135 - Der schreckliche Pakt
wenn du dich an dem Wagen zu schaffen machst."
Er nickte.
Wenig später war er bereits unterwegs. Auf der Autobahn jagte er nach Süden, nach Orleans. Er hatte sich beschreiben lassen, welcher Parkplatz es war.
Im Grunde war es Irrsinn, was er tat. Was konnte er schon ausrichten? Dorian zu befreien, war illusorisch.
Trotzdem fuhr er nach Süden. Er hätte es sich nie verziehen, einen Freund im Stich zu lassen.
Dorian vernahm das meckernde Lachen, mit dem der Dämon sich wieder ankündigte. Alles in ihm verkrampfte sich.
„Nummer vier", sagte der Dämon. „Was glaubst du, Hunter, wie du danach aussehen wirst?"
Dorian schwieg. Es gab nichts, was er noch tun konnte. Er mußte auch diesen vierten magischen Schlag hinnehmen, der ihn an die Schwelle des Todes bringen würde. Seine Hilflosigkeit war es, die ihn fast schon verzweifeln ließ.
Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke.
Was, wenn die Wände der Pyramide keine
Einbahnstraße
waren? Die magische Kraft des Dämons drang von draußen nach drinnen. Wenn nun dabei eine Schwächung entstand, die Dorian sich zunutze machen konnte?
Der Gedanke an sich war schon Wahnsinn. Aber es war die wirklich allerletzte Chance, die Dorian hatte.
Er mußte nur schnell genug sein. Schneller als der Dämon.
Noch einmal zwang er sich unter Aufbietung aller ihm noch verbliebenen Kräfte zur Konzentration auf die magischen Zeichen und Formeln, die er mit dem Kommandostab in die Luft zeichnete. Er ahnte nicht, daß der Dämon ihn von draußen beobachten konnte. Aber andererseits dachte sich der Dämon nichts dabei. Mochte Hunter ruhig versuchen, sich zu befreien. Es gelang ihm ja doch nicht mehr. Er war schon zu geschwächt.
Der Dämon berührte die vierte Spiegelseite der Pyramide und jagte den Kraftfluß hinein, um auch dieses Bild zu zerstören.
Im gleichen Moment hatte Dorian das letzte Zeichen geformt. Und -
diesmal wirkte es! Die einzige Schwächung der Pyramidenwand, durch die vernichtende Kraft hereinfloß, reichte aus!
Klirrend zerbarst der Spiegel. Tausende winzige Splitter regneten auf Dorian herab. Er schrie auf, als die tödliche Kraft abermals nach ihm faßte, aber im gleichen Moment
spürte
er die Lücke.
Er warf sich hindurch.
Er durchdrang die Pyramidenwand, als gleite er durch eine zentimeterdünne Wand aus Butter. Er stürzte ins Freie, brach in die Knie, gab sich einen abermaligen Ruck und rollte sich flach auf dem Boden herum. Er sah eine riesige Katze über sich auftauchen und schleuderte die Gemme. Sie wirbelte hoch empor und traf. Der Dämon fuhr zurück. Dorian schrie eine Beschwörungsformel. Der Gigant schrie auf, wahrscheinlich mehr vor Überraschung denn vor Schmerz. Aber die Gemme klebte in seinem Gesicht. Er heulte auf und versuchte sie loszureißen. Aber es gelang ihm nicht. Rings um die Gemme breitete sich Schwärze aus, als verbrenne dort etwas. Der Dämon taumelte zurück und verschwand aus Dorians Blickfeld. Der Dämonenkiller raffte sich auf und entfernte sich von der Pyramide. Sein eigener Schmerz ebbte langsam ab. Trotzdem wurde ihm schwarz vor Augen. Es dauerte Sekunden. Als er wieder sehen konnte, stand er vor einem entsetzlich tiefen Abgrund und konnte sich gerade noch abfangen. Eine halbe Sekunde später, und er wäre in die Tiefe gestürzt.
Er sah sich gehetzt um.
Der Dämon war verschwunden.
Dorian atmete tief durch. Er trat vorsichtshalber einige Schritte von dem Abgrund zurück. Jetzt nahm er sich die Zeit, sich umzusehen.
Die Pyramide stand ein paar Dutzend Meter hinter ihm. Sie war unversehrt, und ihre Seiten schimmerten in verschiedenen Farben. Dorian und die Pyramide befanden sich auf einer kreisrunden Plattform.
Dahinter…
Dorians Augen weiteten sich. Das war eine Wohnung… aber sie war gigantisch! So
ungeheuer groß, als sei sie von einem Titanen bewohnt…
Nein, es war anders. Schlagartig begriff Dorian die ganze Tragweite des Geschehens. Der Dämon war kein Titan Es war genau umgekehrt. Dorian war geschrumpft.
Der Dämon hatte ihn miniaturisiert und in die Pyramide gesperrt. Sie konnte kaum größer als eine geballte Faust sein. Damit betrug Dorians Größe gerade noch etwa fünf Zentimeter, schätzte er.
Er war kleiner als Don Chapman!
Es traf ihn wie ein Schock. Chapmans Schicksal stand ihm vor Augen. Don hatte sehr lange gebraucht, sich mit seiner Verkleinerung abzufinden. Erst in diesem Moment begriff der Dämonenkiller
wirklich,
was damals in Don vorgegangen sein mußte. Es war niemals gelungen, den
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