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1350 - Im Wald der toten Gesichter

1350 - Im Wald der toten Gesichter

Titel: 1350 - Im Wald der toten Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas.
    Es war ein Mensch!
    Ich sah, dass die Gestalt bäuchlings auf dem Wasser trieb. Sie war hochgeschwemmt worden und besaß in etwas die Haltung eines Fallschirmspringers in der Luft, wenn er nach unten fällt. Arme und Beine leicht vom Körper abgestreckt. Nur war seine Kleidung nass und klebte am Körper.
    Bill sagte nichts. Er schaute sich nur um. Dann hatte er gefunden, was er suchte. Ein Sturm hatte längere Äste von den Bäumen abgerissen und sie bis in die Nähe des Weihers geschleudert.
    Bill hob einen Ast an, der leicht gebogen war. Er streckte ihn über die Wasserfläche, senkte ihn ab und sorgte so dafür, dass er sich mit seinem Ende in der Kleidung verfangen konnte.
    Er zog noch nicht daran, sondern schaute nach rechts und damit mich an. »Ich bin nicht sicher, John, aber ich glaube, dass es Phil Truman ist.«
    »Okay, wir werden es herausfinden.«
    Bill wollte die Leiche zum Ufer ziehen. Es war schwieriger, als er gedacht hatte. Sie drehte sich leider nur auf der Stelle. Auch Suko und ich holten uns entsprechende Äste. Gemeinsam schafften wir es dann, die Gestalt ans Ufer zu ziehen.
    Vor unseren Füßen blieb sie auf dem weichen Boden liegen. Wir drehten den Toten auf den Rücken.
    Lange konnte er noch nicht im Weiher gelegen haben, denn Wasserleichen sehen anders aus. Er war nicht aufgedunsen und nicht so grün im Gesicht, auch wenn zahlreiche Pflanzenfasern und Blätter neben Wasserlinsen auf der Haut klebten.
    Bill holte schnaufend Atem. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Ja, das ist er. Das ist Phil Truman, und damit haben wir den ersten Toten, verdammt…«
    ***
    Lucy Denning wohnte in einer kleinen Bude in der Gaststätte unter dem Dach. Es war ein Zimmer, in dem man weder leben noch sterben wollte, aber was sollte sie machen? Eine Wohnung im Ort wäre zu teuer geworden, und was sie als Trinkgeld bekam, das konnte sie auch abhaken.
    Hin und wieder steckte ihr Slim Packard, der Wirt, einen Schein zu, aber nur dann, wenn sie ihm mal wieder zu Willen war und seine Frau ihre Schwester in Ramsgate besuchte, wobei sie meistens über Nacht blieb.
    An diesem Tag war es wieder so weit. Schon recht zeitig war sie in den Bus gestiegen und würde erst am Abend des nächsten Tags zurückkehren. Da die blonde Kellnerin das Spiel kannte, konnte sie sich nach Feierabend noch auf eine heiße Nacht gefasst machen.
    Als sie daran dachte und zufälligerweise noch vor dem Spiegel stand, streckte sie sich selbst die Zunge heraus. Mit dem Wirt ins Bett zu gehen, widerte sie an, wobei er hin und wieder das Bett nicht brauchte und sie direkt in der Gaststätte nahm, wenn abgeschlossen war und die letzten Gäste verschwunden waren.
    Was tun?
    Sie machte sich mal wieder Gedanken darüber. Das Kleid, das so eng saß, streifte sie über und griff dann nach der frisch gewaschenen und gestärkten Schürze. Mit routinierten Bewegungen band sie sie um und schminkte noch mal kurz die Lippen nach.
    Im Sommer, wenn mehr Gäste da waren, hätte sie schon am späten Vormittag ihren Dienst antreten müssen. Das war zu dieser Jahreszeit glücklicherweise nicht der Fall. So begann der Job erst am Nachmittag. Ab 16 Uhr musste sie da sein, da schloss Slim Packard seine Gaststätte auf.
    »Lange bin ich nicht mehr hier!«, versprach sie ihrem Spiegelbild.
    »Bald kann ich wieder zurück nach London.«
    Sie liebte diese Stadt. Sie stammte von dort. Aber sie hatte sich in den letzten Jahren dort nicht mehr blicken lassen können, weil man sie auf die Fahndungsliste gesetzt hatte. Man suchte nach ihr, denn Lucy hatte sich einer Bande angeschlossen und mit Kokain gedealt.
    Die Clique war aufgeflogen, doch ihr war tatsächlich die Flucht aus der U-Haft gelungen, und so war sie hier gelandet.
    Diesen Winter noch und dann weg. Und wenn Packard sich noch ein paar Mal mit ihr vergnügen wollte, okay, daran würde sie auch nicht sterben. Sie würde ihn auch nie anzeigen, denn ein erneuter Kontakt mit der Polizei konnte gefährlich werden und ihre Vergangenheit aufdecken.
    Wie immer quietschte die Tür, als sie geöffnet wurde. Der Flur war eng und hatte nur schmale Fenster, durch die wenig Licht sickerte, sodass es hier immer etwas dämmrig war.
    Eine lebensgefährliche Treppe mit engen Stufen führte nach unten. Lucy war zu Anfang ihres Jobs einmal gefallen. Es war ihr Glück gewesen, dass sie sich im letzten Moment noch am Geländer hatte festhalten können und ihr nichts passiert war.
    Jetzt schaffte sie die Treppe ohne Probleme, auch wenn

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