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1350 - Im Wald der toten Gesichter

1350 - Im Wald der toten Gesichter

Titel: 1350 - Im Wald der toten Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hoch. »Was meinst du damit? Wieso hast du keine Ahnung?«
    »Reg dich doch nicht auf, Slim. Ich weiß nicht, wann er wieder herkommt. Kann sein, dass er wieder weg ist. Das ist schon mal passiert. Da hat er sich nach London zurückgezogen. Du solltest das locker sehen, ehrlich. Keine Hektik.«
    Der Wirt kniff die Augen zusammen. Warnend hob er den rechten Zeigefinger. »Ich kenne dich ja. Du bist verdammt scharf. Aber lass dich ja nicht mit ihm ein. Ich warne dich!«
    Lucy blieb gelassen. Was sie über ihren Brötchengeber dachte, das zeigte sie äußerlich nicht. Dafür lächelte sie. »Ich habe mich nicht mit ihm eingelassen, verstehst du?«
    Slim Packard schwieg. Überzeugt war er trotzdem nicht, das sah Lucy ihm an. Sie wartete auf die nächste Bemerkung, die prompt folgte.
    »Ich habe Augen im Kopf. Du bist zu ihm anders als zu den andren Gästen.«
    »Das stimmt ausnahmsweise mal. Aber er ist auch anders zu mir. Er ist ein sensibler Mensch. Außerdem ist er nicht dumm. Er kann sich auf Menschen einstellen, was man von den meisten Typen hier in Braming nicht behaupten kann. Mit Phil Truman kann ich mich über viele Themen unterhalten, und er gehört zu den Leuten, die sich aktiv für den Umweltschutz engagieren. Das kann man nur von den wenigsten sagen.«
    »Ich mag ihn nicht. Ich will ihn auch nicht mehr hier in meinem Lokal haben. Wenn er kommt, schmeiße ich ihn raus.«
    »Du bist ungerecht.«
    »Es ist mein Laden, und ich habe Augen im Kopf. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Lucy war sauer, obwohl sie sich das nicht anmerken ließ, denn sie wollte es nicht auf die Spitze treiben. Sie nahm sich nur vor, behutsamer zu sein. Nur nicht auffällig werden, aber beim nächsten Treffen würde sie mit Phil über ein Verschwinden sprechen. Während des Gesprächs hatte sie sich entschlossen, ihre Zelte hier abzubrechen und nicht erst bis zum Sommer zu warten. Und Phil sollte ihr einen Weg eröffnen, um zum Ziel zu gelangen.
    Pech war nur, dass Packards Frau erst am nächsten Tag zurückkehrte. Die kommende Nacht musste sie noch überstehen, aber sie war hart im Nehmen und nahm sich vor, den Wirt zu umgarnen.
    Die Waffen der Frau hatte sie noch immer am besten einzusetzen gewusst, und sie fing bereits jetzt damit an.
    Obwohl das dunkle Kleid den Körper eng umspannte, zupfte sie noch daran herum und setzte ein weiches Lächeln auf, das Packards Widerstand dahinschmelzen sollte.
    Er schaute sie nicht mal an. Er stand neben einem der Tische und hielt eine Hand auf die Rückenlehne eines Stuhls gestützt. Seine Augen zuckten, und er atmete viel schneller und hektischer als gewöhnlich.
    »He, was ist los mit dir, Slim? Willst du mich nicht mehr anschauen? Wir können es gleich hier treiben…«
    Dieser Vorschlag fruchtete bei ihm nicht. Er stöhnte leise auf. Mit Entsetzen schaute die Kellnerin zu, das aus den Poren des Mannes Schweiß drang und sich wie eine Schicht auf seiner Haut festsetzte.
    Zudem war er kalkweiß geworden.
    Der verführerische Ausdruck aus dem Gesicht der Kellnerin verschwand. Was sie hier sah, war nicht normal. So hatte sich Packard noch nie verhalten.
    »He, was hast du? Was ist mit dir?«
    Der Wirt hatte sie gehört und schaute hoch. In seinen Augen lag ein trüber Schleier. Er hatte die Lippen verzogen, und sie sah auch, dass er zu zittern begann.
    »Sag was!«
    Packard saugte die Luft mit einem pfeifenden Geräusch ein. Er schloss dabei die Augen und drehte sich zur Seite weg. Jetzt, wo er keine Stütze mehr hatte, war zu sehen, wie schwer ihm das Laufen fiel. Er ging nicht mehr normal, sondern schleifte mit den Schuhen über den Boden hinweg und schwankte sogar beim Gehen. In seinen Augen stand ein Ausdruck, der Lucy Furcht einjagte. So etwas hatte sie bei einem Menschen noch nie erlebt. Von einem Augenblick zum anderen war die Veränderung bei ihm eingetreten. Einen Grund dafür sah sie nicht. Niemand hatte ihm etwas getan. Er war bisher völlig normal gewesen, und nun geschah dies. Da gab es keine Erklärung für Lucy.
    Er drehte sich zur Seite. Auch das geschah mit einer schwerfälligen Bewegung. Dabei breitete er die Arme aus, als er die neue Richtung erreicht hatte.
    Er schaute auf das Ziel. Es war die Tür, die er anvisierte. Er wollte nach draußen an die frische Luft.
    Lucy Denning wusste nicht, was sie unternehmen sollte. Sie stand auf der Stelle und hatte das Gefühl, die Wirklichkeit verlassen zu haben. Es gab keine Erklärung. Sie wusste nichts. Sie kam mit der Gestalt vor ihr

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