auch von der Leinwand her kannte. Da stimmte jede Falte, jedes Haar – und leider auch die beiden Zähne.
Sie würden sich nach klassischer Art in seinen Hals bohren, das stand fest.
Aber Suko war kein Filmkomparse, der sich nach dem Drehbuch richten musste. Er wusste genau, wie er seine Kräfte einzusetzen hatte, um das Optimale zu erreichen.
Blitzschnell rammte er den Kopf nach oben!
Volltreffer!
Die Stirn knallte gegen das Gesicht der Bestie. Der Kopf wurde durch den Stoß zurückgeschleudert, und der Druck auf Sukos Körper lockerte sich.
Genau das hatte er gewollt.
Schneller als der Blutsauger war er wieder auf den Beinen und tat genau das, was richtig war.
Der Vampir drehte sich noch um die eigene Achse, er wollte sich vor sein Opfer stellen und sah die Waffe in dessen Hand.
Der Sturm umtoste beide. Der verdammte Staub und Sand hämmerte gegen die Körper, doch davon ließ sich Suko nicht beirren.
Dass Jack Arnold über die Waffe lachte, machte ihm nichts aus.
Eine Sekunde später lachte er nicht mehr, da hatte Suko abgedrückt.
Er schoss die Kugel mitten in die verzerrte Fratze des Vampirs, der damit nicht hatte rechnen können.
Er sprang in die Luft.
Es sah wirklich grotesk aus. Auch weil er sich noch dabei zusammenduckte. Aber er kam nicht mehr normal auf die Füße. Er sackte beim Aufprall ein und blieb vor Suko hocken.
Der Inspektor bückte sich, um der Masse an Sand so wenig Widerstand wie möglich zu bieten. Dabei
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